„Die Entscheidung fiel bei mir nach einer wirklich heftigen Sommersaison im September 2024“, sagt Peter Kopp, und die gute Laune bis dahin verzieht sich ein wenig. „Ich bin irgendwann aufgewacht und habe für mich beschlossen, jetzt reicht es, es geht nicht mehr.“ Seine Frau Petra nickt dazu und bestätigt, dass sie das Thema Aufhören oder Verkleinern schon längere Zeit umtreibe.
Immerhin wurden die Filialen in Wollmatingen 2024 und die im Paradies bereits Anfang 2025 geschlossen. „Ich habe nicht versucht, meinen Mann umzustimmen, so traurig es für uns beide auch ist“, sagt sie gefasst und fügt hinzu: „Vielleicht schauen wir eines Tages auf diese Entscheidung zurück und sind froh darüber.“
Hört man sich den Tagesablauf der beiden an, wundert man sich, dass sie es überhaupt so viele Jahre lang durchgehalten haben. Die Sieben-Tage-Woche war gesetzt, Schlaf gab es zwischen vier bis sechs Stunden täglich, wohlgemerkt in zwei Portionen. „Der Wecker klingelt jede Nacht um kurz nach Mitternacht“, erzählt Peter Kopp und seine Frau Petra ergänzt: „Ich brauche ‚erst‘ um 1 Uhr aufzustehen.“
Sie waren zuletzt vor 30 Jahren im Urlaub
Bis Mittag stehen beide in der Backstube und danach geht es an den Schreibtisch oder zum Ausliefern, nicht selten auch in den Verkaufsraum, denn nicht nur Bäcker, sondern auch Verkaufspersonal ist knapp. „Als wir 2009 den Laden von meinen Eltern übernahmen, arbeitete hier rund ein Dutzend Menschen, da hatten wir auch mal einen freien Tag“, erzählen die beiden.
Für Verwunderung sorgt, mit welcher Selbstverständlichkeit sie ganz nebenbei erwähnen, dass ihr letzter Urlaub rund 30 Jahre zurückliegt. „Wir haben hier immer sehr gern und mit viel Herzblut geschafft“, sagen sie nur und betonen den guten Rückhalt innerhalb der ganzen Familie, ohne die es nicht gegangen wäre.
„Außerdem haben wir eine tolle Kundschaft“, ist es ihnen noch ganz wichtig zu bemerken. Viele von ihnen würden sie nun trösten und verstehen, gleichzeitig seien sie traurig über das Ende der Kopp-Bäckerei, die so lange Jahre eine feste Instanz in Dettingen war.
Angestelle haben bereits neue Jobs gefunden
„Wir sind sehr froh, dass alle unsere sechs Angestellten an anderen Stellen übernommen werden“, so die Kopps. Wohin es sie beide verschlägt, ist noch nicht ganz sicher, aber sie versuchen, auch diese Situation positiv zu sehen. „Wir freuen uns auf mehr Zeit mit unseren Enkeln, denn viel Zeit für unsere eigenen Kinder hatten wir wahrlich nicht“, geben beide zu.
Die drei Kinder zeigen absolutes Verständnis für die Entscheidung ihrer Eltern und hatten sich schon früh und ganz bewusst dagegen entschieden, diese Bäckerei selbstständig weiterzuführen. „In den vergangenen Jahren wurden viele Vorschriften immer strenger, das hat unser Leben nicht unbedingt vereinfacht. Man denke nur an die jetzt eingeführte Verpackungssteuer“, sagt Peter Kopp, und: „Natürlich machten sich auch die günstigen Backwarenangebote in den Supermärkten in unseren Umsätzen bemerkbar.“
Damit bringt er das Thema auf seine Backwaren aus Familientradition. Das Bauernbrot sei noch immer der Renner, und seine Frau erzählt, wie sie schrittweise zu einer Konditorin wurde. Dann lachen beide kurz in Erinnerung an die vielen schönen Momente, die sie seit 2009 hier gemeinsam verbrachten, und für eine kurze Zeit ist die melancholische Stimmung verflogen.
Schwer wird es sicherlich für beide am Sonntag, 16. März. Dann werden die Kopps ein letztes Mal im Laden stehen und ihre Backwaren verkaufen.