Die von Gemeinderat und Stadtverwaltung angestrebte Mobilitätswende beinhaltet nicht nur kommunikativen Konfliktstoff, sie birgt zugleich Unfallgefahren. Beispiel dafür ist der Zusammenstoß eines Radfahrers mit einem Auto im Bereich von Mainau- und Conrad- Gröber-Straße am Freitagnachmittag. Hier wurden in den vergangenen Woche fünf Bäume gepflanzt, was eine Verengung der Mainaustraße zur Folge hatte. Nach Angaben von Robert Schwarz, dessen Rechtsanwaltskanzlei sich in dem Eckgebäude befindet, musste der Radfahrer ins Krankenhaus gebracht werden.
Fünf Sumpfeichen statt Parkplätze
Der Anwalt ebenso wie andere Anwohner hielten die am Montag, 12. April, beginnende Baumpflanzaktion zunächst für einen verspäteten Aprilscherz. Doch als der Bagger unmittelbar vor einem Fenster der Kanzlei die Straßendecke aufriss, wollte es Robert Schwarz genauer wissen. Nach etlichen Anrufen bei der Stadtverwaltung stand dann fest, dass es sich um keinen Witz handelt. Entlang der Häuserzeile sollten fünf Sumpfeichen gepflanzt werden – was inzwischen so auch umgesetzt wurde.
„Information wäre schön gewesen“
Robert Schwarz, der im Laufe der Nachfragen ungewollt die Rolle eines Sprechers der Anwohner übernahm, störte sich zu Beginn vor allem am Vorgehen der Stadtverwaltung. Eine Information der Hausverwaltungen, Gewerbetreibenden, Eigentümer, Mieter und Bewohner unterblieb, was er allein wegen der Lärmbelästigung für angebracht gehalten hätte. Die Vorgehensweise sei ferner wegen der Beeinträchtigung der Geschäftsleute reichlich unsensibel gewesen. Entlang der Straße gibt es neben der Kanzlei unter anderem einen Frisör, ein Kosmetik-Studio, einen Wolleladen und eine Gaststätte. „Wir wären allein schon wegen des Wegfalls von Parkplätzen gerne im Vorfeld informiert worden“, so Robert Schwarz, „ein Infoblatt im Briefkasten hätte genügt.“

Der Anwalt betont, dass es gegen die Pflanzungen nichts Grundsätzliches einzuwenden gebe, auch wenn die rasch wachsenden Sumpfeichen vermutlich schon bald den Blick auf seinen am Gebäude angebrachten Schriftzug versperren. Auch mit den zuständigen Fachabteilungen der Stadtverwaltung hat er inzwischen seinen Frieden gemacht, zumal man sich für das Informationsversäumnis entschuldigt habe. Was ihn aber nach wie vor stört, ist die generelle Vorgehensweise bei der Mobilitätswende.
„Abgesehen davon, dass man die unmittelbar betroffenen Menschen nicht beteiligte, fehlt bei der Pflanzaktion vor unserer Haustür die Berücksichtigung der besonderen Verkehrssituation“, so fasst Robert Schwarz die Kernpunkte seiner Kritik zusammen. Dazu zählt für ihn der Status einer „unechten Einbahnstraße“, bei der Anwohner durch eine Ausnahmeregelung in beide Richtungen fahren dürfen, die komplexe Straßenführung im Kreuzungsbereich am Petershausener Kopf der Rheinbrücke, aber eben auch die durch die Bäume herbeigeführte Verengung der Fahrbahn und die dadurch eingeschränkten Ausweichmöglichkeiten in den Kurvenbereichen.

Schneller als gedacht fühlt sich der Anwalt durch den Unfall am Freitag jetzt in seinen Befürchtungen bestätigt. Gestern wurden zwar Farbbahnmarkierungen aufgebracht, doch Robert Schwarz bezweifelt, dass sich die Lage dadurch entschärfen lässt. Die Kurve sei ohnehin schon gefährlich schmal und offensichtlich unterschätze die Stadt das Verkehrsaufkommen in diesem Bereich. „Ich beobachte das leider täglich“, sagt er und prophezeit, dass „die Beinahe-Kollisionen und Konflikte zunehmen dürften, wenn auch noch ein Baum unmittelbar hinter der Kurve die Streckenführung für Radfahrer in unerwarteter Weise einschränkt und entgegenkommenden Fahrzeuge diesem vorsorglich ausweichen müssen.“
Dabei geht es ihm im Fall der Pflanzungen im Bereich von Mainau- und Conrad-Gröber-Straße letztlich nur um die Beispielhaftigkeit – ähnlich wie bei der Debatte um die geplante Reduzierung von Parkplätzen im Stadtteil Paradies. Dazu zählen Mängel bei der Information, die Missachtung der Lebenswirklichkeit und in der Summe der Eindruck von Konzeptlosigkeit bei der Umsetzung. „Auch ich halte das Auto für einen Anachronismus“, sagt Robert Schwarz, der sich in Konstanz längst entweder zu Fuß oder mit dem Motorrad bewegt, „aber viele Leute brauchen es zurzeit eben trotzdem.“