Rüdiger Singer vom Konstanzer Sozial- und Jugendamt sagt: „Das Land hat die Umsetzung der Testungen bei Kitakindern vollkommen in kommunale Hände gegeben. Zum jetzigen Zeitpunkt ist vieles nicht geklärt.“ Einig sind sich die Stadt und andere Träger sowie der Kita-Gesamtelternbeirat (GEB), dass es eine einheitliche Strategie für alle geben soll. „Eine vom Land verordnete Testpflicht für Kitakinder oder eine Zutrittsverweigerung für ungetestete Kinder in die Einrichtung halten wir derzeit für unwahrscheinlich“, sagt Singer weiter.

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Ansonsten ist noch vieles offen: Welche Tests sind geeignet für Kinder welchen Alters? Wer führt sie durch, inwieweit werden Eltern mit einbezogen? Wie funktioniert die Logistik bei deutlich über 3000 Konstanzer Kitakindern? Auch der GEB hat sich mit diesen Fragen ausgiebig beschäftigt. „Hier darf nichts einfach übers Knie gebrochen werden“, sagen die Vorsitzenden Heike Kempe und Bianca Eblen.

Heike Kempe ist Vorsitzende des Kita-GEB in Konstanz.
Heike Kempe ist Vorsitzende des Kita-GEB in Konstanz. | Bild: privat

Bei einem ersten Treffen mit der Stadt Konstanz seien auch Teststrategien anderer Kommunen unter die Lupe genommen worden, die bereits als Pilotprojekte begonnen haben. „Hier hat sich abgezeichnet, dass das Freiburger Modell mit Pool-Testungen, also kindgerechten Lolli-Tests, die anschließend nach PCR-Methode ausgewertet werden, vermutlich die Kapazitäten der hiesigen Labore übersteigen würde“, sagen die beiden.

Die Forderungen der Elternvertreter

Aus Sicht des GEB sind ein paar Eckpunkte aber unerlässlich: Die Tests bei Kitakindern sollten kostenlos und freiwillig sein, ein Gruppenzwang muss vermieden werden. Daher sollen die Kinder aus ihrer Sicht zu Hause und nicht in den Einrichtungen getestet werden – auch, um die Erzieher in einer ohnehin angespannten Personalsituation nicht zusätzlich zu belasten.

„Spuck-, Lolli- oder Lutschertests sind nasalen Abstrichen unbedingt vorzuziehen“, meinen Heike Kempe und Bianca Eblen. „Darüber hinaus lehnen wir Stigmatisierungen wie die Aufteilung der Kinder in getestete und ungetestete Kita-Gruppen strikt ab.“

Mit diesen Wünschen will der GEB nicht ausdrücken, dass er grundsätzlich das Testen kleiner Kinder gutheißt. „Vielmehr fordern wir ein klares Konzept, um längerfristig den verlässlichen Betrieb der Kitas und gleichzeitig einen besseren Gesundheitsschutz für alle sicherzustellen“, formulieren die Vorsitzenden.

Ihnen ist bewusst, dass die Eltern in dieser Frage gespalten sind: „Die Positionen reichen von strikter Ablehnung der Tests bei den Kindern bis hin zur Forderung nach einer allgemeinen Testpflicht.“ Die Ablehnung vieler Eltern können die beiden Mütter gut nachvollziehen.

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„Schließlich mussten Familien im vergangenen Jahr der Pandemie erfahren, dass auch starke Einschränkungen der Betreuung, der persönlichen Kontakte und des Verhaltens von Kindern nicht dazu geführt haben, dass Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung mit Priorität behandelt wurden“, sagen Kempe und Eblen.

Vielen Eltern fehle das Vertrauen, dass Kitas durch regelmäßige Tests bei Kindern wirklich offenbleiben, wenn das Infektionsgeschehen weiter anzieht. Deshalb müssten alle in die Pflicht genommen werden. „Wir befürchten, dass analog zu den Schulen in den Kindertageseinrichtungen eine Testpflicht eingeführt wird, während es für Arbeitnehmer lediglich eine Testangebotspflicht gibt. Das wäre dann nicht nur unredlich, sondern auch unverhältnismäßig“, so die GEB-Vorsitzenden.

Unterdessen haben die Schulen in dieser Woche mit dem Testen begonnen, bisher noch freiwillig. In der kommenden Woche gilt aufgrund der hohen Inzidenz im Landkreis Konstanz die Testpflicht für alle, die an Präsenzunterricht oder Notbetreuung teilnehmen wollen. Inzwischen liegen den Schulen ausreichende Mengen an Testkits vor, zumindest für die kommende Woche.

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Laut Frank Raddatz, Leiter der Theodor-Heuss-Realschule und Geschäftsführender Schulleiter für alle Schularten außer Gymnasien, wollen am Theo fast alle Schüler zum Präsenzunterricht kommen. „Nur eine Familie möchte ihr Kind nicht testen lassen, daher muss dies dem Fernunterricht folgen“, so der Schulleiter.

Niemand soll bloßgestellt werden

Verwirrung unter den Eltern gab es kurzzeitig um den Zeitpunkt der Testungen. So schrieb ein Vater dem SÜDKURIER: „Manche Schulen werden wahrscheinlich die Tests in der letzten Stunde des Schultags machen, da die positiv getesteten Schüler nicht exponiert werden dürfen (das heißt, die anderen Kinder dürfen die Ergebnisse nicht erfahren). Im Klartext bedeutet das, dass man aus Datenschutzgründen lieber die positiv getesteten Schüler im Unterricht und im Bus heimfahren lässt, damit niemand das Ergebnis erfährt.“

Tatsächlich bestätigt Patrick Hartleitner, Leiter des Suso-Gymnasiums und neuer Geschäftsführender Schulleiter der Konstanzer Gymnasien: „Wir haben die Option einer Testung am Ende des Schultages im Kollegium diskutiert, um das Bloßstellen Einzelner zu vermeiden.“

Patrick Hartleitner ist Rektor des Konstanzer Suso-Gymnasiums.
Patrick Hartleitner ist Rektor des Konstanzer Suso-Gymnasiums. | Bild: Kirsten Astor

Doch dieser Plan wurde verworfen, auch das Suso testet zu Beginn des Schultages. „Wir setzen lieber auf pädagogische Vorbereitung und persönliche Begleitung im Falle eines auftretenden Verdachtsfalles“, so Hartleitner.

Auch am Theo beginnen die Tests um 8 Uhr. „Bis alle Klassen durch sind, kann es später Vormittag sein“, sagt Frank Raddatz. Dabei ließe es sich nicht vermeiden, dass Klassenkameraden erfahren, wer positiv getestet wird.

„Ich muss den betreffenden Schüler ja nach dem Feststehen des Ergebnisses aus dem Unterricht nehmen“, sagt der Rektor. Auch die anderen Familien der betroffenen Klasse müssten über den Infektionsfall informiert werden.

Die Schulleiter sind zumindest für die kommende Woche mit ausreichend Corona-Tests versorgt, so wie hier Frank Raddatz, Leiter der ...
Die Schulleiter sind zumindest für die kommende Woche mit ausreichend Corona-Tests versorgt, so wie hier Frank Raddatz, Leiter der Theodor-Heuss-Realschule. | Bild: Kirsten Astor

Doch stets werde das vorläufige Ergebnis des Antigen-Tests betont. „Wenn ein positiver PCR-Test dies bestätigt, übernimmt das Gesundheitsamt.“ Patrick Hartleitner betont ebenfalls: „Wir fangen die Ängste der Kinder bezüglich einer ernsthaften Erkrankung auf und machen der Gruppe bewusst, dass es sich lediglich um Verdachtsmomente handelt und auf gar keinen Fall Schuldzuweisungen oder Ähnliches erfolgen.“ Das Suso setzt auch die vom Land gelieferten Antigen-Tests ein, plant als Probelauf aber zusätzlich den Einsatz von zuverlässigeren PCR-Tests.

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