In Böhringen sind für 2023 einige Veränderungen zu erwarten. Schon in wenigen Wochen könnte es die erste große Nachricht geben: „Wir hoffen, dass im März der positive Bescheid für die Ortskernsanierung kommt. Erstmals ist der Antrag mit Zahlen unterfüttert. Die Absichtserklärung der Stadt, bis 2027 und die folgenden Jahre 14,7 Millionen Euro in den Haushalt einzustellen, zeigt dem Regierungspräsidium, dass es uns ernst ist“, macht Ortsvorsteher Bernhard Diehl deutlich.

„Wenn es jetzt nach zehn Jahren endlich klappt, freue ich mich wirklich. Dann können wir alle zusammen die Ortsmitte entwickeln, damit Schönes entsteht und Böhringen mit dem geplanten Gemeinschaftshaus samt Dorfplatz ein neues Herz bekommt!“

50 neue Wohneinheiten in zehn Jahren

Unabhängig davon wächst Böhringen in großen Schritten. „In den letzten zehn Jahren sind sicher gut 50 Wohneinheiten allein durch Innenverdichtung entstanden“, hebt Bernhard Diehl hervor. Mit Fertigstellung des Baugebiets Nezfeldwies, wo ein privater Investor rund 100 Wohnungen zur Miete schafft, davon 30 Prozent als Sozialwohnungen, wird die Einwohnerzahl bis Ende des Jahres voraussichtlich von aktuell 4500 auf mindestens 4800 steigen. „Das sind fast 10 Prozent mehr!“, rechnet der Ortsvorsteher freudig vor.

Im neuen Wohngebiet entsteht auch ein zweizügiger Kindergarten für Krippen – und U3-Kinder, eventuell mit angegliedertem Familienzentrum. Träger dieses sechsten Kindergartens in Böhringen wird der Kinderschutzbund, Ortsverein Konstanz, sein. Die Eröffnung ist im Herbst geplant.

Fortschritte beim Baugebiet Hübschäcker

Vorwärts gehen soll es auch im Neubaugebiet Hübschäcker, wo der letzte Bauabschnitt mit ursprünglich 50 geplanten Bauplätzen nun schon zehn Jahre auf sich warten lässt. Einige der benötigten Grundstücke sind noch in Privatbesitz, die Gespräche der Stadt mit den Eigentümern zogen sich lange hin, verliefen zuletzt aber konstruktiv, wie der Ortsvorsteher versichert.

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Im Februar will die Verwaltung eine Umplanung für das Areal vorstellen, die eine verdichtete Bebauung vorsieht – weniger Einfamilienhäuser, dafür mehr Doppelhäuser sowie Mehrfamilienhäuser mit 30 Prozent sozialgebundenem Wohnraum. „Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Flächenverbrauch und Klimawandel sind immer wichtigere Themen und Familien müssen es sich auch leisten können, zu bauen“, unterstreicht Bernhard Diehl.

Ob die Realisierung des Baugebietes dieses Jahr klappt, hängt nicht nur von weiteren Gesprächen mit den Grundstückseigentümern ab. Für die geplante Erschließung muss erst eine alte Streuobstwiese weichen.

Neue Bänke und Tische für Liegewiese am Böhringer See

Froh ist Ortsvorsteher Bernhard Diehl darüber, dass der Pächter des Böhringer Sees weitermacht. Vorgesehen ist in diesem Jahr, den Spielplatz dort zu erneuern. Dafür sind im Haushaltsplanentwurf 50.000 Euro vorgesehen. Die Liegewiese soll mit Bänken und Tischen sowie mit einem Sonnensegel aufgewertet werden.

Nicht abschätzbar sei die Entwicklung der Blaualgen. Es ist beabsichtigt, die Rückstauklappe am Seelegraben zu ertüchtigen, daneben wurden im Haushalt Mittel für ein Extensivierungsprogramm am See eingestellt und für die Anlage von Schilfpoldern.

Fahrradstellplätze am Bahnhof und Car-Sharing

Für den 14. Februar kündigt Bernhard Diehl die Einweihung der neuen, sehr großzügigen Fahrradabstellanlage am Bahnhof an. Die gut beleuchtete und überdachte Station mit einigen auch abschließbaren Fahrradboxen soll noch mehr Leute animieren, vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen.

Man wolle zudem versuchen, die Radschutzstreifen in der Ortsmitte bis zum Ortsende in Richtung Singen und Radolfzell zu verlängern – umso wichtiger, nachdem der Radschnellweg von Singen nach Konstanz aufgeschoben wird.

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Auch Car-Sharing ist in Böhringen angedacht. Nachdem sich zentral in der Ortsmitte kein Unternehmen findet, das die Basisauslastung sichert, laufen Gespräche mit der Firma Aptar und den Stadtwerken Radolfzell, dort ein Angebot für die Bürger zu schaffen, gemeinschaftlich ein Elektro-Fahrzeug zu nutzen.

Biber gefährdet Trinkwasserversorgung

Doch auch Sorgen treiben den Ortsvorsteher um. Große Probleme bereitet der Biber, der sich zunehmend in Böhringen wohlfühlt und im Dezember die Trinkwasserversorgung gefährdete. Aktuell ist der Hundertjauchertweg nach Radolfzell überflutet und kann von Radfahrern und Fußgängern nicht genutzt werden.

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„Das Bibermanagement für die geschützten Tiere gehört ins Landratsamt und nicht nach Freiburg. Der Weg ist viel zu lang, wenn man eine Genehmigung braucht, um schnell etwas zu bewegen“, klagt Bernhard Diehl.

Herausforderung durch ukrainische Flüchtlinge

Viel mehr noch beschäftigt ihn die Flüchtlingssituation durch den Ukraine-Krieg. „Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht und der Landkreis ist am Anschlag. Die Mettnauhalle ist voll. Noch kann Radolfzell die Anschlussunterbringung auffangen. Aber die Unsicherheit, ob die Hallen in Güttingen und Böhringen gebraucht werden, ist für alle groß, insbesondere für die Vereine“, macht Bernhard Diehl deutlich.

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„Vor allem aber sind diese vielen Menschen, die vor dem Krieg fliehen und hier traumatisiert ankommen, eine große gesellschaftliche Aufgabe für uns. Da sind wir alle gefordert!“