Mit Empörung reagiert der Ortschaftsrat Böhringen auf vorschnelle Pläne der Stadt, das örtliche Rathaus zu verkaufen. Vor allem der Zeitpunkt, zu dem der Verkauf des Rathauses auf der Tagesordnung stand, sorgte sowohl bei den Ortschaftsräten als auch bei Bürgern für Irritationen.

Dass das historische Gebäude nach der geplanten Ortskernsanierung verkauft oder vermietet werden soll, ist schon lange der Plan – zumal die Verwaltung barrierefreie Räumlichkeiten im vorgesehenen Dorfgemeinschaftshaus bekommen soll und die Erlöse für das alte Rathaus von 1814 in die Gegenfinanzierung der Neuen Ortsmitte einfließen sollen.

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Allerdings kommt das Sanierungsprojekt nicht voran. Bemängelt wird, dass es zwar eine vorbereitete Planung mit vielen Ideen und Anregungen zu verschiedenen Gestaltungsvarianten für das Gebiet gibt, aber kein festgezurrtes Konzept. Vieles hängt am ungeklärten Standort des zukünftigen Dorfgemeinschaftshauses, wo es um den Abriss einer maroden aber unter Denkmalschutz stehenden Scheune geht, an den Kosten für die angedachte Tiefgarage unter dem Dorfplatz sowie an der Frage, wie es mit dem Feuerwehrhaus weitergeht. In den Jahren 2019 und 2020 wurden Anträge zur Aufnahme ins Landesförderprogramm gestellt, denen aber nicht stattgegeben wurde, weil die Stadt keine Haushaltsmittel eingestellt hatte.

Verkaufswert von 1,1 Millionen Euro ermittelt

Der Ortschaftsrat sprach sich klar dafür aus, bei der Entscheidung über das Rathaus „einen Schritt nach dem anderen zu gehen“ und stimmte einstimmig dem Antrag von Ortschaftsrat Robert Böhm (CDU) zu, den Tagesordnungspunkt zu vertagen. Zudem wolle man abwarten, wie der neue Oberbürgermeister Simon Gröger zur Ortskernentwicklung stehe.

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Die beteiligten Gutachter haben für das Rathaus mit Musikpavillon einen Verkehrswert von 1,1 Millionen Euro ermittelt. Wie Nathalie Gerstmann vom Dezernat Umwelt, Planen Bauen in der Sitzung erklärte, muss in diesen Tagen erneut der Antrag zur Aufnahme ins Landesförderprogramm gestellt werden. Haushaltsmittel für die Ortskernsanierung sind im beschlossenen Investitionsprogramm für das Jahr 2026 und die folgenden Jahre verankert. Angesichts der angespannten Haushaltslage, müsse dringend überlegt werden, wie eine bessere Grundlage geschaffen werden könne, damit die Aufnahme ins Förderprogramm gelinge, mahnte sie.