Die schlechte Nachricht für Autofahrer vorab: Sie werden in Zukunft Raum für andere Verkehrsteilnehmer in Radolfzell abgeben müssen. Das zumindest sieht das künftige Mobilitätskonzept der Stadt Radolfzell schon vor seiner Ausarbeitung vor.

Rund 50 Teilnehmer nahmen an der Auftaktveranstaltung zum Verkehrskonzept im Milchwerk teil.
Rund 50 Teilnehmer nahmen an der Auftaktveranstaltung zum Verkehrskonzept im Milchwerk teil. | Bild: Jarausch, Gerald

Zur Auftaktveranstaltung zum Thema integrierter Mobilitätskonzept im Milchwerk kamen rund 50 Teilnehmer aus der Radolfzeller Bevölkerung, um erste Ideen und Impulse für die Veränderung in den kommenden Jahren zu geben. Gleichzeitig konnten Interessierte die Veranstaltung zuhause am Computer verfolgen und sich beteiligen, da sie live in das Internet übertragen wurde.

Klimaschutz ist für den Staat Pflicht

In einem Impulsvortrag zu der „Mobilität in Städten“, zeigte Sebastian Wilske, Regionaldirektor des Regionalverbands Hochrhein-Bodensee, zunächst die Notwendigkeit und Lösungsansätze für einen Wandel der Mobilität auf: Der Staat ist generell zum Klimaschutz verpflichtet. Das besagt ein Urteil des Verfassungsgerichtes.

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Im Umkehrschluss verhält er sich verfassungswidrig, wenn er dieser Verpflichtung nicht nachkommt, ließ er wissen. Die Städte und Kommunen müssen daher Konzepte entwickeln, wie sie den Verkehr – der ein großer Verursacher von Kohlenstoffdioxid ist – verringern, beziehungsweise ihn weniger belastend gestalten.

Verkehr muss deutlich nachhaltiger werden

In Zahlen gesprochen wird eine Verringerung des Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes von 55 Prozent bis zum Jahr 2030 angestrebt. Nach Ansicht von Experten hinkt der Verkehr einer deutlichen Verbesserung stark hinterher. Es gilt die Elektrifizierung voranzutreiben, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu stärken und eine Verlagerung vom Individualverkehr mit PWKs auf Fahrräder und andere Alternativen voranzutreiben.

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In der Bürgerbeteiligung ging es nun darum, die Bedürfnisse der Radolfzeller Bürger zu erfassen und daraus in den nächsten Monaten einen Plan zu entwickeln. Dabei teilten sich die rund Teilnehmer in fünf verschiedene Gruppen und Themenbereiche auf. Es galt Vorschläge und Ideen für das Fußwegenetz, das Radwegenetz, den ÖPNV, die Straßenhierarchie sowie alternative Mobilität und das Parken zu sammeln.

Größtes Potenzial liegt im Radverkehr

In den jeweiligen Gruppen versuchte man, bis zum Abschluss des Abends die relevantesten Dinge herauszukristallisieren, was sich nicht immer als leicht herausstellte. Schließlich stehen alle Parameter in einer Wechselwirkung zueinander, die eine Trennung manchmal unmöglich macht. Das größte Potenzial liegt laut dem beauftragten Fachbüro im Bereich des Radwegenetzes beziehungsweise seinem Ausbau, wie Frank Gericke von Modus Consult feststellte.

Teilnehmer der Veranstaltung formulieren ihre Wünsche und Anregungen.
Teilnehmer der Veranstaltung formulieren ihre Wünsche und Anregungen. | Bild: Jarausch, Gerald

Konkrete Anregungen der Teilnehmer waren hier die Beseitigung von Gefahrenpunkten, mehr Abstellflächen und -punkten als auch der Erhalt des Befahrens der Fußgängerzone. Für die Fußgänger wünschten sich die Bürger eine bessere Trennung von Fuß- und Radwegen, eine Bahnquerung im Bereich des Herzenareals und die Sanierung des Haselbrunnstegs.

Neue ÖPNV-Taktung und mehr alternative Verkehrsmittel

Der ÖPNV bedarf nach Ansicht der Teilnehmer einer kürzeren Taktung und einer Elektrifizierung der Busse. Im Straßenverkehr sahen sie die Notwendigkeit einer neuen Flächenverteilung aller Verkehrsteilnehmer, die Reduzierung der Parkplätze im Innenstadtbereich und die Ausweitung von Tempo-30-Zonen. Im Bereich der alternativen Mobilität wünschten sich die Teilnehmer ein größeres Angebot an Carsharing-Angeboten als auch die Verfügbarkeit von Leih-Lastenrädern an möglichst vielen Punkten in der Stadt.

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Eine fachliche Auswertung der Ideen und Vorschläge steht als nächstes an. „Wir werden Lücken haben, aber wir wollen vorankommen“, erklärte Frank Gericke dazu. Das wünschte sich auch OB Simon Gröger: „Die nächste Gemeinderatssitzung wird spannend“, kündigte er in dem Zusammenhang schon einmal an.