Als die Stadt Radolfzell im vergangenen November die Umstellung an Schulen von Schnelltests auf Pooltests ankündigte, nannte sie eine Entlastung der Einrichtung als einen der Gründe. Die Durchführung der Abstriche vor Ort sei bei Pooltests schneller möglich, weil nicht mehr 15 Minuten nach jedem Test gewartet werden, sondern die Proben gesammelt zur Auswertung an Labore gegeben werden. Aber machen Pooltests in einer Zeit, in der die Infektionszahlen immer wieder neue Höchstwerte erreichen, wirklich noch Sinn? Oder belasten sie die Schulen mittlerweile sogar, weil immer wieder ganze Klassen zur Abklärung vorübergehend daheim bleiben müssen?
Nur wenig positive Pooltests
Tatsächlich scheint die Omikron-Welle zumindest an manchen Schulen in Radolfzell im Moment gar nicht so hart zuzuschlagen, wie angesichts der aktuellen Zahlen – laut dem Landratsamt Konstanz waren am Freitagmittag 7674 Menschen im Kreis infiziert, 727 davon in Radolfzell – zunächst zu befürchten ist. So berichtet Kerstin Ende, Rektorin der Sonnenrain-Grundschule, dass die positiven Befunde zuletzt sogar abgenommen haben.
Anfang der vergangenen Woche seien von 24 Pools an der Schule sechs positiv ausgefallen, zuletzt seien es nur noch zwei gewesen. Zu vernachlässigen ist das aber dennoch nicht, sagt sie: „Das hört sich wenig an, aber in einem Pool sind bis zu 15 Kinder drin.“ Diese müssen bei einem positiven Pooltest erst einmal alle daheim bleiben, bis sie einen weiteren PCR-Test gemacht haben – erst, wer dann negativ ist, darf gleich in die Schule zurückkehren. Und obwohl Kerstin Ende das gute Testangebot des DRK in Radolfzell lobt, dauere es abhängig von den Laborkapazitäten unter Umständen eben etwas, bis das Ergebnis vorliege. Die Kinder würden bis zu ihrer Rückkehr in die Schule Aufgaben gestellt bekommen, die sie daheim erledigen. „Da findet kein Fernlernunterricht mit Videounterricht statt“, sagt die Rektorin. Das wäre nicht leistbar, während parallel Präsenzunterricht stattfindet.
Friedrich-Hecker-Gymnasium bleibt weitgehend verschont
Ulrike Heller, Schulleiterin des Friedrich-Hecker-Gymnasiums, berichtet, bislang habe es an ihrer Schule seit Einführung der Pooltests im Januar kaum positive Ergebnisse gegeben. Von 67 Tests sei in dieser Woche gerade einmal einer positiv ausgefallen, im schlimmsten Fall seien es von 71 Pools drei positive gewesen.
Heller hat den Eindruck, dass auch die Immunisierung der Schüler, zu denen die Schule durch ihre Impftage auch selbst aktiv beiträgt, eine Rolle spielen: „Wir haben sehr viele Schüler, die geimpft oder sogar schon geboostert sind.“ Auch am Friedrich-Hecker-Gymnasium bekommen Schüler, die nach einem positiven Pooltest zumindest bis zum Ergebnis eines nachfolgenden PCR-Tests erst einmal zuhause bleiben müssen, Aufgaben zur Verfügung gestellt.
Pooltests sind sensibler
„Man muss im Moment als Schule total flexibel sein“, sagt Ulrike Heller. Aber: „Es zahlt sich wirklich aus.“ Denn zum einen seien Pooltests wirklich sehr verlässlich. Zum anderen erscheine ein positives Ergebnis im Gegensatz zu Schnelltests, die direkt im Unterricht ausgewertet werden, nicht im Beisein der Mitschüler – das könne nämlich sehr schwierig für die Betroffenen sein. Stattdessen erfolge eine solche Nachricht per E-Mail oder Handy an die Eltern.
Und Ulrike Heller bestätigt, dass Pooltests weniger Zeitaufwand fordern. „Es fällt weniger Unterricht aus.“ Zwar sei dafür der Aufwand größer, wenn es zu einem positiven Pool-Test kommt. Und auch im Vorfeld sei viel Arbeit angefallen, weil erst einmal Listen mit den Schülern für die Pool-Testungen angelegt werden mussten. Trotzdem sei sie sehr zufrieden mit dieser Art der Tests und sie hoffe, dass diese am Friedrich-Hecker-Gymnasium noch längere Zeit durchgeführt werden.
Das sagt die Stadt
Wie die Stadt mitteilt, werden die Schulen, die bereits Pooltests durchführen, das nach aktuellem Stand weiterhin tun. Nur neue Schulen sollen nicht dazu kommen. Brigitte Reichmann, Leiter der Abteilung Schulen und Sport, begründet das damit, dass Pooltests sensibler seien als Schnelltests.
Zwar müssen alle Schüler eines Pools bei einem positiven Fall zur Nachtestung, „allerdings würden ohne das positive Pool-Ergebnis unter Umständen mehr erkrankte Kinder den Unterricht besuchen, wodurch das Risiko einer Ansteckung und Weiterverbreitung höher ausfallen würde. Dadurch müssten sich unter Umständen mehr Kinder in Quarantäne begeben, was die Familien mehr belasten würde. Auch wäre die Weiterverbreitung innerhalb der Kontakte der Kinder eher möglich.“
Grundschule Liggeringen steigt aus
Einer Schule war das dennoch zu viel. An der Grundschule Liggeringen wurden eigentlich bereits Pooltests eingeführt, wie Rektorin Dagmar Vollmer berichtet, seien diese aber wieder abgeschafft worden, „nachdem deutlich wurde, dass das Procedere beim Einsatz von Pooltests sich für die Eltern im Falle einer positiven Pool-Testung sehr aufwendig gestaltet und die Testergebnisse erst mit einiger Verzögerung erhältlich sind“. Nun werde in Liggeringen wieder dreimal die Woche mit Antigen-Schnelltests gearbeitet.