Ihre Bühne mag die kleinste im weiten Umkreis sein, aber ihr Programm zählt zu den größten. Gemeint ist die Adlerfasnacht, die nach fünfjähriger Pause in die Räumlichkeiten ihres Namengebers zurückkehrte: die ehemalige Gaststätte Adler, die mittlerweile geschlossen hat.
Auf kleinstem Raum und platzbedingt vor lediglich 40 Zuschauern pro Abend boten die kreativen Narren rund um Programmdirektor Jürgen Karrer alles, was zu einem besonders schönen traditionellen Bunten Abend gehört. „Unfassbar kreativ und innovativ zu sein ist unser Ruf“, sagte Kreativkopf Jürgen Karrer zur Begrüßung – und sollte Recht behalten.
Start des Abends war das Narrenbaumstellen im Vorgarten, das dank Hausherr Matthias Sättele und seinen Söhnen Hannes und Magnus besonders originell ausfiel. Im Sketch haben sich die Söhne zum Unmut ihres Vaters bei Beate Uhse Utensilien für den Narrenbaum bestellt. Heraus kam ein Narrenbaum, der – geschmückt mit bunter Unterwäsche – von den Holzhauern und begleitet von Trompeter Lars Kießling feierlich gestellt wurde.
Mit 88 Jahren auf der Bühne
Geboten war noch mehr: „Trotz Donald Trump und Dieter Bohlen gibt es auch nette alte Männer. Einer ist richtig alt und steht heute nach jahrelanger Bühnenabstinenz wieder auf der Bühne“, verkündete Karrer. Gemeint war der 88-jährige Wolfgang Wernert, Schöpfer des Welsbartlieds, der sich gemeinsam mit Hubert Schorn, Matthias Sättele und Bettina Frauz im Sketch „S‘Mögginger Standlääbe“ den komplizierten Regelungen zur Nutzung des Mindelsees widmete.

Auch im Sketch „Baywatch“ ging es um den Mindelsee, bei dem Siggi Ellensohn in die Rolle des mittlerweile betagten David Hasselhoff schlüpfte. Unterstützt von vier Rettungsschwimmerinnen widmete er sich einigen Notfällen. Lediglich die Liggeringer wollten sie nicht retten: „Dafür sind wir nicht zuständig!“

Ralf Mayer steht auf der Bühne
„Zeit für ein kleines Wunder“: so wurde die Bütt von Ralf Mayer, ehemaliger Ortsvorsteher von Möggingen, angekündigt. Mayer widmete sich in seiner Bütt „Alles klar, Alter?“ Fragen rund um das Älterwerden. Er lief zur Bestform auf und brachte sein Publikum mit Pointen zum Thema „Wann ist das richtige Alter für den Abgang?“ zum Lachen.

Besonders gespannt wurde der Auftritt von Matthias Sättele erwartet, der wieder in die Rolle des Wissenschaftlers Prof. Dr. Dr. Kai-Uwe Wagenknecht schlüpfte. Grandios in Mimik und Sprache widmete er sich der Frage, warum es in Radolfzell „nicht so richtig rumpelt“.

Mögginger Pate löst die Probleme
Höhepunkt des Abends war der zweiteilige Auftritt von Jürgen Karrer als „Pate vom Ghetto“. Gemeint ist eine Ecke Möggingens, in der es sieben Wohnblöcke gibt. Begleitet von seiner „Donna Marriella“, dargestellt von Ina Karrer, sowie zwei Ghetto-Brüdern zog der Pate auf seinen Thron und widmete sich den Anliegen der Ghetto-Bewohner. Nacheinander brachten sie, dargestellt von allen Akteuren des Abends, ihre ebenso witzigen wie skurrilen Anliegen vor.
So wollten Magnus und Hannes ihre beiden Katzen loswerden und berieten mit dem Paten, wie das am besten gelingen könne. „Aufhängen vielleicht oder eine Todesspritze“, schlug Hannes vor, während Magnus „ein elektrisches Katzenklo“ ins Spiel brachte. Der Pate wusste Rat: „Ihr bringt die Katzen ins Ghetto und wir regeln das.“
Passend zur Adlerfasnacht war auch die Narrenmusik mit Michael Maisch und Walther Stoll zwar besonders klein, dafür aber umso mitreißender. Neben Stimmungsmusik unterhielten die Musiker mit Liedern des verstorbenen ehemaligen „Ghetto-Bewohners“ Hans-Peter Grob. Begleitet von Margot Thau sangen sie gemeinsam mit den Gästen Lieder, die das Mögginger Dorfleben seit vielen Jahren begleiten.