Es ist das närrische Großereignis in Möggingen in diesem Jahr: Am Freitag, 21. Februar, und Sonntag, 23. Februar, sind die Welsbärte Ausrichter des Seenarrentreffens und damit Gastgeber für zahlreiche Narren aus der Region. Damit stehen sie auch vor der Herausforderung, närrisches Treiben und Bundestagswahl unter einen Hut zu bringen. Welsbart-Präsident Sigmund Häberle und Kassier Philipp Mayer berichten von den Herausforderungen.
Die Planungen für das Seenarrentreffen liefen bereits auf Hochtouren, als im Dezember die Nachricht kam, dass parallel zum Narrentreffen die Bundestagswahl stattfinden wird. Wie hat die Zunft auf diese Nachricht reagiert?
Sigmund Häberle: Zu diesem Zeitpunkt waren unsere Planungen natürlich sehr weit fortgeschritten. Uns war eigentlich schnell klar, dass wir möglichst an unserem Termin festhalten möchten. Der Termin hat einen festen Platz im Kalender der zwölf Mitgliedszünfte der Seenarren-Gruppierung. Durch eine Verschiebung hätten wir sicher einige Zünfte verloren, das wollten wir definitiv vermeiden. Deshalb haben wir uns gesagt: Entweder am 23. Februar oder gar nicht.
Der ursprünglich ebenfalls am Wahl-Sonntag geplante Höriumzug in Schienen wurde auf Samstag, 22. Februar, vorgezogen. Was war ausschlaggebend, dass Möggingen am geplanten Termin am Sonntag festhalten konnte?
Philipp Mayer: Die Grundvoraussetzung war, dass es ein Wahllokal geben muss, das jederzeit ohne Behinderung und Wahlbeeinflussung aufgesucht werden kann. Wir haben den großen Vorteil, dass wir mit dem Kinderhaus Bullerbü ein Wahllokal haben, das räumlich vom Geschehen des Narrentreffens getrennt werden kann. In der Abwägung mit der Wahlleitung in der Stadtverwaltung war dies auch Grundvoraussetzung für die Durchführung des Narrentreffens. Zudem war es zwingend erforderlich, dass es rund um das Wahllokal eine Bannmeile mit einem Radius von 50 Metern geben wird.
Um einen ungehinderten Zugang zum Wahllokal auch während des Umzugs zu gewährleisten, wird eine Zufahrtsstraße ausgeschildert, die nicht durch den Ortskern verläuft.
Lag die Entscheidung, an der Ausrichtung des Treffens am Termin des Wahlsonntags festhalten zu können, in der Hand der Zunft?
Philipp Mayer: Wir waren zu dem Zeitpunkt schon im engen Austausch mit dem Ordnungsamt bezüglich des Sicherheitskonzepts. In dem Rahmen wurden dann direkt auch die zusätzlichen Anforderungen für die parallel stattfindende Bundestagswahl diskutiert, das war ein dynamischer Prozess.
Welche zusätzlichen Vorkehrungen wurden getroffen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten?
Philipp Mayer: Um auf der sicheren Seite zu sein, haben wir einen Sicherheitsdienst beauftragt, der bei der Bannmeile positioniert sein wird. Gemeinsam mit der Polizei wird der Dienst das reibungslose Miteinander von Narrentreffen und Bundestagswahl gewährleisten.
Zudem haben wir einen Aufruf gestartet und die Mögginger gebeten, möglichst von der Briefwahl Gebrauch zu machen, um das Geschehen am Sonntag zu entlasten. Aber letztendlich ist das natürlich nur eine Bitte. Wir haben auch bereits alle teilnehmenden Zünfte über die besondere Situation kontaktiert und sie bereits im Vorfeld beispielsweise über die Bannmeile informiert.
Wie wird das Seenarrentreffen ablaufen?
Sigmund Häberle: Bei beiden Umzügen, also dem Nachtumzug am Freitag und dem Festumzug am Sonntag, werden rund 30 Zünfte und 1400 Hästräger erwartet. Bei den Zuschauern sind wir völlig offen, da das wirklich stark wetterabhängig ist. Um die Anreise nach Möggingen möglichst einfach zu gestalten, haben wir in enger Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Zusatzbusse im Einsatz.
Auf dem Rathausplatz wird es zwei beheizte Festzelte geben. Unsere Vereine werden insgesamt elf Besenwirtschaften betreiben, das heißt, alles wird von der Dorfgemeinschaft ausgerichtet. Wir haben uns bewusst gegen externe Anbieter entschieden.
Es ist immer wieder zu lesen, dass die Anforderungen an die Ausrichtung eines Narrentreffens steigen. Was sind Ihre Erfahrungen?
Philipp Mayer: Im Sommer 2023 haben wir bereits mit den ersten Vorbereitungen für das Seenarrentreffen begonnen. Wir haben uns mit den Zünften aus Dettingen und Allensbach getroffen, die das Seenarrentreffen zuletzt ausgerichtet haben. Da wurde uns bewusst, was da eigentlich allein bei der Erfüllung des Sicherheitskonzepts auf uns zukommt.
Die Vorgaben sind sehr hoch, unser Sicherheitskonzept umfasst 17 Seiten, die verkehrsrechtliche Anordnung ist ebenfalls sehr umfangreich. Aber die Mühe hat sich gelohnt, denn künftig können die anderen Ortsteil-Zünfte davon profitieren und das Konzept auf ihre örtlichen Bedingungen anpassen. Unser großer Dank gilt Wolfram Oexle und Sigi Stoll, die bei der Ausarbeitung des Konzepts federführend waren.
Welche Unterstützung haben Sie seitens der Stadtverwaltung erhalten?
Sigmund Häberle: Da muss ich ein großes Lob aussprechen, das Entgegenkommen war wirklich sehr groß. Sowohl bei der Ausarbeitung des Sicherheitskonzepts als auch beispielsweise bei der Planung und Umsetzung der Straßenbeschilderung. Allein zur Ausweisung von Parkverbotszonen brauchen wir 50 Schilder.
Möggingen ist mit rund 850 Einwohnerinnen und Einwohnern kleinster Ortsteil Radolfzells. Wie ist es der Zunft gelungen, genügend Helfer zu mobilisieren?
Philipp Mayer: Prinzipiell braucht es dafür eine starke Dorfgemeinschaft, engagierte Vereine sowie natürlich auch Bürgerinnen und Bürger, denen ein lebendiges Dorfleben wichtig ist.
Wir erfahren sehr viel Unterstützung. Allein für das Seenarren-Wochenende gibt es bei der Zunft 400 Arbeitseinsätze, die von unseren 100 aktiven Mitgliedern gestemmt werden. Hinzu kommen die vielen Helfer der anderen Vereine, aber auch von engagierten Einzelpersonen. So hat beispielsweise Isolde Strobel für uns unglaubliche 330 Meter Narrenbändel genäht.
Das Narrentreffen steht kurz bevor, wie ist der Stand der Planungen?
Sigmund Häberle: Die Planungen sind soweit abgeschlossen. Die Helferlisten sind fast vollständig, das Sicherheitskonzept freigegeben und unser Dorf ist bereits mit den Narrenbändeln närrisch geschmückt. Jetzt befinden wir uns in der heißen Phase der Umsetzung, wo es natürlich weiterhin sehr viel zu tun gibt. Wir können nur hoffen, dass der Wettergott auf unserer Seite ist und sich unser großer Einsatz auszahlt. Wir freuen uns auf rund 1400 Hästräger sowie natürlich tausende Besucher.