Der letzte Termin des Dialogforums Wohnen hat sich jüngst mit dem Themenbereich Städtebau und Freiraum beschäftigt. Und gezeigt: Für die Teilnehmer ist klar, dass der Flächenverbrauch, so wie er in den vergangenen Jahrzehnten stattgefunden hat, nicht mehr sinnvoll ist und man daher andere Strategien nutzen muss, um weiterhin Wohnraum in Radolfzell und seinen Ortsteilen anbieten zu können. „Innenverdichtung statt Ausweisung von Flächen im Außenbereich“, soll daher die Maxime für die Zukunft in Radolfzell sein.

Kritik an der Qualität von Neubauten

Für junge Familien oder Menschen, die zusätzlich nach Radolfzell oder in seine Ortsteile kommen, um ein Einfamilienhaus errichten, brechen damit schwere Zeiten an. Der bis heute anhaltende Flächenfraß soll endlich eingedämmt werden, wurde an dem Termin deutlich. Die Bundesregierung hat dazu das Ziel formuliert, bundesweit im Jahr 2030 täglich nur noch 30 Hektar neu in Anspruch zu nehmen. Zwischen 2018 und 2021 waren es laut Umweltbundesamt rund 50 Hektar.

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Schon allein um dies zu erreichen, müssen die Kommunen und Städte ihren aktuellen Flächenverbrauch dramatisch einschränken. Die Bürger – so sie denn auch nur ansatzweise bei dem Workshop repräsentativ vertreten waren – scheinen durchaus dazu bereit, diesen Schritt zu gehen. Es bestand weitestgehend Einigkeit darüber, dass die vielen Bauvorhaben in den vergangenen Jahren für so manchen ein Volumen erreicht haben, das Radolfzell nicht zuträglich ist.

Gleichzeitig wurde die Qualität der Neubauten in dem Workshop kritisiert. Offenbar stören sich die Bewohner an den oftmals rein zweckmäßig orientierten Bauten, die möglichst viel Wohnraum in der Stadt sorgen sollten.

Discounter bald nur noch zweistöckig

Diese Marschrichtung, wie sie in der Vergangenheit praktiziert wurde, scheint aber auch in der Verwaltung nicht mehr großen Rückhalt zu besitzen. Spätestens nach der Auswertung der Workshops dürfte klar sein, dass die Bürger sich eine weitaus ökologischer ausgerichtete Baupolitik wünschen, bei der Aspekte wie der Klimaschutz, Flächen- und Energieverbrauch als auch neue Wohnkonzepte eine viel größere Bedeutung bekommen sollen, als das bisher der Fall war.

Wenig Aufwand – großer Effekt: Fassadenbegrünungen wie diese in der Untertorstraße tragen indirekt zum Klimaschutz bei. Derartige ...
Wenig Aufwand – großer Effekt: Fassadenbegrünungen wie diese in der Untertorstraße tragen indirekt zum Klimaschutz bei. Derartige Maßnahmen sind bei den Bürgern ausdrücklich erwünscht. | Bild: Jarausch, Gerald

Konkret forderten die Teilnehmer des Workshops zum Beispiel bei Bauanfragen von Discountern, dass künftig nur noch mehrstöckige, mit Wohnraum versehene Gebäude dafür möglich sein sollen. Generell wünschten sie sich aus ökologischen Gründen mehr Sanierungen von Bestandsgebäuden als Neubauten. Als besonders wichtig wurde die Begrünung von Freiflächen, Dächern oder auch Fassaden gesehen.

Geld als limitierender Faktor?

Damit soll das Kleinklima verbessert und auch ein Schutz vor der zunehmenden Sonneneinstrahlung geschaffen werden. „Ich wünsche mir weniger Gärten des Grauens“, formulierte so eine der Teilnehmerinnen mit Blick auf pflegeleichte und wenig artenreiche Vorgärten.

Für die Stadt konnte Wolfgang Keller von der Stabstelle Umwelt-,Klima- und Naturschutz zumindest ankündigen, dass man aktuell an einem Baumkonzept arbeitet, das bald umgesetzt werden soll. „Das kostet jedoch Zeit und Geld“, ließ er wissen.

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Doch nicht immer muss das Geld der limitierende Faktor sein. Selbst mit kleinen Maßnahmen kann oft schon etwas erreicht werden. Als Beispiel wurden Fassadenbegrünungen genannt, die es in der Altstadt von Radolfzell – zum Beispiel in der Seestraße – seit vielen Jahren gibt und die mit wenig Aufwand eine Verbesserung bringen können.

Die Ergebnisse des Dialogforums Wohnen werden nun von einem Fachbüro ausgewertet und anschließend dem Radolfzeller Gemeinderat vorgestellt. Am Ende des Prozesses soll ein Wohnraumkonzept stehen, das die künftigen Entscheidungen des Gremiums mit Leitlinien versorgt.