Das Dialogforum Wohnen in Radolfzell ist mit einem ersten Bürgerworkshop in die nächste Runde gegangen. In der Auftaktveranstaltung der Reihe, die am 22. März im Milchwerk stattfand, hatten die Teilnehmer in mehreren Gruppen mit ihren Vorschlägen die Rahmenbedingungen für die insgesamt drei Workshops gesetzt. Dieser Tage wurde nun der erste Themenbereich „Zielgruppen und Wohnformen“ von über 20 Teilnehmern präzisiert.

Wie schon in der Auftaktveranstaltung moderierte das Stadtplanungsbüro Reschl aus Stuttgart den Workshop. Das Fachbüro hatte aus den zahlreichen Wortmeldungen am 22. März fünf Bereiche destilliert, die es nun mit Inhalten zu füllen galt. Für die Teilnehmer, die sich im Vorfeld zu diesem Termin angemeldet hatten, ergaben sich aus den Themenfeldern zwei Ziele, die man erreichen wollte: Dazu zählt die Angebotsdifferenzierung und der Wunsch, das Wohnen in den unterschiedlichen Lebensphasen zu ermöglichen.

Infrastruktur muss stimmen

Als erster der fünf Schwerpunkte hatte das Büro Reschl das Wohnen für Jung und Alt notiert: Für die diese grundsätzlich unterschiedlichen Bedürfnisse erarbeiteten die Teilnehmer die entsprechenden Parameter. So benötigen junge Menschen und Familien je nach Situation kleine und große Wohnungen. Vor allem die Infrastruktur muss in ihrem näheren Lebensumfeld stimmen.

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Dazu zählen solche Dinge wie Kindergärten, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Freiflächen zum Spielen als auch kulturelle Einrichtungen. Ältere Bewohner der Stadt und der Teilorte wiederum legen vor allem Wert auf gute Anschlussmöglichkeiten des öffentlichen Personennahverkehrs, die gute Erreichbarkeit von Ärzten und der Möglichkeit zu sozialen Kontakten, wie sich herauskristallisierte. Insgesamt herrscht hier oft der Wunsch, in der gewohnten Umgebung zu bleiben.

Wie realistisch ist eine kommunale Wohnbaugesellschaft?

Ein weiterer Schwerpunkt sollte das inklusive und gemeinschaftliche Wohnen ermöglichen. Aus der Erfahrung vergangener Projekte ergab sich der Wunsch, einen direkten Ansprechpartner bei der Stadt für dieses Thema einzuführen. Denn offenbar wird es Vereinen und anderen Zusammenschlüssen, die sich für derartige Ideen stark machen, nicht leicht gemacht, auf dem Wohnungsbaumarkt aktiv zu werden, so der Eindruck der Teilnehmer. Die Rolle der Stadt soll hier nach Möglichkeit aktiver ausfallen.

Die angesichts des angespannten Wohnungsmarktes in Radolfzell vielleicht dringlichsten Punkte waren die Stichpunkte bezahlbares und soziales Wohnen. Hier wünschen sich die Bürger generell eine stärkere Einflussnahme der Stadt auf den Bereich. Wie schon so oft im Gemeinderat wurde deshalb noch einmal der Wunsch geäußert, dass Radolfzell eine kommunale Wohnbaugesellschaft gründen sollte, um überhaupt die Möglichkeit zu erhalten, Einfluss auszuüben und auch als Vorbild zu fungieren.

Immerhin erhielten die Teilnehmer von Angelique Augenstein, Dezernatsleiterin des Bereiches Nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität, in diesem Zusammenhang die Zusage, dass es die Bindung von sozialen Wohnraum über lediglich zehn Jahre „nicht mehr geben darf“, wie sie in der Veranstaltung erklärte. Zudem ließ sie wissen, dass die Stadt derzeit die Möglichkeiten für die Gründung einer kommunalen Wohnbaugesellschaft prüft.

Sozialwohnbau, Tiny Houses, Quartiersgedanke

Als wichtige Voraussetzung für die Integration der verschiedenen sozialen und geografischen Herkünfte formulierten die Teilnehmer zudem eine gute Durchmischung bei der Schaffung von sozialem Wohnraum. Bisher ist in Radolfzell die Quote von sozialem Wohnungsraum gering und wird in den nächsten Jahren noch einmal sinken, da die Mietbindung in mehreren bestehenden Objekten ausläuft.

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Um weiteren Wohnraum und Radolfzell seinen Teilorten zu schaffen, wünschen sich Bürger zudem noch mehr Flexibilität. So sollen innovative Ansätze bei Gebäudeaufstockungen oder etwa Tiny Houses leichter umsetzbar werden. Für das Büro Reschl stand vor allem der Quartiersgedanke über vielen Vorschlägen, die auf der Veranstaltung geäußert wurden. Ob solche Quartiere und die Identifikation ihrer Bewohner in der kleinstädtischen Struktur überhaupt funktionieren, wurde in diesem Zusammenhang nicht diskutiert.