Martin Schäuble, Geschäftsführer des gleichnamigen Heizungs- und Sanitär-Unternehmens Schäuble in Radolfzell: „Ich persönlich spüre keine Auswirkungen der Krise auf den Auszubildendenmarkt in meiner Branche. Es gibt immer Jahre mit mehr Bewerbungen und Jahre mit weniger Bewerbungen.“

Trotzdem gebe es den bestehenden Fachkräftemangel auch noch während der Pandemie. Der Trend, sich gegen eine Ausbildung und für ein Studium zu entscheiden, feuere diesen an. „Allerdings habe ich mitbekommen, dass die Handwerksberufe im Bewusstsein der Jugendlichen durch die Krise schon etwas gestärkt wurden“, merkt der Handwerksmeister an. „Trotz der Einschränkungen sind Handwerker auch in Pandemie-Zeiten sehr gefragt.“ Er vermutet, dass die Jugendlichen mittlerweile doch einmal mehr über ihre Entscheidung nachdenken: „Es gibt ja mittlerweile nach der Ausbildung noch genügend Möglichkeiten, weiter zu lernen und nicht ein Leben lang den gleichen Beruf auszuüben.“

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Auch in der Digitalisierung sieht er Chancen. Martin Schäuble hat für sein Unternehmen erst vor kurzem ein Azubi-Video gedreht, um für seinen Betrieb zu werben und zudem die sozialen Medien zu nutzen. „Es gibt heutzutage gute Formate im Internet, um über die vielen verschiedenen Berufe aufzuklären“, erklärt er. Diese Wege der Informationsbeschaffung seien durch Corona vorangetrieben worden. „Auch wir sind kräftig dabei, unser digitales Angebot zu erweitern.“ Es stehe noch zur Diskussion, ob die Auszubildenden während ihrer Ausbildung des Heizungs- und Sanitärbetriebs in Radolfzell die Verantwortung über die sozialen Netzwerke mittragen sollen.

In der Zukunft wäre es „schon eine Überlegung wert, dass die Jugend für die Jugend wirbt und nicht wir Älteren von oben herab auf das Thema schauen“, ist sich Schäuble sicher. Die Jugendlichen seien oft näher am Geschehen. Weiter ist er der Meinung: „Das Thema Ausbildung bewegt sich mit der Digitalisierung in die richtige Richtung. Es war an der Zeit, das Image mal etwas aufzupolieren.“ Die haustechnischen Berufe seien seiner Ansicht nach bereits seit einigen Jahren attraktiver als das Bauhauptgewerbe. „Durch mangelnde Kenntnis und Vorurteile der Berufe wie beispielsweise des Maurers gegenüber hat es die Branche doch noch recht schwer auf dem Ausbildungsmarkt.“

Krise ändert kaum etwas am Ablauf

85 Prozent der Bewerbungen finden bei Martin Schäuble immer noch auf die klassische Weise per Post statt. „Die Schüler lernen das Schreiben einer Bewerbung so oder so oft bereits in der Schule“, sagt der Handwerksmeister. Aber auch Online-Bewerbungen würden beim Unternehmen Schäuble genauso ernst genommen. „Allerdings ersetzt keine noch so gute Bewerbung das persönliche Gespräch.“ Vor allem durch Praktika wolle er die potenziellen künftigen Mitarbeiter kennenlernen. So habe sich auch während der Pandemie nichts am Ablauf einer Ausbildung in seinem Betrieb geändert. „Das Einzige was wir gemerkt haben: 2020 waren die Schulen mit dem Blockunterricht noch etwas überfordert, 2021 aber nicht mehr.“

Adrijan Hashani, Auszubildender bei Martin Schäuble.
Adrijan Hashani, Auszubildender bei Martin Schäuble. | Bild: Martin Schäuble

In seinem Handwerksbetrieb werde zwei mal die Woche getestet und die Mitarbeiter müssten im Auto auf dem Weg zur Baustelle eine Maske tragen. „Beim Kundendienstbereich sind wir am sensibelsten. Aber auch da ist es meistens kein Problem“, erklärt er. Die Baustellen hätten mittlerweile immer ein eigenes Hygienekonzept. Im Büro seien seine Angestellten seit der Corona-Pandemie für einen zusätzlichen Infektionsschutz teilweise im Homeoffice: „In den administrativen Bereichen wird das auch in Zukunft möglich bleiben, mal von zu Hause aus zu arbeiten. Ansonsten waren meine Angestellten immer froh, wenn sie kommen und arbeiten durften.“

Ausbildung im Handwerk ist gefragt

Handwerkskammerpräsident Werner Rottler ist zufrieden mit dem Ausbildungsstart im vergangenen September: „Trotz aller Unwägbarkeiten und Hindernisse ist die Ausbildungsbereitschaft im Handwerk unverändert hoch. Die Betriebe haben frühzeitig die Initiative ergriffen und besonders motivierte Bewerber gefunden“, ist einer Pressemitteilung der Handwerkskammer zu entnehmen. Bereits 2020 sei es dem regionalen Handwerk gelungen, die Ausbildungszahlen trotz Widrigkeiten relativ konstant zu halten.

Es habe sich erwiesen, dass Handwerksberufe im allgemeinen als krisensicher angesehen werden können. „Handwerkliches Können wird weiter hoch im Kurs stehen“, ist sich Rottler sicher. Weiter sagt er: „Ob mit Werkrealabschluss, der mittleren Reife oder Abitur – die über 130 Handwerksberufe bieten für jedes Talent etwas.“ Und auch nach der Ausbildung gebe es zahlreiche Perspektiven, vom Meister über eine erfolgsversprechende Selbstständigkeit bis hin zu einem dualen Studium.

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Das Team Nachwuchswerbung der Handwerkskammer Konstanz unterstützt Jugendliche, die sich noch unsicher sind, welchen Beruf sie nach der Schule lernen möchten. Seit der Corona-Pandemie kann die Unterstützung nach Angaben der Handwerkskammer in einer Pressemeldung bei der Berufsorientierung vermehrt auch online in Anspruch genommen werden. Wer möchte, kann sich aber immer noch persönlich beraten lassen. Auf der Internetseite der Handwerkskammer unter www.hwk-konstanz.de/berufsorientierung finden Schüler, Eltern und Lehrer unter Informationen zu sämtlichen Ausbildungsberufen und Karrierewegen im Handwerk.

In Form von Videos können sich Interessierte zusätzlich mit einer digitalen Infotour durch das Handwerk klicken. Dabei erhalten sie Informationen über die Vielfalt der Berufe, die duale Ausbildung durch ein Studium und die Karriere im Handwerk. Die Tour enthält unter anderem Tipps für die Bewerbung. Maria Grundler, Teamleiterin des Teams Nachwuchswerbung der Handwerkskammer Konstanz, empfiehlt Eltern, die ihre Kinder bei der Berufsfindung begleiten wollen, den Vortrag ihrer Kollegin Marina Bergmann. Er ist neben diversen anderen Lehr- und Informations-Videos auf der Youtube-Seite der Handwerkskammer zu finden.

Alle Videos der Handwerkskammer unter: www.youtube.com/user/hwkkonstanz/videos