Es ist ein in Radolfzell einzigartiges Projekt, dass jetzt vollendet wurde. Das von Radolfzeller Bürgerinnen und Bürgern selbst initiierte Mehrgenerationen-Wohnprojekt Wohnen in Gemeinschaft (WiGe) ist jüngst offiziell eröffnet worden. Ziel der Mitglieder der WiGe war es, nicht nur Wohnraum für sich zu schaffen, sondern diesen auch gemeinsam zu nutzen und zusammen zu leben.
In der Radolfzeller Nordstadt sind so 59 Wohnungen entstanden, davon 31 Genossenschaftswohnungen und 28 Eigentumswohnungen. Eine Wohneinheit ist für die Gemeinschaftsräume wie Büro, Werkstatt, Grüne Mitte und der Gemeinschaftsraum vorbehalten. Die Wohnungen haben eine Größe zwischen 35 und 143 Quadratmetern.

Dirk Lötzerich, Geschäftsführer der WiGe Baugemeinschaft, begrüßte die Gäste der Eröffnungsfeier mit den Worten: „Es ist geschafft, wir sind geschafft.“ Denn der Weg von der Idee, gemeinsam wohnen zu wollen und dem heutigen Baukomplex war kein einfacher. Davon berichteten mehrere Mitglieder der WiGe, die an unterschiedlicher Stelle der Planungen intensiv beteiligt waren.
Besonders eindringlich schilderte Architekt Tobias Müller den Planungs- und Bauprozess und all seine Tücken und Rückschläge. Es habe rund 220 Planungseinzelgespräche mit den Mitgliedern der WiGe gegeben. Daraus hätten sich 22 diverse Wünsche für den Bau der Wohnungen herauskristallisiert. „Und dann hat man dieses Puzzle und muss schauen, wie die teile zusammenpassen“, fasst Müller zusammen. Für ihn als Architekt sei dies ein „unüblicher Planungsprozess“ gewesen.
Lieferprobleme kurz nach Baustart
Ein großes Problem sei der plötzliche Lieferengpass der bestellten Holzmengen gewesen. Am Gebäude seien 1200 Kubikmeter Holz verplant gewesen und der plötzliche Ausfall der Lieferung habe alle zu Kompromissen und kreativen Lösungen gezwungen.
OB Simon Gröger hob den gemeinschaftlichen Charakter des Mehrgenerationen-Wohnprojektes hervor. „Das ist ein neuer Weg, weg von der Individualisierung hin zum Gemeinschaftsgedanken“, so Gröger. Zwei der Wohnungen werden von der Linzgau Kinder- und Jugendhilfe belegt. Dort sollen junge, alleinerziehende Mütter einziehen, die noch zur Schule gehen oder eine Ausbildung absolvieren.