Der Bau von mehreren Windrädern auf der Höri sorgt aktuell für mächtig Unruhe. Die Windkraft-Diskussion möchte die Stadt Radolfzell derweil nicht eröffnen, doch beim Thema Solarenergie wurden jüngst ein paar wichtige Informationen gesammelt. Diese sollen helfen, Potenziale für künftige Solaranlagen oder Freiflächen-Solarparks zu entdecken.
Nur knapp 5 Prozent sind geeignet für Solarparks
Die Potenziale für Freiflächen-Anlagen auf Radolfzeller Gemarkung sind laut der Analyse recht überschaubar. Rund 88 Prozent der Gesamtfläche von Radolfzell ist für Solarparks ungeeignet, 8 Prozent – rund 430 Hektar – sind eingeschränkt geeignet und nur etwa 5 Prozent – knapp 300 Hektar – wurden als geeignet eingestuft.
Die Schwerpunkte der geeigneten Flächen liegen auf der Homburg, nördlich der Weinburg, in Böhringen und Markelfingen sowie am Ortsrand von Liggeringen. Durchgeführt wurde diese Potenzialanalyse von der freien Landschaftsarchitektin Bernadette Siemensmeyer. Vorgestellt wurden die Ergebnisse in der jüngsten Sitzung des Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik.
Viele Flächen stehen unter Naturschutz
Um die wenigen geeigneten Flächen zu identifizieren, wurden die Flächen nach bestimmten Ausschlusskriterien unterteilt. Zu diesen Kriterien gehörten bebaute oder geplante Baugebiete, Bereiche der Infrastruktur wie Straßen, Gebiete, die unter Naturschutz jedweder Art stehen und Bereiche des Grund- und Oberflächenwassers sowie Wald und Flächen für die Landwirtschaft.
Geeignete Flächen hingegen mussten eine Mindestgröße von zwei Hektar und eine Hangneigung von maximal 20 Grad aufweisen. Bei flachen Ebenen musste eine ost-, süd- oder westexponierte Fläche vorhanden sein. Diese Kriterien seien zusammen mit dem Stadtwerken Radolfzell und der Firma Solarcomplex für potenzielle Solarparks festgelegt worden, erläuterte die Projektleiterin Bernadette Siemensmeyer. Was bei dieser Analyse nicht berücksichtigt worden war, waren die Besitzverhältnisse und Stromeinspeisepunkte.
Kein Interesse am großen Solarpark Homburg
Wird nun anhand der Analyse die Homburg zum großen Solarpark? Das halten Stadtverwaltung und Gemeinderat für unrealistisch. „Es ist nicht vorstellbar, dass die Homburg mit PV-Anlagen zugepflastert wird“, sagt Siegfried Lehmann, Fraktionssprecher der FGL. Laut ihm müsse sich die Stadt, ob sie nun will oder nicht, die Windkraftfrage stellen. Denn Solaranlagen brächten schon viel Strom, aber Windräder noch mehr. Außerdem würde der Strombedarf im Winter höher sein als im Sommer, dies müsse man bei allen Planungen beachten.
Statt der Freiflächen sollen bereits versiegelte Flächen, Parkplätze, Dächer oder auch Radwege für Solaranlagen herangezogen werden. Besonders schnell umzusetzen seien die Flächen auf dem Milchwerk und der Kläranlage in Radolfzell, wie in der Sitzung mitgeteilt wurde. Weitere Flächen von Kindergärten und anderen städtischen Hallen sind bereits in der Prüfung. Auch Parkplätze, wie zum Beispiel der Parkplatz der Markolfhalle, am Böhringer Bahnhof, dem RIZ oder am Sportzentrum Mettnau könnten mit Solaranlagen überdacht werden.
Auf den Dächern schlummert viel Potenzial
Vor allem auf städtischen Dächern schlummert ein noch ungenutztes Potenzial, wenn auch ein nicht ganz so großes. 145 Gebäude gehören der Stadt, was eine Fläche von 42.200 Quadratmetern ausmacht. Bisher sind laut Photovoltaik-Strategie der Stadt Radolfzell weniger als 3,3 Prozent mit PV-Anlagen belegt. Vom gesamten PV-Flächenpotenzial der Stadt Radolfzell machen städtische Dächer allerdings nur 9,5 Prozent aus. Teil der PV-Strategie ist es also, auch mit Vertretern aus Wirtschaft, Handel und Tourismus ins Gespräch zu kommen und Bürgerinnen und Bürgern Beratungs- und Hilfsangebote zukommen zu lassen.