Manchmal braucht es eine Gemeinderatssitzung in Singen, damit der gemeine Radolfzeller wieder einmal weiß, auf welchem Status und Stand er sich befindet. Auf einem niederen natürlich, im Vergleich zu dieser grandiosesten aller Städte unterm Hontes, Verzeihung Hobiel. Denn Hontes sagen nur Halbwissende vom Untersee, Hobiel sagen hochwohlgeborene Singemer zu ihrem Hohentwiel. Es war und ist eine Bringschuld, es Singen recht zu machen. Dieser Stadt, der einzigartigen Perle im Hegau. Natürlich kann nur dort, wo dieser Hobielhontestwiel steht, zumindest auf einem Acker unter diesem Hegaukegel, ein neues Krankenhaus entstehen. Das steht für einen Singener außer Frage.

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Wenn Radolfzeller das nicht verstehen und auch ihr oder ein Krankenhaus haben wollen, grenzt das an Ignoranz. Kirsten Brößke, FDP-Stadträtin in Hobieltown, hat für die begriffsstutzigen Radolfzeller genau erklärt, was Sache ist.

Experten für Parkhäuser

Wenn man den Neubau verzögere, spiele man nur denen in die Hände, die auf ihre Pfründe nicht verzichten wollen, tadelte sie im Singener Gemeinderat. Brößke soll von „Radolfzeller Bürgern“ gesprochen haben, die nicht verstehen wollten, dass man ein Krankenhaus manchmal auch schließen müsse: „Unseres wird auch geschlossen“, rief Brößke dem Plenum zu. Hoho, ausgerechnet jenes Krankenhaus in Singen, dem man vor fünf Jahren ein nigelnagelneues Parkhaus für schlappe drei Millionen Euro vor die Eingangstür gestellt hat.

Obwohl man damals vielleicht eher eine nigelnagelneue Notaufnahme gebraucht hätte, weil die im Singener Krankenhauskeller, die soll ja nicht so toll sein.

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Aber was wissen wir Radolfzeller schon vom Parken vor Krankenhäusern. Wir kennen uns eher aus, wie in Singen ansässige Klinikverbünde die Geburtenstation in Radolfzell über versicherungstechnische Winkelzüge zum Aufgeben zwingen, damit in einem zweiten Schritt dort die chirurgische Ambulanz eingedampft werden kann. Mit dieser Form des Garausmachens kennen sich Radolfzeller aus.

Der Singener Urologe und CDU-Stadtrat Franz Hirschle wirft ein: „Kleine Häuser wie Stühlingen, Stockach oder Radolfzell, da geht kein junger Assistenzarzt mehr hin.“ Weil sie ihre Facharztausbildung dort nicht mehr abdecken können. Zumindest in Radolfzell nicht. Dann flieht sogar der Radolfzeller Chirurgie-Chefarzt nach Stockach. Komischerweise nicht nach Singen.

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Singen müsste erste Wahl sein – ist es aber nicht

Dabei müsste das doch erste Wahl sein. Wo doch Singens OB Bernd Häusler darauf verwiesen hat, dass die „knappe Ressource Ärzte und Pflegekräfte“ in einem Neubau sinnvoller eingesetzt werden könne. Moment: Dann hat Fuß-Doc Wolff Voltmer alles richtig gemacht, das Ärztehaus in Stockach ist neu, es hat sogar ein Parkdeck. Und steht nicht in Radolfzell. Also alle Singener Kriterien erfüllt. Oder doch nicht?