Diese Auszeichnung ist eine besondere: Für ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement in der archäologischen Denkmalpflege wurden kürzlich drei Ehrenamtliche aus der Region mit einem Preis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi, verlieh den Förderpreis an den Nellenburger Kreis für Verdienste in der Erforschung, Pflege und Vermittlung der Burgenlandschaft im Hegau.
Der Nellenburger Kreis ist eine Abteilung des Hegau-Geschichtsvereins und besteht aus Uwe Frank aus Gaienhofen, Rudolf Martin aus Radolfzell und Ralf Schrage aus Eigeltingen. Und die haben sich seit Jahren Burgen verschrieben und dabei schon manches entdeckt, was andere nicht gesehen hatten.
„Herausragendes ehrenamtliches Engagement“
Wie das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen in einer Pressemitteilung schreibt, soll mit dem Preis „herausragendes ehrenamtliches Engagement in der archäologischen Denkmalpflege“ gewürdigt werden. Seit der Nellenburger Kreis 2001 gegründet wurde, seien im Rahmen von Begehungen durch die Arbeitsgruppe bereits viele neue Burgstellen entdeckt worden. „Dabei gesammelte Oberflächenfunde lassen die Anlagen in neuem Licht erscheinen“, lobt das Ministerium.
Zudem nehmen die Mitglieder der Arbeitsgruppe regelmäßig an archäologischen Ausgrabungen teil und bieten Führungen zu Burgen, Burgställen und Wallanlagen der Gegend um den Bodensee an.
Schon seit Kindertagen Burgen-Fans
Für die drei Ausgezeichneten bedeutet der Preis auch eine Bestätigung und Wertschätzung ihrer jahrelangen Bemühungen, die sie ausnahmslos in ihrer Freizeit vornehmen. Das Interesse an Burgen besitzen die Preisträger bereits seit ihrer Kindheit, wie sie in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER erläuterten: „Die Burgen haben mich schon immer interessiert. Bereits als Kind sind wir mit der Familie immer zu solchen Zielen gegangen“, sagt Rudolf Martin.
Auch Uwe Frank bestätigt seine langjährige Leidenschaft zu Burgen und deren Erforschung: „Ich bin zwei bis drei Mal die Woche im Gelände“, berichtet er. Dabei nutzt der Gaienhofener topografische Karten und läuft „die Gebiete systematisch ab“, wie er erläutert.
Sie finden, was andere bisher übersehen haben
Mit den Jahren hat er so schon manches entdeckt, was Forschern und Archäologen zuvor entgangen sei. Sein jüngster Fund war eine Befestigung auf dem Schienerberg bei Wangen, die so noch nie Erwähnung gefunden habe.

„Es gibt immer noch viele Burgen und Befestigungen, die nicht bekannt sind“, stellt Rudolf Martin fest. Genau dieser Umstand sei ein wesentlicher Antrieb für die archäologischen Entdecker des Nellenburger Kreises.
Ritterschlag für die Ehrenamtlichen
Jeder der drei Mitglieder hat dabei ein Spezialgebiet. Bei Rudolf Martin sind es eher Artefakte und die Baugeschichte der Ruinen. Er sucht bestehende Anlagen gerne nach oberirdischen Artefakten ab oder beschäftigt sich mit der Bauhistorie der Burgen. Das mit den Jahren geschulte Auge des im Ruhestand befindlichen Steuerfachangestellten hat zahlreiche interessante Details gefunden, über die Fachleute wie Kreisarchäologe Jürgen Hald sehr glücklich sind.
Die ehrenamtlichen Forschungsarbeiten des Nellenburger Kreises haben längst auch in der Fachliteratur ihren Niederschlag gefunden. Die verifizierten und bestätigten Erkenntnisse sind so etwas wie der Ritterschlag für die Aktiven. „Der Preis ist auch eine Anerkennung der Fachwelt“, erklären die drei Preisträger.
Nicht jeder darf einfach losgraben
Für Interessierte bieten sie nicht nur Führungen in der Region mit dem Hegau-Geschichtsverein an, sondern sind unter anderem in der Beschilderung von historischen Orten behilflich. Demnächst soll unter anderem der Mägdeberg bei Mühlhausen-Ehingen eine neue Informationstafel erhalten, auf der auch Funde des Nellenburger Kreises berücksichtigt sind.
Mit den Funden ist das übrigens so eine Sache. Es dürfen von Privatpersonen lediglich oberirdisch sichtbare Dinge eingesammelt werden. „Das Graben stellt einen Strafbestand dar“, erklärt Rudolf Martin. In der jüngsten Zeit suchen Sondengänger gerne die Burgen nach Artefakten ab, die sie anschließend gerne an Sammler veräußern möchten. Das Freilegen sei ebenfalls nicht erlaubt – und auch nicht gerade erkenntnisreich, wenn die Artefakte dann bei privaten Sammlern landen.