Wer auf die Baustelle des Radolfzeller Stadtwerke-Neubaus an der Ecke der Herrenlandstraße und der L192 blickt, der sieht nicht viel. Seit Monaten ist hier lediglich das Fundament des künftigen Gebäudes zu sehen, während in direkter Nachbarschaft das neue Ortsverbandsgebäude des THW in die Höhe wächst. Inflation und steigende Baukosten hatten die Stadtwerke im Dezember 2022 dazu gebracht, einen Baustopp zu verhängen und mit weiteren Ausschreibungen zu warten, bis sich die Situation hoffentlich entspannt.
Das bedauert auch Stadtwerke-Geschäftsführer Tobias Hagenmeyer: „Es tut mir Leid für die Öffentlichkeit, dass wir so wenig zeigen können“, sagt er auf Nachfrage Ende Juli über den Bau. Allerdings sei die Entscheidung rückblickend die richtige gewesen. Die Preise auf dem Baumarkt sowie die Energiepreise hätten sich tatsächlich entspannt. Nur das Zinsniveau habe sich „noch nicht dahin bewegt, wo wir angenommen haben“, so Hagenmeyer. Und während sich optisch auf der Baustelle in den vergangenen Monaten nichts verändert habe, sei im Hintergrund jede Menge passiert.
Einsparmöglichkeiten gesucht
So habe der Generalplaner das Projekt auf Einsparmöglichkeiten überprüft. Das sei aber nur beding machbar, denn die Größe des Baus stand ja bereits fest und das Fundament wurde schon erstellt. Dennoch seien über 20 Einzelmaßnahmen optimiert worden, erklärt Tobias Hagenmeyer. Beispielsweise sei man von einer sehr komplexen und komplizierten Beschattung abgerückt, außerdem habe man sich teils für günstigere Materialien entschieden.
Wie viel Geld dadurch eingespart werde, dazu macht der Stadtwerke-Geschäftsführer keine Aussagen, um die Ausschreibungen nicht zu beeinflussen. Allerdings betont er, man sei nun wieder im geplanten Budget – das wäre nicht der Fall gewesen, wenn die Stadtwerke nicht den Baustopp verhängt hätten. „Wir halten das Budget jetzt auf jeden Fall, wenn es sich so realisiert und der Markt sich hält“, versichert Tobias Hagenmeyer. Auch zum Gesamtbudget schweigt er allerdings.
So sieht der neue Zeitplan aus
Der Aufsichtsrat habe kürzlich den Anpassungen zugestimmt, nun werden die laut Hagenmeyer eingeplant und es werde am Ausschreibungstext gearbeitet. Durch die Optimierung hoffe man nun auch, für Auftragnehmer attraktiver zu sein. Denn vor dem Baustopp sei teilweise nur ein oder gar kein Angebot auf Ausschreibungen eingegangen.
Ziel sei es nun, dass im Oktober die Ausschreibung startet und die Ergebnisse dann im Dezember dem Aufsichtsrat vorgestellt werden. „Wir hoffen, dass der Trend, wie wir ihn jetzt sehen, sich weiter genau so verhält“, sagt Tobias Hagenmeyer. Vorbehaltlich der Beschlussfassung im Aufsichtsrat sowie den Ausschreibungsergebnissen solle dann die Vergabe der Arbeiten im Januar erfolgen. „Und dann wird im ersten Quartal 2024 der Bau fortgesetzt“, so der Stadtwerke-Geschäftsführer. Klappe das alles, so sei man genau im neuen Zeitplan – denn Ende 2022 sei beschlossen worden, das gesamte Vorhaben um ein Jahr zu verschieben.
Der Auszug soll rechtzeitig klappen
Aktuell rechne man nun mit einer Fertigstellung des Neubaus im vierten Quartal 2025, sagt Hagenmeyer – also rechtzeitig vor dem Auszugtermin. Bis spätestens Ende Dezember 2026 müssen die Stadtwerke ihr Bestandsgebäude am Untertorplatz nämlich verlassen haben. „Wir haben auch noch einen Puffer, falls es zu unvorhergesehenen Verschiebungen kommen sollte.“
Allerdings sei es natürlich besser für den Investor und die Stadt, wenn mit den Arbeiten an dem Quartier Untertorplatz gegebenenfalls sogar früher beginnen können. Der Ort soll unter anderem mit Wohngebäuden überbaut werden.
Der Umzug der Stadtwerke werde bereits vorbereitet. „Wir fangen jetzt schon an, das auf den Weg zu bringen“, erklärt der Stadtwerke-Geschäftsführer.
Neubau wird dringend benötigt
Insgesamt gilt: Auch wenn der Neubau zuletzt für Herausforderungen gesorgt hat, führe kein Weg an ihm vorbei. „Wir brauchen das neue Verwaltungsgebäude“, betont Tobias Hagenmeyer. „Wir platzen aus allen Nähten und das ist nicht mehr zeitgemäß, wie wir hier arbeiten.“
Außerdem sei es durchaus sinnvoll, dass der Untertorplatz, der beste Lage in Radolfzell habe, nicht durch ein Unternehmen besetzt werde. „Damit man hier eine Innenstadtverdichtung mit Wohnraum schaffen kann“, so Hagenmeyer.