Seit drei Wochen tobt in der Ukraine der Krieg und sorgt dort für großes Leid. Aber nicht nur Menschen leiden unter der psychischen Belastung, fehlender Versorgung und Erschöpfung nach tagelanger Flucht aus den Kriegsgebieten. Auch zahlreiche Tiere sind betroffen. Um ihnen und ihren Besitzern zu helfen, befindet sich derzeit ein Team der Tierrettung Südbaden, die ihren Sitz in Radolfzell hat, an der polnisch-ukrainischen Grenze – und es soll am Wochenende Unterstützung erhalten vom Radolfzeller Tierschutzverein, der sich mit vier Personen auf den Weg macht, um zu helfen.
Nicole Weber vom Vorstandsteam des Tierschutzvereins Radolfzell erklärt, wie dieses Vorhaben zustande kam: Sie habe Bernd Metzger, den Vorsitzenden der Tierrettung Südbaden, gefragt, ob Unterstützung benötigt werde – gemeint gewesen sei eigentlich in Deutschland. Schlussendlich sei aber dann doch die Entscheidung gefallen, direkt vor Ort zu helfen. „Unsere Freunde da können wir nicht alleine lassen“, sagt Julia Bierbach, Vorsitzende des Tierschutzvereins, entschlossen. Also sei im Vorstand herumgefragt worden, wer mitkommen kann, zudem mussten im Vorfeld das ganze Vorhaben abgeklärt werden.
Mit drei Transportern unterwegs
Ab dem frühen Freitagmorgen wollen sich Julia Bierbach und Nicole Weber nun zusammen mit der Stockacher Tierärztin Franka Eylandt und einem Bekannten in drei Transportern auf den Weg zur polnischen Grenzstadt Przemysl machen, die etwa zwei Autostunden von Lwiw entfernt liegt. Mit im Gepäck haben sie dann große Mengen an gespendeten Hilfsgütern, um die die Tierrettung vorab gebeten hat – darunter zum Beispiel Tierfutter, Taschen und allerlei Transportkörbe.

Rund 1400 Kilometer müssen die Helfer von Radolfzell aus zurücklegen, dauern soll die Fahrt voraussichtlich etwa 14 Stunden. Aber die Mühe und Anstrengung ist es den Freiwilligen wert, um die Tierrettung Südbaden in Polen zu entlasten. „Die sind immer im Einsatz“, berichtet Julia Bierbach.
Zum einen, um Tiere aus der Ukraine nach Polen zu bringen und dort auf Tierheime zu verteilen, zum anderen aber auch, um sich an der Grenze um die Haustiere, die die Geflüchteten in der Eile und Not zum Teil in Sporttaschen, Rucksäcken oder Kartons transportieren und die traumatisiert sind und Versorgung benötigen, zu kümmern. Und auch deren Besitzern werde geholfen, erzählt Nicole Weber. Das sei auch dringend nötig: „Je länger es geht, desto schlimmer ist der Zustand von Tier und Mensch“, sagt sie.

„Wir können nicht sitzen bleiben und nichts tun“
Damit das Team der Tierrettung nun ein wenig durchschnaufen kann, will die Gruppe des Tierschutzvereins für ein paar Tage mit anpacken, bevor es für sie am Montag wieder zurück nach Deutschland geht. Wenn es erlaubt und möglich ist, wollen sie dann auch Tiere mitbringen und in der Region auf Unterkünfte verteilen. Dafür seien sie bereits mit Tierheimen in Konstanz, Überlingen, Friedrichshafen und Biberach in Kontakt, zudem könnten auch in Radolfzell einige untergebracht werden, etwa in Pflegestellen. Ob es dazu aber überhaupt kommen kann, ist noch unklar.
Während am Anfang der Vorbereitungen zunächst vor allem Freude herrschte, in Polen helfen zu können, macht sich laut Julia Bierbach nun auch Ehrfurcht breit vor dem, was sie und die anderen Helfer an der polnisch-ukrainischen Grenze erwartet. Das Leid und die Not, die sie auf den Bildern sehe, die von der Tierrettung geschickt werden und die in den Nachrichten zu sehen sind, könne sie noch gar nicht richtig greifen. Alleine die Masse an geflüchteten Menschen und Tieren sei enorm. Zudem komme das Kriegsgeschehen immer näher.
Dennoch ist Julia Bierbach sich ihrer Sache sicher: „Wir hoffen, dass wir ein bisschen etwas bewirken und für eine kleine Erleichterung sorgen können“, sagt sie. „Wir können hier nicht sitzen bleiben und nichts tun.“
Spendenkonto
Wer helfen möchte, den bittet die Vorsitzende des Tierschutzvereins Radolfzell, Julia Bierbach, für den Einsatz der Tierrettung Südbaden an der polnisch-ukrainischen Grenze zu spenden. „Die verbrauchen da eine Menge Geld“, erklärt sie – benötigt wird dieses sowohl für die Unterkunft als auch für die Versorgung von Mensch und Tier. Das Spendenkonto der Tierrettung Südbaden lautet:
Tierrettung Südbaden e.V.
BIC: GENODE610G1
IBAN: DE17 6649 0000 0036 5288 00
Die Paypal-Adresse lautet info@tierrettung-suedbaden.de