Es ist ein Relikt aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges: die Schwedenschanze, auch Stahringer Schanze genannt, zwischen Güttingen und Stahringen, ein historischer Schutzwall. Laut Kreisarchäologe Jürgen Hald handelt es sich um eine der am besten erhaltenen überirdischen Schanzanlagen in Baden-Württemberg. Aber welche Geschichte verbirgt sich konkret hinter dem Bauwerk? Bei einem Rundgang erfuhren die Besucher nun so manche interessante Information.

Für Laien leicht zu übersehen

Auch wenn es sich bei der Schwedenschanze um ein durchaus bedeutungsvolles Relikt aus der Vergangenheit handelt, kann man es leicht übersehen. Es befindet sich an einen kleinen Waldparkplatz, der sich etwa 100 Meter nördlich vom Güttinger Waldfriedhof befindet. Würden sich dort nicht mittlerweile mehrere Informationstafeln zu dem Bauwerk finden, würde man es als Laie mutmaßlich als eine natürlichen, landschaftlichen Wall interpretieren, wie man ihn oftmals in Wäldern finden kann.

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Doch hierbei handelt es sich in Wahrheit um einen Schutzwall – oftmals als Schanze bezeichnet -, den Untertanen von der Reichenau und aus Konstanz im Jahr 1632 anlegten, um ihre Stadt vor den heranrückenden Schweden und Württembergern zu schützen. Das wurde bei dem Rundgang deutlich, der jetzt in Kooperation des Hegau Geschichtsvereins, dem Amt für Geschichte und Kultur des Landkreises Konstanz sowie dem Förderverein Museum und Stadtgeschichte Radolfzell, dem Stadtmuseum Radolfzell und dem Narrenverein Schimmelreiter Güttingen stattfand. Übrig geblieben von der eigentlichen Schanze sind heute immerhin rund 240 Meter eines bis zu 4,5 Meter hohen und bis zu 14 Meter breiten Walls.

Die Teilnehmer der Führung neben der Schwedenschanze (im Hintergrund)
Die Teilnehmer der Führung neben der Schwedenschanze (im Hintergrund) | Bild: Jarausch, Gerald

Bewacher nahmen Reißaus

Wesentlich zu seinem Erhalt hat eine Aktion des Güttinger Bürgers Andreas Bohl beigetragen, der im vergangenen Jahr zusammen mit seinem Sohn in mehr als 100 Arbeitsstunden etliche Kubikmeter Unrat und Ablagerungen entfernt hat.

Mal abgesehen von diesen beiden hätten sich die Radolfzeller und Güttinger Bürger hier in der gesamten Historie aber eher rar gemacht, berichtete Historiker Christoph Stadler. Nicht nur, dass sie am Bau nicht beteiligt waren – sie nahmen als Bewacher des Walls auch umgehend Reißaus, als die mit mehreren tausend Angreifern heraneilenden Truppen der Feinde am 10. Oktober 1632 anrückten. Angesichts der übermächtigen Anzahl bei gerade einmal 50 Bewachern des Walls ein vernünftiger Schritt. Bis nach Konstanz seien die Truppen damals dennoch nicht gekommen. Und die Schanze sei bereits in dieser Zeit weitgehend zerstört worden.

Warum genau an dieser Stelle?

Der Ort für den Schutzwall gegen die aus dem Norden heranstürmenden Truppen war wohlbedacht gewählt. „Das war praktisch die einzige Stelle, an der man nicht über den Berg oder durch die Auen musste“, berichtete Jürgen Hald den rund 50 Zuhörern, die den Weg nach Güttingen gefunden hatten, um mehr über die Schanze zu erfahren.

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Dieser natürliche und strategisch wichtige Vorteil sei schon lange vorher erkannt worden, wie Grabungen in dem Radolfzeller Ortsteil gezeigt haben. Dort, wo sich heute der Sportplatz und der Netto-Einkaufsmarkt befinden, haben die Archäologen etliche Gräber gefunden, die bis in die Bronzezeit um 1500 vor Christus reichen und später die Zeit der Kelten dokumentieren. Die zum Teil edlen Grabbeigaben, die heute in Singen aufbewahrt werden, lassen laut Jürgen Hald auf eine bronzezeitliche Siedlung schließen.

Kopfloser Schimmelreiter

Und natürlich ranken sich bis heute noch einige Geschichten und Erzählungen um den historischen Wall und das Umfeld. Die wohl bekannteste davon erzählt die schaurige Geschichte von einem wohl schwedischen Kommandeur, der als Reiter auf einem Schimmel seinen Kopf in der Hand trägt.

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Der alten, mündlich überlieferten Sage nach soll der Offizier an der Schanze zwischen Güttingen und Stahringen im Kampf geköpft und danach dort begraben worden sein. Nachts erscheine er als Geist. Diese Erzählung beinhaltet den historischen Kontext zur Narrenzunft der Schimmelreiter, die sich diesen Reiter zum Namensgeber auserkoren haben.