Weihnachtszeit ist in vielen Haushalten Kerzenzeit. Ob auf dem Adventskranz, unter der Weihnachtspyramide oder am Christbaum, in vielen Haushalten werden noch echte Kerzen entzündet. Das sieht schön aus und sorgt für eine stimmungsvolle Atmosphäre, birgt aber auch Gefahren. Der Radolfzeller Feuerwehrkommandant Helmut Richter kennt sich damit aus. Seit vielen Jahren gibt er Tipps zur Brandvermeidung und zum richtigen Umgang mit Feuer – und weiß, worauf gerade an und um die Feiertage zu achten ist.
Nur wenig Fälle in Radolfzell
Die gute Nachricht: In Radolfzell gibt es nur wenige Vorfälle, die auf Adventskranz und Co. zurückzuführen sind. In der jüngsten Vergangenheit kann sich Helmut Richter sogar an keinen einzigen erinnern. Anders sah das früher aus, berichtet Feuerwehr-Pressesprecher Joachim Strate. Da habe er so manche Weihnachtstage im Einsatz verbracht. Dass die Situation mittlerweile anders aussieht, führt Helmut Richter zum einen darauf zurück, dass die Feuerwehr regelmäßig Brandschutzerziehung betreibt, also etwa Schulklassen auf Brandursachen und zu beachtende Vorsichtsmaßnahmen aufmerksam macht – zumindest bis Corona, seither konnten kaum Schulungen durchgeführt werden.
Auch könnten Rauchmelder, die heutzutage verpflichtend in bestimmten Räumen angebracht werden müssen, dafür sorgen, dass ein beginnender Brand rechtzeitig bemerkt wird. Zu größeren Brandfällen sei es früher gekommen, weil ein Feuer in einem Raum ausbrach, in dem sich zu dem Zeitpunkt niemand aufhielt – und dementsprechend niemand rechtzeitig reagieren konnte. „In solchen Situationen ist der Rauchmelder ein Frühwarnsystem“, sagt Richter.
Auch Lichterketten können Brände auslösen
Aber noch ein anderer Umstand wirke sich positiv aus: „Dass mehr Lichterketten verwendet werden als echte Kerzen“, so der Kommandant. Aber: „Auch da muss man aufpassen.“ Es habe auch schon Fälle gegeben, in denen es durch eine Beschädigung an der Lichterkette zu einem Schmorbrand gekommen sei. Helmut Richter rät darum dazu, Lichterketten vor dem Gebrauch auf poröse Stellen, Risse oder Knicke im Kabel zu überprüfen. Gebe es solche, dann rät Richter: „Nichts wie ab in den Elektroschrott.“ Bei alten Lichterketten sollte außerdem beachtet werden, dass die verwendeten Glühbirnen im Gegensatz zu heute üblichen LED-Lichtern ziemlich heiß werden können. „50 bis 60 Grad sind da mit drin“, sagt der Feuerwehrkommandant.
Außerdem sei es wichtig, keine Billigware zu kaufen sondern darauf zu achten, dass Lichterketten über Prüfzertifikate verfügen, also ein VDE-Zeichen, ein GS-Zeichen oder eine CE-Kennzeichnung. Diese weisen auf die Sicherheit eines Produkts hin. „Wobei auch diese zum Teil gefälscht werden“, gibt Richter zu bedenken. „Man ist nicht gefeit davor, dass man etwas Falsches kauft.“ Laut Joachim Strate sei man aber eigentlich auf der sicheren Seite, wenn in örtlichen Geschäften gekauft werde „und nicht im Internet aus China“. Zudem warnt Helmut Richter davor, mehrere Mehrfachsteckdosen miteinander zu verbinden, um eine Leitungsverlängerung herzustellen. Das sei gefährlich und außerdem gar nicht zulässig. Zudem solle auch bei Mehrfachsteckdosen auf Zertifikate geachtet werden.
Türen im Brandfall schließen
Wer echte Kerzen am Adventskranz oder am Weihnachtsbaum verwendet, dem empfiehlt Helmut Richter, zur Sicherheit einen Eimer oder eine Gießkanne mit Wasser oder einen Feuerlöschspray oder ähnliches bereit zu stellen. Ein Einsatz dieser Vorsichtsmaßnahmen sei aber nur dann sinnvoll, wenn das Feuer klein beginnt und nicht schon viel in Flammen steht. Auch Joachim Strate betont: „Man sollte das nicht überschätzen. Viele Verletzungen oder gar Todesfälle entstehen gar nicht durch den Brand selbst sondern durch Rauchgas.“ Helmut Richter ergänzt, selbst löschen solle man nur dann, wenn man abschätzen könne, dass die Situation unter Kontrolle sei.
Sei das nicht der Fall, sei es besser, die Feuerwehr zu rufen, die restlichen Hausbewohner zu warnen und das Gebäude zu verlassen. Außerdem sollten die Türen geschlossen werden. Die Feuerwehr erlebe es leider häufiger, dass dies nicht geschehe. Dabei werde dadurch die Gefahr reduziert, dass sich das Feuer über mehrere Räume ausbreitet. „Und in manchen Fällen war es auch so, dass sich die Brandentwicklung reduziert hat“, das Feuer unter Umständen also erlosch oder abgeschwächt wurde. Auch die Türen zu Treppenhäusern sollten unbedingt geschlossen werden – sonst passiere es, dass diese voller Rauch oder Flammen sind und andere Bewohner nicht mehr entkommen können.
Wo der Baum zu platzieren ist
Damit es dazu aber erst gar nicht kommt, hat Helmut Richter weitere Tipps parat. Durch eine brennende Tanne könne schnell ein ganzer Zimmerbrand ausgelöst werden. Wichtig sei darum, dafür zu sorgen, dass sich keine brennbaren Gegenstände in der Nähe des Baumes befinden. „Neben dem Vorhang hat der Baum nichts verloren“, so Richter. Auch direkt unter Lampen solle der Weihnachtsbaum nicht aufgestellt werden.
Und auch, wenn es selbstverständlich klingt: Wichtig ist, dass bei der Platzierung der Kerzen darauf geachtet wird, dass sich über diesen keine Äste befinden. Außerdem zu beachten: „Das kann sich verändern“, mahnt Helmut Richter. Denn mit der Zeit werden die Äste lahm und senken sich nach unten – und können dann in Reichweite einer Flamme enden. Zudem sollten immer erst die obersten Kerzen angezündet werden und zuletzt die untersten. So werde vermieden, dass sich zum Beispiel Ärmel aus Versehen entzünden, weil sie über Flammen gehalten werden. Beim Löschen solle in umgekehrter Reihenfolge vorgegangen werden, so Helmut Richter.
Vorsicht bei heißem Fett
Aber nicht nur von Adventskranz und Weihnachtsbaum gehen Gefahren aus. Auch beim Fondue, das es in vielen Haushalten an den Feiertagen gibt, heißt es: Vorsicht walten lassen. Brennpaste für die Brenner sei sicherer als Spiritus, sagt der Feuerwehrkommandant. Sie brenne kontrollierter und könne nicht auskippen, wenn der Brenner umfällt. „Das Risiko ist einfach geringer“, fasst Richter zusammen. Zudem empfiehlt er, nicht mehrere Brenner nebeneinander zu benutzen. Die Hitzeentwicklung potenziere sich, „weil die gegenseitig wie ein Turbo wirken“. Die Folge: Die Flammen werden unkontrolliert. Und werde es zu heiß, könne sich bei Fettfondue das Öl entzünden.
„Gut ist es dann, wenn man einen Deckel hat. Der sollte auch daneben liegen“, so Richter. Zwar hätten die wenigsten Fondue-Töpfe einen solchen, notfalls könne aber auch ein gewöhnlicher Topfdeckel genommen werden, der passt oder etwas zu groß ist. Decke man das Fondue dann ab, ersticke man die Flammen. „Man sollte das Fett dann vorsichtig von der Energiequelle trennen“ – entweder, indem der Brenner entfernt wird oder aber der Topf selbst. Wichtig sei aber, das heiße Öl nicht fallen zu lassen. Das Öl könne sich entweder am Brenner entzünden, wenn dieser sich in der Nähe befindet, oder aber selbst in Flammen aufgehen, weil es eine derart hohe Temperatur hat.
Und: „Keinesfalls sollte ein Fettbrand mit Wasser gelöscht werden“, warnt Helmut Richter. Komme das Wasser mit dem heißen Fett in Kontakt, verdampft es und es kommt zu einer sogenannten Fettexplosion. „Damit kann man schlagartig ein ganzes Zimmer in Brand setzen“, sagt der Radolfzeller Kommandant. „Und die Verletzungsgefahr ist wirklich extrem. Das sind schwerste Verletzungen bis hin zu tödlichen.“