Noch will sich Katrin Fuchs nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Die Mitarbeiterin der Stabsstelle Tourismusentwicklung der Stadt Singen wartet noch darauf, dass das Statistische Landesamt Baden-Württemberg ihr die Übernachtungszahlen für diesen Sommer übermittelt. So viel kann die Tourismus-Expertin aber schon jetzt verraten: „Die Saison war nicht schlecht.“

Ausflug im Hegau: Ines Hafka und Chaska sind unterwegs vom Homberg nach Aach.
Ausflug im Hegau: Ines Hafka und Chaska sind unterwegs vom Homberg nach Aach. | Bild: Tesche, Sabine

In zahlreichen Gesprächen habe sie den Eindruck gewonnen, dass die Region im Sommer 2019 zwar nicht ganz so viele Urlaubsgäste angezogen hat wie im Vorjahr – aber immerhin mehr als im Sommer 2017.

Fast 40.000 Gäste mehr

„Generell lässt sich in Singen eine deutliche Entwicklung feststellen. Wo wir 2007 noch knapp 91.000 Übernachtungsgäste verzeichnen konnten, lagen wir 2018 bei mehr als 130.000 Übernachtungsgästen.“ Selbst die unerwartete Sperrung des Hohentwiel habe keinen Einsturz der Gästezahlen zur Folge gehabt, bestätigt auch Markus Kümmerle. Der Geschäftsführer des 2018 eröffneten Hotel Trezor in Singen zeigt sich grundsätzlich zufrieden damit, wie die Saison verlaufen ist. Er habe sich gefreut, eine „schöne Mischung aus Freizeit- und Geschäftsreisenden“ begrüßen zu dürfen, gibt aber zu: „Natürlich ist es schöner, wenn der Hohentwiel geöffnet ist.“

Familien enttäuscht von der Hohentwiel-Sperrung

Gerade Familien mit Kindern seien enttäuscht gewesen, dass die Burg nicht komplett zugänglich war, sagt Kümmerle.

Den Geschwistern Aaron und Calea Haaff aus Radolfzell gefällt‘s am Steißlinger See.
Den Geschwistern Aaron und Calea Haaff aus Radolfzell gefällt‘s am Steißlinger See. | Bild: Tesche, Sabine

Der Hotelier glaubt, dass das Land mit dafür verantwortlich war, dass einige Gäste im Informationsvakuum ins Leere gelaufen sind, wie er sich ausdrückt. „Ich bin überzeugt, wir hätten mehr Informationen erhalten, wenn die Stadt die Hohheit über den Hohentwiel hätte.“

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Auch die Geschäftsführerin der SoLa Hotel- und Restaurant Betriebs GmbH Sonia Klumpp ist mit dem Hostel Art & Style in Friedinger Straße ein vergleichsweise neuer Anlaufpunkt in der Singener Hotellandschaft. „Für uns war es die dritte Sommersaison“, erklärt sie. „Und die verlief relativ deckungsgleich zu den Vorjahren.“ Zwar sei es enttäuschend gewesen, Gästen berichten zu müssen, dass Singens großer Anziehungspunkt aufgrund der Steinschlaggefahr zumindest teilweise geschlossen sei, trotzdem zieht auch sie ein positives Fazit.

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Urlaub mit dem Rad immer populärer

Jetzt da der Herbst Einzug hält, seien wieder mehr Geschäftsreisende im Hostel zu Gast: „Im Sommer hatten wir eher Familien und Paare hier – Freizeitreisende.“ Die meisten von ihnen seien aus Deutschland oder dem europäischen Ausland angereist und für zwei Übernachtungen geblieben. Auffallend: „Es gibt immer mehr Radtouristen“, beobachtet Sonia Klumpp.

Das kann der Vorsitzende des Engener Touristikvereins Rolf Broszio nur bestätigen. „Dabei spielt auch die Seehas-Anbindung eine Rolle“, glaubt er. „Viele Urlaubsgäste unternehmen Fahrradausflüge in die Umgebung und fahren dann mit dem Zug zurück nach Engen.“ Auch der Vorsitzende des Touristikvereins zeigt sich zufrieden mit der abgelaufenen Saison. „Der Hegau wird immer beliebter“, so Broszio. „Zum Teil reichen die 56 Engener Ferienwohnung im Sommer gar nicht mehr aus. Deshalb sind wir auch immer auf der Suche nach neuen Vermietern.“

An der Aachquelle: Rita und Antonio Anello mit ihrer Enkelin Lisa aus dem Allgäu.
An der Aachquelle: Rita und Antonio Anello mit ihrer Enkelin Lisa aus dem Allgäu. | Bild: Tesche, Sabine

Eine weitere Möglichkeit, von Engen aus die Region zu erkunden, bietet Camping Sonnental. „Wir haben den Campingplatz dieses Jahr übernommen“, berichtet Dilan Aktas. Auch sie habe sich gefreut, Gäste aus ganz Europa willkommen heißen zu können. „Unter anderem hatten wir in diesem Sommer Urlauber aus Spanien, Polen, Frankreich und Belgien hier.“

Frank Krause kommt aus Brandenburg. Den passionierten Wanderer fasziniert die Vulkanlandschaft der Region.
Frank Krause kommt aus Brandenburg. Den passionierten Wanderer fasziniert die Vulkanlandschaft der Region. | Bild: Tesche, Sabine

Viele würden den Campingplatz als Zwischenziel ansteuern, Deutsche und Holländer blieben aber auch länger in der Region. „Die Wanderwege sind sehr beliebt“, sagt Dilan Aktas. „Besonders der Hewensteig.“ Auch der Rheinfall bei Schaffhausen habe eine hohe Anziehungskraft. Dass der Hohentwiel nicht komplett zugänglich war, sei deshalb nicht zu stark ins Gewicht gefallen.

Ein letztes Mal Hontesbus

Apropos Hohentwiel: Über das lange Wochenende nach dem 3. Oktober fährt an allen Tagen noch einmal der Hontesbus den Berg an. Danach ist die Sommersaison 2019 ganz offiziell zu Ende.