Es ist ein ärgerliches Szenario: Man steht abends in der Küche, möchte noch ein Gericht kochen und stellt fest, dass die ein oder andere Zutat noch fehlt. Die Supermärkte haben bereits geschlossen, also was tun? Da sind Spätis, also Spätverkaufsstellen, ein Segen. Die haben nämlich fast rund um die Uhr geöffnet. Eigentlich gibt es Spätis eher in Großstädten, doch seit Kurzem gibt es einen in der Singener Scheffelstraße.
Isa‘s Späti hat dort Anfang Februar eröffnet. Laut Betreiber Niklas Devin war es eine bewusste Entscheidung, sich dort niederzulassen: „Früher war sie die Einkaufsstraße in Singen. Das ist nicht mehr so. Ich möchte die Straße wieder beleben“, so der 30-Jährige. Das Geschäft gehöre eigentlich seiner Mutter, er sei aber das Gesicht des Spätis. Deswegen heißt der Laden auch Isa‘s Späti, nach seinem Sohn benannt, erklärt Niklas Devin.
Und warum ausgerechnet ein Späti? Wie der Gottmadinger erklärt, habe er viel Zeit in Köln verbracht und Spätis dort als Ort der Begegnung erlebt. Das wolle er auch hier etablieren. „Ich kann gut auf Menschen zugehen. Das ist im Handel wichtig“, findet Devin. Er ist eigentlich gelernter Schlosser, arbeite aber schon seit Jahren im Einzelhandel. Ein Späti habe mehrere Vorteile: Es biete verschiedene Produkte an, ob Lebensmittel, Hygieneartikel oder Accessoires, und das Geschäft habe fast durchgängig geöffnet.
Sonntags von 10 bis 20 Uhr? Verboten!
Aktuell hat der Späti von Montag bis Samstag von 9 Uhr bis Mitternacht geöffnet. Bis vor wenigen Tagen war sonntags zudem von 10 bis 20 Uhr geöffnet, doch das ist nicht erlaubt. Denn wie die Stadt Singen auf Nachfrage erklärt, stelle der Späti eine Verkaufsstelle im Sinne des Ladenöffnungsgesetzes für Baden-Württemberg dar. Das Ladenöffnungsgesetz regelt, dass Geschäfte an Werktagen unbegrenzt geöffnet sein dürfen. Ladenschlusszeiten hingegen gelten ganztägig an Sonn- und Feiertagen sowie am 24. Dezember ab 14 Uhr, wenn dieser Tag auf einen Werktag fällt.

Mit Schlusszeiten ist gemeint, dass Läden des täglichen Bedarfs wie Bekleidungsgeschäfte an Sonn- und Feiertagen nicht geöffnet haben dürfen. Ausnahmen gelten für bestimmte Warengruppen, etwa bei Backwaren für die Dauer von drei Stunden oder bei Zeitungen für sechs Stunden. Ausnahmen sind die von der Stadt festgesetzten Verkaufssonntage.
„Da der Spätverkauf ebenfalls Zeitungen und Zeitschriften in seinem Sortiment führt, ist der Verkauf an Sonn- und Feiertagen für eine maximale Dauer von sechs Stunden gestattet“, sagt Pressesprecherin Janine Wüst. Niklas Devin prüfe derzeit, welche Zeiten am Sonntag am besten geeignet sind, bis dahin bleibt der Laden sonntags zunächst geschlossen. Dennoch machen die Öffnungszeiten laut Devin den Späti zu etwas Besonderem. „Ich bin überzeugt, dass es eine Bereicherung für die Stadt ist“, so der 30-Jährige.
Leerstände als Chance für Neues?
Das sieht auch Wirtschaftsförderin Claudia Kessler-Franzen vom Standortmarketingverein Singen aktiv so. „Der Spätverkauf ist eine Ergänzung zum bisherigen Angebot in der Innenstadt und trägt zur Urbanität bei“, sagt sie. Grundsätzlich seien neue Konzepte in der Innenstadt willkommen. So gab es in jüngster Zeit auch einige Schließungen in der Innenstadt, etwa das Bekleidungsgeschäft Mango in der Hegaustraße.
Das sei laut Kessler-Franzen nicht zwingend etwas Schlechtes, wie sie betont. „Leerstände sind, sofern es keine strukturellen Leerstände sind, auch immer wieder die Chance für Neues. Manchmal laufen auch noch Mietverträge oder es bestehen Konkurrenzausschlussklausen, die eine schnelle Nachvermietung verzögern“, erklärt sie.
Positiv sei, dass die Leerstände im Moment relativ schnell und teilweise auch nahtlos gefüllt werden, so Kessler-Franzen. „So hat gerade in der Scheffelstraße ein neues Blumengeschäft neben Betten Diehl, ehemals Bekleidungsgeschäft Leili, eröffnet. In der oberen August-Ruf-Straße startet Rewa im ehemaligen Optik Krass neben Tchibo.“ Auch die Brauerei Barfüßer soll im zweiten Quartal eröffnen.
Welche Wechsel es noch geben wird
Künftig soll es sich in Singen noch besser einkaufen lassen, wie Kessler-Franzen weiter mitteilt. „In den nächsten Monaten wird es weitere Neuerungen geben, die zur Vielfältigkeit des Handels- und Gastronomieangebotes beitragen.“ Sie stellt aber auch klar: „Die Eigentümer und die Nachmieter behalten sich in der Regel selber vor, zu kommunizieren, dass sie kommen und wann sie kommen.“