Es gab Befürworter, Kritiker, einen Bürgerentscheid, eine große Baustelle samt verspäteter Eröffnung und dann erstmal eine Pandemie-Zwangspause: Das Cano eröffnete am 10. Dezember 2020 in schweren Zeiten. Nichtsdestotrotz lege das Cano einen beeindruckenden Wachstum hin, sagt die Center-Managerin Kitty Molnar bereits in einem Interview mit dem SÜDKURIER. Aber auch für Händler, Gastronomen und Singen aktiv hat sich das Einkaufszentrum gelohnt, wie Nachfragen zeigen. Es gibt allerdings auch kritische Stimmen.
Einer, der sich besonders über das Cano freut, ist Reiner Wöhrstein. Er ist der Inhaber des gleichnamigen Fotostudios. „Das ist für Singen ein Glücksfall. Das ist ein absolutes Highlight, dass das hier her gekommen ist“, sagt der Mann, der als Sprecher der Initiative „pro ECE“ schon vor Jahren für eine Ansiedlung war. Die ECE-Gruppe beschreibt sich selbst als ein Unternehmen aus Hamburg, welches sich auf Immobilien spezialisiert hat, die unter anderem Shoppingwelten erschaffen – wie das Cano.
Es sei eine riesen Arbeit gewesen, dass das Cano überhaupt nach Singen kam, berichtet Reiner Wöhrstein. Er glaube nicht, dass heute noch mal ein solches Einkaufszentrum ohne Weiteres nach Singen kommen würde, wenn man sich die heutige Wirtschaftslage anschaue. Aus diesem Grund, betont Wöhrstein am Telefon, sei Singen eine Gewinnerstadt.
Auch ein Gastronom ist froh, dass er damals in das Cano eingezogen ist. Cuma Korkmatz, Besitzer des Vulcano, ist der Meinung, dass das Cano „ein großes Ding für Singen ist“. Der Kebap-Laden sei vier Monate nach der Eröffnung des Centers eingezogen und für ihn habe es sich gelohnt. „Wir haben nicht zweimal darüber nachdenken müssen.“
Anziehungspunkt für die ganze Stadt
Aber nicht nur die Ladenbesitzer oder Gastronomen sind froh über das Einkaufszentrum, sondern auch Singen aktiv. Claudia Kessler-Franzen, Geschäftsführerin des Standortmarketing-Vereins, sagt: „Das war auch eine riesen Chance, die wahrgenommen worden ist. Das Cano ist ein wichtiger Bestandteil der Innenstadt.“

Auch der Vorstandsvorsitzende Wilfried Trah ist der Überzeugung, dass das der richtige Schritt für Singen gewesen sei – und die ganze Stadt könne davon profitieren. „Dadurch, dass das Cano eben so zentral ist, bedeutet es ja, die Leute gehen nicht nur speziell ins Center, sie gehen in die Stadt. Das ist schon ein Anziehungspunkt für Kunden und daraus hat nicht nur das Cano allein, sondern die ganze Stadt den Vorteil“, sagt Trah.
Kritiker sehen weiterhin Herausforderungen
Obwohl die Meinungen sehr positiv sind und sowohl Reiner Wöhrstein als auch Kessler-Franzen nach eigenen Angaben nur positive Resonanzen über das Einkaufszentrum bekommen hätten, gibt es auch Skeptiker.
Eine davon ist Regina Henke. Sie ist Teil des Ortsvorstandes der Grünen in Singen und Gemeinderätin. Henke war aber auch die Sprecherin der damaligen Bürgerinitiative gegen das Cano. Die Initiative vertrat folgende Meinung: „Geschlossene Einkaufszentren sind keine zukunftsweisenden Konzepte für den Einzelhandel, da der stationäre Einzelhandel durch die Konkurrenz durch das Einkaufen im Internet vor großen Herausforderungen steht.“

Henke akzeptiere die Entscheidung, denn in einem Bürgerentscheid wollte die Mehrheit der Singener das Cano und das sei Demokratie, schildert sie nun gegenüber dem SÜDKURIER. Auch wenn der Handelsverband und das BBE, eine Handelsberatung, immer versichern würden, dass der Singener Einzelhandel ohne das Cano schlechter dastünde, würde das strukturelle Probleme der Konkurrenz durch den Internethandel nicht vor den Läden im Cano Halt machen, erklärt sie weiter.
Aus diesem Grund müssen sich für die Zukunft auch weitere Konzepte entwickeln: „Zudem wurde das Gebiet der Hegaustraße durch die Stadt mit Pflasterung und Begrünung aufgewertet. Dieser positive Eindruck muss erhalten werden – dazu gehört Sauberkeit, Sicherheit und die Neubesetzung der Leerstände im Cano und in dessen Nachbarschaft. Kreative und nachhaltige Ideen für Konzepte der Nachnutzung müssen jetzt schon entwickelt werden. Denn Städte werden sich nicht mehr nur durch das Einkaufen definieren können“, so Henke.
Mit anderen Händlern im gleichen Boot
Der Standort des Einkaufszentrums spielt heute noch eine wichtige Rolle für Singen. Die Stadt sei ein exzellenter Handelsstandort und habe eine Kaufkraftbindung, die sensationell sei, meint Reiner Wöhrstein. Aber nicht nur das Center sei von Bedeutung, sondern auch jedes Geschäft drumherum in der Stadt sei wichtig für den Standort Singen, ergänzt der Ladenbesitzer. „Wir sind alle in einem Boot.“
Zu diesem Standort gehöre laut Wöhrstein und Kessler-Franzen auch die Verkehrsanbindung und damit sei nicht nur der Bahnhof und der Busbahnhof gemeint. „Singen hat elf Parkhäuser, die sich rund um die Innenstadt verteilen, und das sind natürlich perfekte Voraussetzungen, um in der Einkaufsstadt Singen gut anzukommen, einfach zu parken und viel Zeit für die Verweilqualität in der Innenstadt zu haben“, sagt Claudia Kessler-Franzen.
Sie ergänzt: „Dieses Center hat fünf oder sechs Ein- und Ausgänge. Das ist ja auch ganz wichtig, dass wirklich dieser Austausch zwischen Innenstadt und Center stattfinden kann.“
Neues Center und komplett neues Quartier
Das Cano bringt weitere Vorteil mit sich, das Erscheinungsbild der Stadt wird ein anderes. „Die Strahlkraft ist mit Sicherheit um ein Vielfaches gestiegen“, sagt Reiner Wöhrstein. „Das ist eine Magnetwirkung, von der wirklich alle profitieren“, führt er aus.
Nun kommen auch insgesamt mehr Menschen in die Stadt, erklärt Kessler-Franzen, weil nicht nur das Cano selbst entstanden sei, sondern auch ein komplett neues Quartier.