Jetzt kommt zusammen, was zusammen gehört. So beschreibt Iris Eggensberger die Übergabe von Ambulantem Hospizdienst und Trauerbegleitung vom Hospizverein an das Hospiz- und Palliativzentrum Horizont. Iris Eggensberger leitet für Horizont bereits das stationäre Hospiz und die spezialisierte ambulante Palliativ-Versorgung (SAPV). Zum neuen Jahr kamen auch der ambulante Hospizdienst und Trauerbegleitung dazu. Zuvor haben das Irmgard Schellhammer und Martin Werner vom Hospizverein Singen und Hegau verantwortet – ehrenamtlich. Für die Menschen, die in der letzten Phase ihres Lebens ambulant begleitet werden, ändert sich laut den Verantwortlichen nichts. Anders ist es intern, wie sich auf Nachfrage zeigt: Irmgard Schellhammer wird ihr Amt als Vorsitzende abgeben, auch Martin Werner wird nach der nächsten Mitgliederversammlung vermutlich nicht mehr zweiter Vorsitzender sein.
„Wir waren ehrenamtliche Dienstherren“
Zwei Jahre lang habe sie jemanden gesucht, der ihr als Vorsitzende folgen könnte, erzählt Irmgard Schellhammer. Doch mit so viel und verantwortungsvoller Arbeit habe sich niemand für das Ehrenamt bereit erklärt: „Wir waren ehrenamtliche Dienstherren.“ Das sei jetzt anders, zum 1. Januar übernahm die Horizont gGmbH diese Aufgabe. Die Pandemie habe da einen Denkprozess angestoßen, wie Martin Werner beim Pressegespräch erläutert. Im September 2021 stimmten Vereinsmitglieder mehrheitlich für die Übernahme, im Dezember wurden die Verträge unterzeichnet.
Horizont ist seit dem neuen Jahr auch Arbeitgeber für die drei Koordinatorinnen, die Ehrenamtliche finden, qualifizieren und vermitteln. „Wir übernehmen keine Pflege oder Hauswirtschaft“, erklärt Koordinatorin Susanne Zierenberg-Grimm. Vielmehr gehe es um eine unterstützende Begleitung. Manchmal helfe es beispielsweise, mit einem Fremden zu sprechen. „Wir brauchen mehr Menschen, die diese sinnstiftende Aufgabe wahrnehmen wollen“, sagt Iris Eggensberger.
Im ersten Moment war Übergabe-Gedanke ein Schock
Der Hospizverein hat es in den vergangenen Jahren geschafft, das Thema Sterben und Tod wieder in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Ein deutliches Zeichen dafür ist das stationäre Hospiz, das 2019 eröffnet wurde. „Ohne eure Hilfe wäre das Hospiz nicht entstanden“, betont Wolfgang Heintschel als einer der beiden Geschäftsführer von Horizont. Deshalb sei kurz sein Herz stehengeblieben, als Irmgard Schellhammer mit Übergabe-Gedanken an ihn herantrat. Dann seien sie jedoch auch stolz gewesen, dass der Verein ihnen dieses Vertrauen entgegenbringe. „Wir machen das im selben Geiste weiter“, versichert er.
Künftig sind auf dem Gelände an der Hegaustraße auch organisatorisch alle Angebote unter einem Träger vereint. Christian Grams betont als zweiter Geschäftsführer von Horizont, dass der Ort ein Zentrum sein soll. Zu den Angeboten zählen auch das Café Horizont, der Treffpunkt Horizont und der interkulturelle Trauerort.
Trauer ist durch Pandemie ein noch größeres Thema geworden
Menschen in ihrer Trauer zu begleiten, sei aktuell besonders wichtig, wie Martin Werner erklärt: „Wir sehen, dass die Not groß ist durch die vielen Abschiede, die nicht persönlich möglich waren.“ Irmgard Schellhammer ergänzt: „So viel Nachfrage nach Trauer-Einzelbegleitung gab es noch gar nie.“
Förderverein will weiter Thema und Projekte unterstützen
Den Hospizverein soll es auch weiterhin geben: als Förderverein. Mit seinen über 800 Mitgliedern sei der Verein in der Gesellschaft verankert und könne etwa mit Veranstaltungen immer wieder auf das Thema aufmerksam machen. Dabei werden auch Spenden gesammelt. Wie wichtig das ist, unterstreicht Wolfgang Heintschel, denn beim stationären Hospiz würden beispielsweise nur 95 Prozent der Kosten gefördert. Die restlichen fünf Prozent müssen durch Spenden beglichen werden. „Wir sprechen da von 100.000 Euro im Jahr“, sagt Heintschel.
Auch bei der Finanzierung der ambulanten Arbeit ist Hilfe gefragt, wenn auch nur aushilfsweise: Weil die Abrechnung bei Krankenkassen immer erst mit einem Jahr Verzögerung möglich sei, wird der Hospizverein der Horizont gGmbH 100.000 Euro spenden. Damit können auch im ersten Jahr nach der Übergabe die Gehälter der hauptamtlichen Mitarbeiter bezahlt werden.
Langweilig wird es den beiden langjährigen Vorstandsmitgliedern auch künftig nicht werden: „Ich werde dem stationären Dienst verbunden bleiben“, sagt Irmgard Schellhammer. Auch Martin Werner erklärt, sich nach der nächsten Hauptversammlung weiter engagieren zu wollen – nur in anderer Form.