Januar: Böllerverbot stößt auf Widerstand

Das neue Jahr wurde in Singen so heftig mit Feuerwerk begrüßt, dass auch die Stadt ein Böllerverbot für die Innenstadt einrichten möchte. Denn überall lag Müll herum und die Feuerwehr hatte mal wieder alle Hände zu tun, um alle durch Feuerwerk verursachten Brände zu löschen. Deshalb soll zum Jahreswechsel 2024/2025 zwischen Freiheit-, Haupt-, Bahnhof- und Romeiasstraße kein Feuerwerk mehr gezündet werden dürfen. Die Stadt möchte so auch die historischen Gebäude der Stadt schützen.

Das stößt in Singen auf heftigen Widerstand. Es gründet sich ein Bürgerinitiative mit dem Namen „Böllern in Singen macht glücklich“, die auch eine Demo durch die Innenstadt organisiert. Ob die Stadt angesichts der vehementen Protests einlenken wird, ist noch nicht klar. (jac)

Februar: Popolia statt Popolius

Endlich ist er da, der Narrenmonat, bei dem sämtliche Zünfte in Singen und dem Hegau die Region mit Narrenbällen, Rathausstürmen und Straßenfasnacht beglücken. Doch der Poppele steigt doch nicht aus seiner Gruft, sondern dreht sich im Grab herum. Denn ein Forschungsteam um Kreisarchäologe Jürgen Hald hat mit dem Hegau-Geschichtsverein herausgefunden, dass Popolius eigentlich kein Mann, sondern eine Frau war.

Das könnte Sie auch interessieren

In kürzlich entdeckten Schriftstücken zur Geschichte der Poppele-Zunft ist nämlich ganz klar von einer Popolia die Rede. Das stürzt die Narren in eine existenzielle Krise! Doch die viel wichtigere Frage, die sich die Zunft jetzt stellt: Was nun? Timo Heckel alias Popolius muss dringend ersetzt werden, ein neues Kostüm muss her – die Aufgaben-Liste ist lang! (gve)

März: Ur-Radolfzeller war ein Singener

Es soll das Jahr mit dem größten Baufortschritt werden, doch dann kommt alles anders: Die Singener müssen ihren Traum von der neuen Scheffelhalle schon wenige Monate nach dem Spatenstich begraben. Der Wiederaufbau wird gestoppt. Im Untergrund haben Archäologen Reste aus der Erstbesiedlung des Landkreises gefunden. Daraus ergibt sich: Der Ur-Radolfzeller war ein Singener.

„Ich habe es immer gewusst, damit bekommt der Refrain ‚Mir sind vu Singe, vu Singe und it vu Radolfzell, und hoorig isch de sell‘ eine völlig neue Bedeutung“, soll Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk bei der Vorstellung der Grabungsreste gesagt haben.

Das könnte Sie auch interessieren

Nun denkt man auch im Singener Rathaus über eine Wiedereingliederung von Radolfzell nach – schließlich würde man „nur das zurückholen, was geschichtlich schon immer unter den Hontes gehöre“. So würden die Radolfzeller auch näher an ihren gewünschten Klinikneubau kommen... (mgu)

April: Freibad öffnet schon viel früher

Was ist denn nun los, das Freibad hat schon offen? Ja, und zwar nicht nur an einem Ort, sondern im ganzen Hegau. Vorreiter war das Höhenfreibad in Gottmadingen, das als erstes angekündigt hat, früher zu öffnen. Und dann haben alle nachgezogen. Was Wasserratten und Badenixen freut, hat einen ernsten Hintergrund: den Klimawandel. Die Sommer werden immer länger und heißer, sodass die Freibäder nun gleich am Ostermontag, dem 1. April, öffnen können.

Eine Idee dahinter ist der Naturschutz: Weil man fürchtete, dass die Menschen in der Region Abkühlung in natürlichen Seen suchen, ist man den ungewöhnlichen Schritt gegangen – damit die Naturgewässer nicht von Badegästen überrannt werden, die die Natur zerstören. (eph)

Mai: Leichtbauhalle statt Klinikneubau

Ein bekanntes Sprichwort besagt: „Gut Ding will Weile haben“. Im Falle des Klinikneubaus in Singen ist ohnehin klar, dass es lange dauern wird, bis am neuen Standort in der Nordstadt gebaut werden kann. Doch jetzt gibt der Landkreis Konstanz bekannt: Aus dem Neubau wird doch nichts mehr, das Geld ist alle. Landrat Zeno Danner hat überall nachgesehen, doch auch der Notgroschen unter der Matratze reicht für den Klinikneubau nicht aus.

Die Leichtbauhalle auf dem Festplatz an der Talwiese in Rielasingen-Worblingen. Die kommt 2024 nach Singen – und wird zum ...
Die Leichtbauhalle auf dem Festplatz an der Talwiese in Rielasingen-Worblingen. Die kommt 2024 nach Singen – und wird zum Feldlazarett umgebaut. | Bild: Freißmann, Stephan

Auf das vorgesehene Grundstück soll laut Danner stattdessen die Leichtbauhalle aus Rielasingen-Worblingen kommen. In der Leichtbauhalle wird dann ein Feldlazarett untergebracht. Und weil eine andere Redewendung lautet „aus Fehlern lernt man“: Die Baugenehmigung hierfür ist sogar schon da. (gve)

Juni: Kommunalwahl geht schief

Am 9. Juni ist der große Tag, dann ist nämlich gleichzeitig mit der Europawahl die Kommunalwahl in Baden-Württemberg. Gewählt werden Ortschafts- und Gemeinderäte sowie die Kreistage. Doch o weh, in diesem Jahr ist nichts, wie es sein sollte. Dass die Ergebnisse erst am Montag und teilweise sogar erst am Dienstag kommen, ist normal: Die Europawahl hat Vorrang und die Auszählung der ellenlangen Kommunalwahlstimmzettel ist langwierig. Doch die Ergebnisse der Kommunalwahl 2024 sind für den ganzen Hegau hinfällig.

Der Grund: Der frühere Wahlleiter von Berlin ist nach seinem Rauswurf in der Bundeshauptstadt in den Hegau gezogen und hat dort die Kommunalwahl mitorganisiert. Die Folge: Zahllose Wähler, die mit Schließung der Wahllokale noch nicht abgestimmt hatten, eine Knappheit an Stimmzetteln und am Ende auch noch ein Stapel nicht ausgezählter Stimmzettel, die in einem Rathaus der Region gefunden wurden. Das kann so nicht sein, beschließen die Alt-Bürgermeister Alfred Mutter aus Volkertshausen, Hans-Peter Lehmann aus Mühlhausen-Ehingen und Johannes Moser aus Engen. Sie ziehen vor Gericht, die Kommunalwahl muss wiederholt werden. (eph)

Juli: Vulkan statt Festival

Es ist die Nachricht im Juli: Der Hontes spuckt wieder Feuer. Lange hat der Singener Haus-Vulkan geschwiegen, nämlich zwischen sechs bis acht Millionen Jahre, doch 2024 bricht er wieder aus. Zwar wird bei dem Ausbruch niemand verletzt, aber er hat einen unschönen Nebeneffekt: Das Hohentwielfestival kann nicht mehr auf der Festungsruine stattfinden. Ganz ausfallen muss es allerdings nicht, es wird kurzerhand auf den Mägdeberg verlegt.

Das könnte Sie auch interessieren

„Uns freut‘s“, betont Patrick Stärk, Bürgermeister von Mühlhausen-Ehingen. Denn das Festival sorgt für einen Aufschwung des Tourismus in der Hegau-Gemeinde und der Ort gilt jetzt als „Wacken 2.0“. Daher wird sogar über eine Verlegung des Southside nach Mühlhausen-Ehingen nachgedacht. (mgu)

August: Endlich wird der Baggersee ein Badesee

Es wird ein heißer Sommer und alle Hegauer strömen in die Freibäder und an den Steißlinger See. Der ist so überfüllt, dass die Gemeinde die Nachbarn um Hilfe bittet. Der Hilzinger Bürgermeister hat eine Idee, dem auch der Besitzer des Sees und die Tengener zustimmen können: Der Binninger Baggersee wird Badesee! Endlich können wir legal im azurblauen Wasser planschen, sagen die, die dort schon immer verbotenerweise gebadet haben.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Tengener finden eine andere Lösung für ihr Trinkwasser, ein Anschluss an die Bodenseewasserversorgung ist im Gespräch. Hilzingen richtet in diesem ersten Badesee-Jahr unterhalb des Hohenstoffel ein provisorisches Bad ein, mit Kiosk und Dixie-Klo. Auch ein Betreiber wird gefunden: Da Steißlingen ebenfalls einen neuen Pächter für sein Bad sucht, meldet sich eine Großfamilie, die beide Bäder gemeinsam betreiben möchte. (jac)

Idyllisch liegt der Binniger Baggersee unterhalb des Hohenstoffeln: Mit der Ruhe ist es bald vorbei.
Idyllisch liegt der Binniger Baggersee unterhalb des Hohenstoffeln: Mit der Ruhe ist es bald vorbei. | Bild: Manuel Hohlwegler (SK-Archiv)

September: Längere Ferien haben traurigen Grund

Die Sommerferien sind in der zweiten Septemberwoche zu Ende, oder doch nicht? Aufgrund des Lehrermangels werden die Ferien erstmals um zwei Wochen verlängert. Einige Lehrkräfte, so munkelt man, sind aus den Ferien gar nicht mehr heimgekommen. Sie haben es satt, immer einspringen zu müssen, wenn andere fehlen. Wo nun so schnell neue Lehrer herkommen sollen, wissen die Schulleiter auch nicht. Das Schulamt strengt sich an, um noch mehr Quereinsteiger zu gewinnen und schreibt Bittbriefe an alle Lehrer in Rente.

Inzwischen werden auch die Anforderungen an den Quereinstieg drastisch herunter- und die Löhne kräftig hochgeschraubt. Das Kultusministerium startet Versuche mit künstlicher Intelligenz (KI), die den Schülern Wissen eintrichtern soll. (jac)

Oktober: Politik nicht so verkümmern lassen

Beim Schätzele-Markt in Tengen gibt es eine grundlegende Änderung: Es wird 2024 keine Mittelstandskundgebung mehr geben. In Tengen werden fortan nicht mehr Cem Özdemir oder Gregor Gysi ans Rednerpult treten. Stargast in diesem Jahr ist vielmehr Helge Schneider. Ein Skandal, findet man in Hilzingen und Mühlhausen-Ehingen. In einer gemeinsamen Presseerklärung kündigen die Bürgermeister Holger Mayer (Hilzingen) und Patrick Stärk (Mühlhausen-Ehingen) eigene Kundgebungen bei der Kirchweih und am Ehinger Herbstfest 2025 an.

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir dürfen die Politik bei unseren großen Festen im Hegau nicht so verkümmern lassen“, erklären die beiden Rathauschefs. Einen politischen Seitenhieb stellen die beiden Gastredner dar: Die erste Kundgebung in Hilzingen wird von Marian Schreier (Tengener Alt-Bürgermeister von 2015 bis 2022) gehalten, in Mühlhausen-Ehingen spricht Helmut Groß (Schreiers Vorgänger als Tengener Bürgermeister). (mgu)

November: Hohenkrähenstraße kommt flotter

Freie Fahrt auf der Hohenkrähenstraße, das vermeldet die Stadtverwaltung im November. Und Autofahrer reiben sich verwundert die Augen. War die Freigabe nicht erst für Sommer 2025 angekündigt? Und das wäre schon ein ziemlich gutes Tempo gewesen, um eine viel befahrene Ein- und Ausfallstraße samt dem ganzen Unterbau einmal umzukrempeln und komplett zu erneuern. Aber nun ging es noch schneller.

Die Sanierung der Hohenkrähenstraße sollte zwei Jahre dauern. Aber weil die Bauarbeiter emsig waren, ist die Straße ein Dreivierteljahr ...
Die Sanierung der Hohenkrähenstraße sollte zwei Jahre dauern. Aber weil die Bauarbeiter emsig waren, ist die Straße ein Dreivierteljahr früher fertig geworden. | Bild: Freißmann, Stephan (SK-Archiv)

Des Rätsels Lösung: Die von Bund und Ländern getragene Projektgesellschaft Deges war beim Ausbau der Bundesstraße 33 bei Allensbach und Hegne am Ende doch nicht zum Zug gekommen, nachdem lang und breit eine Übertragung dieser Baustelle weg vom Regierungspräsidium Freiburg diskutiert wurde. Nun war die Deges auf der Suche nach eine neuen Aufgabe und fand sie in Singen. (eph)

Dezember: Parken direkt am Weihnachtsmarkt

Hach, so ein Weihnachtsmarkt im Dezember ist schon was Feines! Für die Stadtverwaltung war der Weihnachtsmarkt 2023 auf dem Rathausplatz aber alles andere als fein: Die Besucher haben beim Versuch, mit ihren Autos möglichst nah heranzukommen, wortwörtlich für Stau gesorgt.

Das könnte Sie auch interessieren

Deshalb hat sich die Stadtverwaltung nun Folgendes überlegt: Der Weihnachtsmarkt 2024 soll an den sogenannten Fresskreisel in der Südstadt verlegt werden. Hier gibt es nicht nur genug Parkplätze, sondern auch genug Tuner, die ihren eigenen Glühweinstand aufbauen können. Natürlich gibt es dann auch einen neuen Namen für die Veranstaltung: Tuner-Weihnachtsmarkt. (gve)