Am Ende konnte es nur einen geben: Die Grundstückskommission hat sich eindeutig für einen Krankenhaus-Neubau in Singen ausgesprochen. Am nördlichen Stadtrand, nahe der Bahnlinie und der Straße in Richtungen Engen, soll der Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) seine neue Klinik mit rund 400 Betten bauen. Das ist das Ergebnis nach einem umfassenden Prüf- und Abwägungsprozess – und eine maßgebliche Vorentscheidung, bevor der Kreistag final über den Standort abstimmt.
Das Grundstück, das sich zwischen der Hohenkrähenstraße und der Bruderhofstraße kurz vor der Auffahrt zur Autobahn 81 auf der rechten Seite befindet, war das erste Grundstück der beiden um den Klinik-Standort konkurrierenden Städte, Singen und Radolfzell, das ins Rennen geschickt wurde. In Singen klopfen sich die Verantwortlichen ob des Zuschlages auf die Schultern, sprechen aber auch Herausforderungen und mögliche Probleme an.
„Der heutige Tag ist für Singen ein guter Tag, da unserer Meinung nach der richtige Standort den Zuschlag bekommen hat“, sagt Dirk Oehle (Neue Linie) erfreut. Die Entscheidung pro Singen sei für ihn keine Entscheidung gegen Radolfzell gewesen. „Sondern nüchtern betrachtet hat die Kommission alle Kriterien in die Waagschale geworfen und sich nach reiflicher Prüfung für den besten Standort entschieden“, so Oehle weiter.

Ähnlich sieht es Eberhard Röhm (Grüne): „Die Entscheidung für einen Standort auf Singener Gemarkung hat eine große Bedeutung für den gesamten Hegau mit seinen fast 100.000 Einwohnern.“ Der neue Standort sei für sehr viele Menschen gut erreichbar, was ein sehr wichtiges Entscheidungskriterium gewesen sei.

Auch für Hubertus Both (Freie Wähler) sei es natürlich ein gutes Gefühl für den gesamten Hegau, ein Krankenhaus in Singen zu haben. So froh die Singener seien, so gut könne er die Enttäuschung der Radolfzeller nachvollziehen. Aber: „Der jetzige Standort bietet nur Vorteile, vor allem mit Blick auf die Erreichbarkeit. 40.000 Menschen wollen und sollen hier versorgt werden“, so Both.

Für Kerstin Brößke (FDP) ist Singen der wichtigste Knotenpunkt in der Region, dies gelte besonders für die Bewohner des westlichen Hegaus. „Mit dem Neubau auf dem Grundstück Singen Nord kann der Standort Singen in Zukunft Zentralversorger für die Region bleiben“, so Brößke.
Für Franz Hirschle (CDU) sei der Zuschlag für Singen, für die Stadt und den Gemeinderat eine große Herausforderung, der man allerdings gerne gerecht werden wolle. „Der Vorteil ist, dass ein Großteil der medizinischen Zentren schon in Singen angesiedelt ist, sich somit kurze Wege in der interdisziplinären Zusammenarbeit ergeben“, sagt er.
Zustimmung gibt es auch von Walafried Schrott (SPD). „Das war natürlich unser Wunschstandort und definitiv der beste aller Vorschläge. Er bietet eine hervorragende Erreichbarkeit aus dem ganzen Landkreis – vor allem auch für den hinteren Hegau“, ist er überzeugt.
Birgit Kloos (SöS) sieht dies ähnlich: „Durch das Votum für Singen können wir erwarten, dass wir auch im nordwestlichen Teil des Landkreises in den nächsten Jahrzehnten eine zukunftsfähige stationäre Versorgung der Bevölkerung behalten.“ Nichtsdestotrotz werde es laut Kloos für den gesamten Landkreis eine schwierige Aufgabe, den Neubau finanziell zu stemmen. „Das wird den Finanzausschüssen der beteiligten Kommunen und Gremien noch viele schlaflose Nächte bescheren“, vermutet sie.
Krankenhaus-Förderverein fordert gesicherte Finanzierung

Dass die neue Klinik in Singen gebaut wird, freut auch Veronika Netzhammer, Vorsitzende des Krankenhaus-Fördervereins. „Beide Singener Standorte sind von der Lage so gut, dass eine Entscheidung dagegen völlig unverständlich gewesen wäre“, sagt Netzhammer. Der Standort Singen habe aus ihrer Sicht grundsätzlich mehrere Vorteile. „Zum einen haben wir hier sehr viele hochqualifizierte Disziplinen. Gerade die Verbindung zur Uni-Klinik Freiburg ist sehr wertvoll. Generell hat das Singener Krankenhaus Strahlkraft über die Region hinaus“, so Netzhammer.
Aber auch die Lage des Singener Grundstücks kurz vor der Auffahrt zur Autobahn 81 biete einen entscheidenden Vorteil: Das Krankenhaus sei so von überall gut erreichbar. „Von Gailingen oder Tengen ist der Weg nach Konstanz, aber auch nach Radolfzell verhältnismäßig weit. Da liegt Singen deutlich zentraler“, ist ihre Argumentation.
Aus Sicht des Krankenhaus-Fördervereins sei ein Umstand ganz entscheidend: „Für uns ist es wichtig, dass die Finanzierung der Gesamtkosten gesichert ist. Das ist aktuell nicht der Fall“, sagt Veronika Netzhammer. Denn: „Man muss aktuell immer mit Gesamtkostensteigerungen rechnen“.
Gewählte Grundstück erfüllt alle Anforderungen
In einer Sache sind sich also alle Singener Fraktionssprecher sowie Krankenhaus-Förderverein einig: Der nun ausgesuchte Standort war und ist alternativlos. Eine entsprechende Frage, ob es Alternativen gebe, beantwortet Kirsten Brößke knapp und deutlich: „Nein!“. Das nun ausgesuchte Grundstück könne alle Anforderungen erfüllen, Größe und Erreichbarkeit würden stimmen. „Der jetzige Standort war auch für uns die vom ersten Tag der favorisierte Strandort“, macht Dirk Oehle deutlich.
Hubertus Both sieht dies ähnlich: „Ich fand, dass der Standort von Anfang an große Chancen geboten hat – gerade mit Blick auf die Erreichbarkeit.“ Er betont aber auch, dass Singen sehr gute Vorarbeit geleistet habe – mit ersten Arbeiten und diversen Gutachten. „Ich spreche nicht als Singener Patriot, aber es ist eine gute Entscheidung für alle Hegauer“, sagt Both.
Eine etwas andere Meinung hat Eberhard Röhm. Er hätte den aktuellen Standort der bestehenden Klinik für besser erachtet, wenn dieser sinnvoll und machbar gewesen wäre. „Aber aus nachvollziehbaren Gründen ist er das nicht. Bei der Besichtigung und Vorstellung der Standorte wurde schnell klar, dass der jetzt vorgeschlagene Standort der beste ist“, so Röhm.