Es ist ein sonniger Vormittag in Singen, viele nutzen die Gunst der Stunde für einen Einkaufsbummel in der Fußgängerzone. Menschenmassen strömen vom Bahnhof in Richtung Cano. Dabei müssen sie an einer Fußgängerampel Halt machen. Aber es ist nicht irgendeine Ampel: Statt einem klassischen Männchen hüpft ein Narr durch den kleinen Lichtkreis – der Singener Poppele. Aber die Motiv-Ampel sorgt nicht nur für Begeisterung. Es gibt auch Bedenken – nicht zuletzt rechtlicher Art. Der SÜDKURIER hat ein Stimmungsbild der Singener eingefangen.
Wie gefällt den Passanten die Poppele-Ampel?
„Ich finde die Idee cool. So eine Motivampel habe ich bisher nur in Singen gesehen, sie hat also definitiv einen Wiedererkennungswert“, sagt Gaetano Romagnolo aus der Schweiz. Auch Carola Roser, die einmal im Jahr in Singen Urlaub macht, findet die Poppele-Ampel eine gelungene Abwechslung: „Sowas macht Deutschland endlich mal lockerer.“
Doch sind die Bedeutungen klar?
Hier ist die Meinung der Passanten geteilt. Markus Engel, der solche Motivampeln aus seiner Heimatstadt Hamburg kennt, findet: „Es ist doch ganz eindeutig. Auf dem einen Symbol springt die Figur, auf dem anderen steht sie steif da.“ Auch für Nina Koller aus Singen, die mit ihrer Freundin in der Fußgängerzone unterwegs ist, sind die Bedeutungen klar: „Bei Rot stehen, bei Grün gehen. Und selbst, wenn man die Farben nicht unterscheiden kann, sieht man ja, ob es oben oder unten leuchtet.“ Man müsse sich schon Mühe geben, das nicht zu verstehen, sagt Gaetano Romagnolo zwinkernd.
Doch Carola Roser sieht die Ampel kritisch: „Ich schaue auf die Farben. Wer aber eine Rot-Grün-Schwäche hat, könnte Probleme haben. Denn die Symbole allein sind für mich nicht klar erkennbar.“ Der gebürtige Singener Steven Skowronek teilt diese Ansicht: „Naja, man kann in die Symbole schon ganz schön viel hineininterpretieren.“
Gerade weil die Symbole nach Vorgaben der Straßenverkehrsordnung auf den ersten Blick erkennbar sein müssen, sieht das Bundesministerium für Digitales und Verkehr Motivampeln als rechtlich bedenklich. Beispielsweise in Radolfzell wurde der Wunsch der Narizella nach einer Kappedeschle-Ampel aus diesem Grund abgelehnt. Jetzt beschweren sich die Radolfzeller, dass es in Singen ja auch eine Motivampel gibt. Das hat eine Diskussion über die straßenverkehrsrechtliche Zulassung entfacht.
Was halten die Passanten von der Diskussion?
„Man kann es auch übertreiben. Es gibt doch größere Probleme, oder?“, findet Renata Metzger, die die Ampel auf dem Weg zum Bahnhof überquert. Nina Koller sieht das genauso: „Ich finde die Diskussion nicht gerechtfertigt. Man muss doch nicht direkt so bürokratisch werden und ein Problem machen, wo keins ist.“ Steven Skowronek sieht es gelassen: „Man kann über alles diskutieren.“

Was wäre bei einem Rücktausch?
Doch bleibt diese Gelassenheit bei den Menschen auch, wenn man die Symbole zurücktauschen müsste, weil sich herausstellt, dass die Poppele-Ampel illegal ist? Bei Steven Skowronek, ja: „Das wäre mir eigentlich egal. Und was Gesetz ist, ist nun mal Gesetz.“ Carola Roser ist da anderer Meinung: „Ich fände es sehr schade, weil die Ampel irgendwie Teil von Singen ist und auf die Stadtgeschichte und Kultur hinweist.“ Markus Engel sieht im Rückbau ein anderes Problem: „Das würde ja bedeuten, der Steuerzahler muss wieder Geld ausgeben.“ Auch Nina Koller gibt zu bedenken: „Die Frage ist, ob die Kosten dann überhaupt in Relation zum Aufwand stehen.“