Endlich wieder „Lüüt“ (Leute) in Schaffhausen: Nach zwei Jahren ohne Stars in Town kehrt das Festival für seine zehnte Ausgabe zurück. 5500 Menschen fieberten der Eröffnung durch The Gardener and The Tree bei einer Temperatur von 37 Grad entgegen. Und die kam wortwörtlich mit einem Paukenschlag.
Für sie war es ein Heimspiel: The Gardener and The Tree
Mit stampfendem Getrommel führte das sympathische Schweizer Ensemble in ihre Indie-Folkmusik ein. Der auf Englisch singende Manuel Felder konnte mit seiner mächtigen Stimme und kraftvollen Texten das Publikum für sich gewinnen. Auch der Rest der Gruppe zeigte einen engagierten Auftritt, teilweise barfuß oder ohne Shirt, und ließ sich von brennenden Hitze nicht beeinflussen.
Generell erweckten die fünf Schaffhauser bei ihrem Heimspiel den Eindruck, dass sie selbst einen riesen Spaß hatten. Bei ihrem Song „Mama‘s Guitar“ ließ Sänger Felder das Publikum singen. Selbst die, die das Lied noch nicht kannten, konnten den feinfühligen Refrain „You make this house a home“, der sich an die Mutter des Sängers richtet, bald schon mitsingen.
Zwischen Romantik und Politik-Kritik: Tom Walker
Der britische Singer-Songwriter Tom Walker knüpfte mit seinen energiegeladenen Pop-Songs an die Wucht von The Gardener and The Tree an. Zu einigen Liedern, die man sicherlich schonmal im Radio gehört hat, erklärte der gebürtige Schotte auch die Hintergründe: So schrieb er die Ballade „You and I“ für seine langjährige Partnerin. Auf der Bühne erzählte er, dass sie nächstes Jahr heiraten wollen.

Weniger romantisch dagegen war seine aussagekräftiges Stück „Number 10“ in dem er offen Kritik an der britischen Regierung übt. Dabei prangert er vor allem die Regierungspartei Tories und deren bisherigen Premierminister Boris Johnson an, für den Walker offenbar, nett gesagt, wenig übrig hat.
Umso eindrucksvollerschloss Tom Walker seinen Auftritt mit dem Kassenschlager „Leave Light On“ ab, der von einem engen Freund handelt, der mit Drogenabhängigkeit zu kämpfen hatte. Das dennoch sehr hoffnungsvoll gestimmte Lied konnten viele im Publikum mitsingen. Mit einem eindrucksvollen Gitarrensolo am Ende zeigte Walker am Schluss nochmal all seine Fertigkeiten an der E-Gitarre.

Allgemein gab sich der 30-jährige dankbar für seine vierköpfige Band und sein „amazing“ Publikum. Immer wieder zeigte er seine Wertschätzung, nach der Corona-Pause wieder vor so vielen Menschen spielen zu können.
Kann Schaffhausen bei dem Lärm schlafen?, fragt Snow Patrol
Als größter Name auf dem Abendprogramm war Snow Patrol wohl der am meisten ersehnte Auftritt. Mit absoluten Klassikern wie „Chasing Cars“ und „Run“ begeisterte die Gruppe aus Nordirland alle Altersklassen des Publikums. Zudem sorgte Sänger Gary Lightbody mit witzigen Sprüchen zwischen Liedern immer wieder für zusätzliche Unterhaltung.
Dabei stellte er die durchaus berechtigte Frage, ob denn die ganzen Anwohner in Schaffhausen bei der lauten Musik schlafen können und entschuldigte sich bei ihnen für den Lärm.
Snow Patrol, die schon seit 28 Jahren bestehen, verließen ihr Publikum am End natürlich nicht ohne Zugabe: Nach lautstarken „One more! One more!“–Rufen der Fans schloss die Band mit einer kraftvollen Darbietung ihres Hits „Just Say Yes“ ab und wünschten allen eine gute Nacht.