Frau Henke, Sie sind Grünen-Stadträtin und haben im Jahr 2021 die Initiative „Stadtgrün Singen“ gegründet. Für diejenigen, die vielleicht bisher noch nichts von Ihrer Initiative gehört haben: Was ist Ihr Ziel?
Regina Henke: Das Ziel unserer Initiative ist es, Singen grüner zu gestalten – und damit einen spürbaren Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas zu leisten. Gerade im Hinblick auf die notwendigen Maßnahmen zur Klimaanpassung und zur Steigerung der Aufenthaltsqualität im urbanen Raum wird das Thema Stadtgrün immer wichtiger.
Sie haben klein angefangen. Konnten Sie derweilen weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter für Ihre Arbeit gewinnen?
Regina Henke: Wir erhalten immer wieder viel Zuspruch, und es erreichen uns zahlreiche Ideen und Anregungen aus der Bevölkerung. In der Realität bleibt die konkrete Umsetzung dann aber doch meist an einem kleinen, engagierten Kreis hängen. In unserem Team, das aus 20 Personen besteht, bringen sich manche mehr und manche weniger aktiv ein. Viele von meinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern bekleiden beruflich und privat mehrere Ämter und es gibt daher einige Schnittmengen, so dass es uns immer wieder gelingt, Kompetenzen zu bündeln. Aber natürlich freuen wir uns, wenn wir Verstärkung bekommen und sich Menschen bei uns melden, die Lust haben, unsere Initiative aktiv zu unterstützen.
Sie müssen sich vielen unterschiedlichen Aufgaben stellen, wie beispielsweise der Antragsstellung für Fördergelder oder Pressearbeit, um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Gibt es eine klare Aufgabenverteilung?
Regina Henke: Da die Stadt Teil der Initiative ist, hat sie erfreulicherweise die Antragstellung für Fördergelder übernommen. Wir konzentrieren uns dann auf die praktische Umsetzung. Ein schönes Beispiel dafür ist die Aktion „Natur nah dran“, bei der mit Fördermitteln von Land und Naturschutzbund Nabu städtische Flächen ökologisch aufgewertet wurden.
Was konnten Sie bisher gemeinsam mit Ihren Mitstreitern erreichen?
Regina Henke: Besonders wichtig ist uns, dass wir das Bewusstsein für den positiven Einfluss von Stadtgrün auf die Lebensqualität stärken konnten. Ganz konkret haben wir etwa an der ökologischen Umgestaltung von städtischen Flächen mitgewirkt – wie bei der Ring-Apotheke oder der Tittisbühlschule. Ein aktueller Erfolg ist die Sicherung des Gartens mit dem prächtigen Magnolienbaum im Bereich „Alte Polizei“, die durch eine Änderung des Bebauungsplans erreicht wurde – ein Herzensanliegen, das wir gleich zu Beginn formuliert hatten.
Bei Ihrer Tour durch die Ortsteile sind Sie auf unterschiedliche Anliegen gestoßen. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie die Dringlichkeit?
Regina Henke: In solchen Fällen bin ich meist in meiner Funktion als Stadträtin gefragt. Gemeinsam mit meiner Fraktion unterstützen wir Anliegen ideell. Im Fall des Friedinger Pfarrgartens habe ich – auch als Friedinger Bürgerin – selbst im Urlaub mit angepackt. Das ist jedoch eher die Ausnahme, denn sowohl meine Zeit als auch die personellen und logistischen Ressourcen der Initiative sind begrenzt.
Eines Ihrer Ziele war es, Privatleute anzusprechen und zu beraten, um die Begrünung der Stadt zu forcieren. Wie gut ist das gelungen?
Regina Henke: Dieser Bereich wurde erfreulicherweise von der Stadt übernommen. So gab es Förderprogramme zur Anlage naturnaher Gärten und das Projekt „Grüne Hausnummer“. Leider mussten diese Projekte aufgrund der angespannten Haushaltslage aktuell auf Eis gelegt werden.
Oft ist es sinnvoll, bereits Kindern so früh wie möglich den Umweltgedanken zu vermitteln und Kindergärten und Schulen in Projekte mit einzubinden. Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?
Regina Henke: Ich habe einige Jahre eine Garten-AG an der Wessenbergschule betreut. In dieser Zeit konnten wir mit Unterstützung der Stadt einen Naschgarten, ein Insektenhotel und Blühbeete anlegen. Solche Projekte liegen mir sehr am Herzen, denn Kinder sollten frühzeitig einen Bezug zur Natur entwickeln dürfen.
Wie möchten Sie das Engagement in den Quartieren weiter stärken, sodass mehr grüne Projekte umgesetzt werden können?
Regina Henke: Wenn es meine Zeit zulässt, möchte ich gerne mit den Quartiersmanagerinnen ins Gespräch kommen, um gemeinsam Ideen und Möglichkeiten für grüne Projekte in den Stadtteilen zu entwickeln.
Welche Rolle können Fassaden- und Dachbegrünungen künftig für eine nachhaltige Innenstadtgestaltung spielen?
Regina Henke: Fassaden- und Dachbegrünungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung. Sie wirken wie vertikale Gärten, verbessern das Mikroklima und tragen ganz nebenbei auch optisch zur Aufwertung des Stadtbildes bei.
Dann freuen sie sich sicherlich, wenn Sie den Fortschritt von Projekten wie „Grüner Wohnen“ verfolgen.
Regina Henke: Richtig. Mit dem Projekt „Grüner Wohnen“ haben Reiner und Philipp Kupprion ein zukunftsweisendes Wohnquartier geschaffen, das beispielhaft zeigt, wie urbane Nachverdichtung klug und verantwortungsvoll gelingen kann. Ohne neuen Boden zu versiegeln, allein durch die Aufstockung auf etwas Bestehendes, sind 55 moderne Wohnungen entstanden, die sich nicht nur harmonisch in das Stadtbild einfügen, sondern auch architektonisch eindrucksvoll sind. Der Parkplatz der C&A-Filiale wurde zu einem mehrstöckigen Parkhaus umgebaut, auf dem komfortabler Wohnraum entstanden ist. Die energetische Bauweise ist durchdacht und die teilbegrünte Cortenstahl-Fassade ist ein Blickfang, die maßgeblich den Heinrich-Weber-Platz prägt. Im Innenhof wachsen Sträucher mit Obst und Beeren sowie viele heimische Pflanzen, die Insekten und Vögeln einen paradiesischen Lebensraum bieten. Ein Wohnquartier mitten in der Stadt – dennoch im Grünen und mit Blick auf den Hohentwiel. Das ist wirklich gelebte Nachhaltigkeit!