„Ohne Handwerk geht nichts“, lautet der Spruch von Geschäftsführer Ingo Arnold. Gemeinsam mit einem seinem Ausbilder, Daniel Frey, und dem Auszubildenden Aleksandar Cvjeticamin brachte er interessierten Schülern und Schülerinnen die Arbeit beim Sanitärunternehmen Kumpf und Arnold in Singen näher. „Wenn wir uns umschauen: Tische, Stühle, Autos – für alles braucht es das Handwerk. Natürlich – die Industrie kann es herschaffen, aber alles muss auch irgendwie erhalten werden“, erklärt Arnold.

Auch für die Zukunft sei das Handwerk sehr wichtig, denn es brauche Lösungen, um die Energiewende umzusetzen. „Klar, dafür braucht es auch die Politik, aber vor allem braucht es Leute, die es machen – es braucht euch“, betont der Geschäftsführer. Eine Botschaft, die am Tag des offenen Handwerks immer wieder ähnlich zu hören war.

Handwerk ist nicht länger nur Hand-Werk

Das Handwerk hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert: Früher sei es für die Monteure fast ausschließlich körperlich harte Arbeit gewesen, erinnert sich Arnold. Heutzutage seien sie aber alle auch mit Tablets unterwegs und können den Auftrag vom Anfang der Auftragsannahme bis zum Ende der Rechnungsstellung ausführen. Längst sei es nicht mehr nur körperliche Arbeit. Ausbilder Daniel Frey sieht einen weiteren Aspekt in der handwerklichen Arbeit: „Mittlerweile hat unsere Arbeit auch viel mit Design und Kreativität zu tun.“

Am Beispiel eines Kundenauftrages erklärt Arnold den Schülern: „Ein Kunde beauftragte uns damit, sein Bad zu sanieren“, beginnt er. Nachdem die Maße erfasst worden seien, würde ein 3D-Modell des neuen Bades erstellt, das die Wünsche der Kunden beinhaltet, so Arnold. Daraufhin könne der Kunde sich entscheiden, ob es so bereits zufrieden sei.

Auszubildender Aleksandar Cvjeticamin, Ausbilder Daniel Frey und Geschäftsführer Ingo Arnold (von links) bringen Schülern das Handwerk nahe.
Auszubildender Aleksandar Cvjeticamin, Ausbilder Daniel Frey und Geschäftsführer Ingo Arnold (von links) bringen Schülern das Handwerk nahe. | Bild: Laura Lerch

Wer einen genaueren Einblick in die Arbeit bekommen möchte, könne sich ganz unkompliziert um ein Praktikum bewerben: „Einfach vorbeischauen und nachfragen. Dann findet sich ein Termin“, legt Arnold nahe. „Oftmals führt das Praktikum zu einem bezahlten Ferienjob und wenn es gut läuft sogar bis zur Ausbildung“, fährt er fort.

Der Auszubildende Aleksandar Cvjeticamin weiß: „Man muss sich nur dafür interessieren. Die anderen Sachen, wie Mathe, kommen dann von selbst.“ Und auch Arnold betont: „Klar bedarf es der Schulkenntnisse, aber vor allem braucht es Leute, die stolz auf ihre Arbeit sind.“

Kleinerer Kraftakt und bessere Arbeitszeiten

Auch an das Backhandwerk wurden viele Schülergruppen herangeführt. Bäckerei-Inhaber Philipp Künz begleitete die Jugendlichen persönlich durch seine Backstube. Dabei erzählte er ihnen über das 42 Jahre alte Geschäft und die Vorzüge des Bäckerdaseins. Auch hier habe sich viel zum Besseren gewandelt: „Früher musste man 25 oder gar 50 Kilo schwere Säcke schleppen. Heute sind es maximal 12,5 Kilo“, weiß der gelernte Bäckermeister.

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Auch die Maschinen würden mittlerweile viel Arbeit abnehmen, fährt Künz fort. Beispielsweise gebe es ein Mehlsilo, das die gewünschte Menge Mehl aus dem Keller hochpumpt, erzählt Künz. Aber die Maschinen könnten die Bäcker nicht vollends ersetzen: „Jedes Produkt, das wir backen, haben wir in unseren Händen gehabt“, so Künz.

In den vergangenen Jahren haben sich auch die Arbeitszeiten geändert. Früher hätten die Bäcker die ganze Nacht von etwa null Uhr bis neun Uhr gearbeitet. „Wir haben aus der Corona-Zeit gelernt“, sagt Künz. Damals sei es notwendig gewesen, zwei Schichten einzuführen und die Bäcker voneinander zu trennen, erklärt er. Das wirke sich auch positiv auf die Ausbildung aus, denn Minderjährige dürften erst ab sechs Uhr mit der Arbeit beginnen, weiß der Chef.

Gar nicht so einfach: die Schüler dürfen sich selbst daran erproben, Brezeln zu formen.
Gar nicht so einfach: die Schüler dürfen sich selbst daran erproben, Brezeln zu formen. | Bild: Laura Lerch

Doch auch bei einem Arbeitsbeginn um sechs habe man am Nachmittag noch genügend Zeit, um rechtzeitig im Freibad zu sein, schmunzelt er. Und wenn es soweit sei, dass man in der Nachtschicht arbeiten könne, würde dafür auch ein entsprechender Nachtzuschlag winken, versichert er.

Neue Entdeckungen beim Blick in bekannte Augen

Rund 40 Jugendliche schauten am Tag des offenen Handwerks bei Wöhrstein rein, wie Inhaber Reiner Wöhrstein in einer Pressemitteilung schreibt. Er habe sein Team vorgestellt und versprochen, dass keine langen Referate, sondern aktives Kennenlernen der Fotografie angesagt war. Shopleiter Alex Sacks und Studioleiter Bartosch Kaletha gingen gleich zur Praxis über und die Jugendlichen konnten selbst ausprobieren, wie Pass- und Bewerbungsbilder hergestellt werden.

„So geht Fotografieren“: Studioleiter Bartosch Kaletha zeigt mordernste Fototechnik im praktischen Einsatz bei Wöhrstein.
„So geht Fotografieren“: Studioleiter Bartosch Kaletha zeigt mordernste Fototechnik im praktischen Einsatz bei Wöhrstein. | Bild: WÖHRSTEIN-FOTOGRAFIE

Besonders begeistert seien die Besucher im Studio gewesen, wo Portraitfotografie und Iris-Fotografie gezeigt wurden. So durften die jungen Teilnehmer selbst versuchen, in die Augen zu fotografieren: „Du hast ja zwei verschiedene Augenfarben“, war eine phänomenale Feststellung beim Blick durch das Makro-Objektiv. Reiner Wöhrstein war auch begeistert von den Nachfragen und wies besonders auf die Möglichkeit von Ferien-Praktikas zum Kennenlernen hin, die allerdings sehr früh vereinbart werden müssen.

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Über den Tag des offenen Handwerks hinaus

Um auch weiterhin auf die Handwerksberufe aufmerksam zu machen, war Gabriele Wolfen von der Handwerkskammer Konstanz unterwegs. Ihr Ziel war es, Auszubildende der Betriebe als Ausbildungsbotschafter zu gewinnen. Die Initiative Ausbildungsbotschafter sei vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus gefördert, so Wolfen. Es gehe darum, Schülern und Schülerinnen die Handwerksberufe durch Auszubildende nahezubringen, erklärt Wolfen. „Dafür braucht es Betriebe, die ihre Auszubildenden freistellen, um an Schulen als Botschafter der Handwerksberufe zu fungieren“, so Wolfen.