Nach einem regnerischen Freitagabend wurden am sonnigen Samstagabend in Schaffhausen die letzten Tickets zum Schweizer-Abend des Festivals Stars in Town auf dem Fronwagplatz unter der Hand vertickt. Längst war der Abend ausverkauft. Auf der großen Bühne lobte Festival-Moderator Alex Bluntschi die Treue – die Treue der Bands zum Festival in Schaffhausen, die Treue der rund 700 ehrenamtlichen Helfer, die das Festival erst möglich machen, und die Treue der Fans, die drei Schweizer Bands am Wochenende ein volles Haus besorgten.

6000 Menschen waren auf dem Herrenacker im Zentrum der Stadt Schaffhausen, um Loco Escrito, die Rapper Lo und Leduc sowie die Mundartrocker Hecht zu erleben. Dabei habe es lange so ausgesehen, als ob die Topstars von Hecht ohne Auftritt wieder abreisen sollten.

Stefan Buck von den Schweizer Mundart-Rockern Hecht hat rechtzeitig seine Stimme wiedergefunden.
Stefan Buck von den Schweizer Mundart-Rockern Hecht hat rechtzeitig seine Stimme wiedergefunden. | Bild: Biehler, Matthias

Beim Proben war auf einmal die Stimme weg

Zum Extremfall ist es nicht gekommen, wie Bluntschi verriet, weil ein Mediziner mit reichlich Kortison Sänger Stefan Buck, dem beim Proben am Nachmittag die Stimme versagte, zum Auftritt wieder fit machte. „Aber heute Abend braucht er eure Unterstützung“, so Bluntschi. Und die hat Hecht-Frontman Buck bekommen. Die Spielfreude, mit der Hecht den Herrenacker zum Kochen brachten, wurde vom Publikum erwidert – von der ersten Sekunde an.

Das könnte Sie auch interessieren

Es wurde getanzt, gehüpft und gesungen – auf der Bühne ebenso wie im Konzertsaal unter freiem Himmel. Hits wie „Kawasaki“, „Charlotta“ oder „Besch ready für die Liebi vo mer?“ begeisterten die Fans. Dass Sänger Stefan Buck Probleme mit den Stimmbändern hatte, hat er sich nicht anmerken lassen.

Drittes Mal da, erstes Mal als Headliner

Seit 2011 sorgt die Band für Mundart-Hits. Als Markenzeichen gelten ihre Tanzeinlagen und einstudierten Choreografien an Konzerten und wenn Keyborder Daniel „Gisi“ Gisler mit seinem Instrument in die Menge eintaucht, sind die Fans aus dem Häuschen. „Im Grenzgebiet sind die Schweizer Bands eben auch eine Nummer“, schreit Grenzgängerin Anna Kramer, die in der Schweiz arbeitet und im Hegau lebt, aus der ersten Reihe des Publikums Richtung Bühne.

Der Schweizer beim Schaffhauser Festival Stars in Town 2022 mit Loco Escrito, Lo und Leduc, Hecht und 6000 Party-begeisterten.
Der Schweizer beim Schaffhauser Festival Stars in Town 2022 mit Loco Escrito, Lo und Leduc, Hecht und 6000 Party-begeisterten. | Bild: Biehler, Matthias

Zum Schweizer Nationalfeiertag am 1. August traten Hecht noch am Abend im Bundeslager der Pfadibewegung im schweizerischen Goms vor rund 30.000 Menschen auf. Jetzt waren sie zum dritten Mal in Schaffhausen, und wenn sie erstmals als Headliner ihre Hymne „8. August“ anstimmten, waren am 6. August auf dem Herrenacker alle begeistert.

Lo und Leduc bringen Band mit

Zuvor begeisterten die Rap-Poeten Lo und Leduc zusammen mit ihrer achtköpfigen Band. „Das Publikum bekommt die geballte Live-Ladung und kann sich auf zahlreiche Hits der Berner Combo freuen“, begrüßte Bluntschi das Publikum. Auch Lo und Leduc sind bereits zum dritten Mal auf dem Herrenacker – erstmals aber mit Band. Genau das spielen sie bei ihren großen Hits wie „079“ oder „Jung verdammt“ aus – und holen gerade bei letzterer Nummer Background-Sängerin Julia Portmann ganz nach vorne, die mit ihrer grandiosen Stimme dem Song um Glaube und Aberglaube eine besonders jazzige Tiefe verleiht.

Das könnte Sie auch interessieren

Dass Lo und Leduc nach ihrem Mega-Hit „079“ nicht untätig waren, macht der nächste Erfolg „Tribut“ deutlich, der sich über ein halbes Jahr in den Single-Charts gehalten hat. Das Berner Mundart-Duo Luc Oggier und Lorenz Häberli, der 2007 in der Band Pacome Oggier wegen Stimmproblemen für ein halbes Jahr ersetzen musste, hat sich gefunden und blieb zusammen. Als Wiederholungstäter am Stars in Town bekommen die Berner von Schaffhausen nicht genug.

Die Schweizer Rap-Poeten Lo und Leduc überzeugten mit ihren großen Hits in ungewohnten Arrangements.
Die Schweizer Rap-Poeten Lo und Leduc überzeugten mit ihren großen Hits in ungewohnten Arrangements. | Bild: Biehler, Matthias

„Ein besonderes Highlight im Set ist jeweils Lo‘s Freestyle. Es ist unfassbar, wie er immer wieder neue Begriffe in ad-hoc ausgedachte Reime verwandeln kann“, verrät Social-Media-Sprecher Christian Meier. Polterabend, Herz ufe, Hitzewelle und Wassermelone habe sich Lo für Schaffhausen vorgenommen. „Kein anderer als ein Rapper aus Bern könnte auf Hitzewelle den Ausdruck itze äuä reimen. Aber auch Herz ufe u när härt suufe ist nicht von schlechten Eltern“, Meier.

Das könnte Sie auch interessieren

Keine Spanisch-Kenntnisse? Kein Problem!

Mit den Latino-Klängen von Loco Escrito zeigt sich zum Auftakt am Samstag nach einem nassen Freitag auch die Sonne wieder auf dem Herrenacker – und der Halb-Kolumbianer machte schnell deutlich, dass er auch Besucher ohne Spanisch-Kenntnisse zum Singen seiner Muttersprache animieren kann.