Es hat schon viel Kurioses: An der bevorstehenden Fasnacht werden so viele maskierte Menschen zu sehen sein, wie bisher nie in den närrischen Tagen. Allerdings handelt es sich dabei um Schutzmasken, die wegen der Corona-Verordnungen vielerorts getragen werden müssen. Die Fasnacht selbst muss wegen den wohl noch länger gültigen strengen Corona-Verordnungen auf absoluter Sparflamme stattfinden. Die Hegauer Zünfte haben so gut wie alle Veranstaltungen abgesagt. Viele planen aber kleinere Aktionen, um die Tradition bewusst am Leben zu halten.
Narrentage finden nun virtuell statt
„Das Präsidium der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee hat beschlossen, die abgesagten Präsenz-Narrentage in Owingen am 24. Januar und Hoppetenzell am 31. Januar in virtuelle Veranstaltungen umzuwandeln“, berichtet Rainer Hespeler, Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. „Wir laden jeweils 60 der 120 Mitgliedszünfte zu den beiden digitalen Narrentagen ein. Die Narren sollen bei Einhaltung der Corona-Verordnungen im Häs feiern und mit einem Getränk anstoßen können. Auch närrische Wortbeiträge sind möglich.“ Bilder können auf der Homepage der Narrenvereinigung eingesendet werden und sollen dann bei der Live-Übertragungen von 14 bis 17 Uhr eingeblendet werden. „Die virtuellen Narrentage sind auch ein Dank an die Froschzunft Hoppetenzell und Nebelspalter Owingen, die nach aufwändigen Vorbereitungen die Präsenz-Veranstaltungen nicht ausführen konnten“, so Hespeler.
Aktionen mit Corona-Verordnungen in Einklang bringen
„Die Fasnacht steht im Kalender. Sie darf nicht ganz ausfallen. Auch in Corona-Zeiten“, betont der Präsident der Narrenvereinigung. „Die Arbeitsgemeinschaft der Süddeutschen Narrenverbände, zu der wir gehören, haben eine klare Empfehlung an die etwa 700 Mitgliedszünfte abgegeben. Demnach sollen sie Aktionen ausüben können, die nach den zur Fasnacht gültigen Corona-Verordnungen machbar sind“, erklärt Hespeler. Dies gelte vor allem für die Kernfasnacht vom 11. bis 16. Februar.
„Warum sollt es nicht möglich sein, einen Narrenbaum zu stellen, wenn dafür keine Ansammlung von Menschen nötig ist? Es gibt beispielsweise Hilfsmittel wie einen Kran“, zeigt Hespeler auf. „Die Zünfte können auch mit Kleinigkeiten viel erreichen, um das Brauchtum zu erhalten. Eine schöne Aktion ist es beispielsweise, dass nach der Idee der drei Zünfte von Rielasingen-Worblingen auch viele andere Narrenvereine die Bevölkerung dazu aufrufen, ihre Weihnachtsbäume als Narrenbäume zu schmücken und vor den Häusern aufzustellen. Das hat starken Symbolcharakter.“ Erfreulich sei, dass auch die Gemeinden mitspielen. So biete der Müllabfuhrzweckverband nach der Fasnacht eine Sonderabholung an.
Eine wilde Fasnacht wäre auch keine Lösung
Eine reduzierte Fasnacht soll gleich mehrere positive Effekte haben: Glückliche Kinder, eingehaltene Corona-Regeln und besondere Kreativität. „Besonders Kinder freuen sich auf die Fasnacht. Schon deshalb müssen wir sie auch in kleinem Rahmen veranstalten.“ Ein Verkleiden sei auch mit Corona-Vorschriften möglich. Ein Jahr ohne offizielle Fasnacht sei auch aus anderen Gründen kritisch: „Wenn die Zünfte nichts machen, droht die Gefahr, dass vielerorts eine wilde Fasnacht entsteht, wie etwa in Party-Kellern. Lieber organisieren wir einzelne Aktionen, um dies zu verhindern.
Das Motto für diese Fasnacht heißt: Klein, fein und im Freien“, sagt der Präsident der Narrenvereinigung. Und Hespeler gewinnt noch etwas besonders Positives der bevorstehenden völlig anderen Fasnacht ab: „Die Zünfte waren noch nie so kreativ wie diesmal. Sie schaffen neue Formate wie liebevoll gefertigte Videos, die sie über das Internet veröffentlichen.“

Streichkonzert bei Gottmadinger Veranstaltungen. Doch es soll Alternativen geben
Auch die Gottmadinger Gerstensack-Zunft will die Fasnacht mit Filmen aufleben lassen – und anderen kleinen Aktionen. Dabei trifft sie die Absage-Flut besonders hart. Kein Bieranstich, kein närrischer Frühschoppen und kein großer Umzug am Fasnetmäntig. Gleich drei Veranstaltungen, die eine große Zugkraft auf viele Menschen der Region auslösen, fallen dem Streichkonzert zum Opfer. „Wenn wir gar nichts tun, wäre das ein falsches Signal. Das Brauchtum Fasnacht soll auch in dieser Zeit weiter bestehen. Wir wollen es vor allem den Kindern nahebringen. So plant unsere Zunft, in den Kindergärten kleine Päckle, Bilder zum Ausmalen und Süßigkeiten zu verteilen. Auch eine Schülerbefreiung in ganz kleinem Rahmen wäre denkbar“, verrät John Weber, Zunftmeister der Gottmadinger Gerstensäcke. Die schönsten aus Weihnachtsbäumchen verwandelten Narrenbäumle sollen prämiert werden.
Poppele haben ein Problem: Ihre Veranstaltungen ziehen sehr viel Publikum an
Die Singener Poppele-Zunft will noch über mögliche Aktivitäten beraten. „Was wir genau machen, stimmen wir in zwei Narrenräte-Gremien ab. Wir denken von Tag zu Tag. Die Entscheidungen müssen auch kurzfristig möglich sein“, sagt Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk. Auf alle Fälle werde die Zunft digital in Erscheinung treten, auch bei der SÜDKURIER-Aktion (Infokasten). Das Problem: „Wir haben bei allen Veranstaltungen sehr viel Publikum, auch bei der Rathaus-Absetzung. Schon von daher müssen wir auf diese Traditionen verzichten“, erklärt Glunk.
In Tengen haben sich Zünfte geeinigt: Fasnacht fällt komplett aus
Die „Rote Füchse“ aus dem Tengener Stadtteil Uttenhofen gehören zu den kleineren Narrenvereinen. Dort wird die Dorffasnacht großgeschrieben. „Wir gehen normalerweise am Schmotzige zu wechselnden privaten Anlaufpunkten. Das wird diesmal kaum möglich sein. Die Narrenzünfte der Stadt Tengen haben sich darauf geeinigt, auf alle Aktivitäten der Fasnacht zu verzichten“, schildert Wolfgang Böhm, Präsident der Narrenzunft „Rote Füchse“.
Närrische Videos beim SÜDKURIER Medienhaus zur Veröffentlichung einsenden
- Die Aktion: Wenn die Menschen nicht zur Fasnacht gehen können, dann bringen begeisterte Narren die Fasnacht eben zu den Menschen – das ist die Idee der großen Fasnachts-Plattform des SÜDKURIER. Ein engagiertes Team im Konstanzer Medienhaus und zahlreiche Akteure aus der Region bauen dieses Angebot mit kurzen, närrischen Videos gemeinsam auf. Alle, die den Mäschgerle am Bodensee, Hochrhein und im Schwarzwald eine Freude machen wollen, können noch bis zum 20. Januar ein närrisches Video hochladen.
- Preise werden ausgelobt: Der SÜDKURIER Medienhaus stellt dabei die nötige Technik bereit und sorgt über das Internet und die gedruckte Zeitung für eine optimale Verbreitung. Außerdem stiftet es 2000 Euro für die Nachwuchsarbeit der teilnehmenden Gruppen. Nach Abschluss einer großen Leser- und Zuschauer-Abstimmung gibt es 1000 Euro für die erst- und jeweils 500 Euro für die zweit- und drittplatzierte Gruppe. Inhaltlich ist alles erlaubt, so lange bestehende Corona-Regeln nicht verletzt werden und der närrische Anstand gewahrt ist.
- Große Vielfalt erlaubt: Ob musikalische Darbietung oder eine knackige gereimte Büttenrede, ob Traditionsverein oder Guggenmusik, ob hintersinniger Beitrag aus der eigenen Küche oder kleiner Auftritt inmitten von Kulissen: Willkommen sind alle und alles. Die Beiträge sollen auch die große Vielfalt der Fasnacht von Friedrichshafen, bis Tengen, Waldshut und den Schwarzwald zeigen. Die Videos dürfen bis zu drei Minuten lang sein. Technisch geht es ganz einfach über eine Upload-Seite auf SÜDKURIER online, auf der auch die genauen Teilnahme- und Datenschutzregeln erklärt sind. Am 25. Januar beginnt die Publikumsabstimmung.
- So geht‘s: Hier lesen Sie alles über die Aktion, und hier können Sie bis zum 20. Januar Ihr Video hochladen: www.sk.de/fasnacht21