Jetzt ist mal wieder richtig Fasnacht, eine Fasnacht, wie sie früher einmal war. Allerorten im Hegau ist die Welt seit dem Schmutzigen Dunschdig wieder in Narrenhand. Und die Narren genossen das ausgiebige Feiern, nachdem die Corona-Pandemie zu zwei Sparfasnachten gezwungen hat. Und so wurde die Singener Innenstadt wieder zum Epizentrum der Fasnet.

Dabei ist zumindest ein kleines bisschen aus der Corona-Pandemie erhalten geblieben. Der Rathaussturm im Freien zum Beispiel: „Im vergangenen Jahr draußen – das fanden wir charmant“, sagt Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk dazu. Charmant fand das auch das Publikum – der Rathausplatz war knackevoll, als es für die Narren ebenso wie für Oberbürgermeister Bernd Häusler, Bürgermeisterin Ute Seifried und den Gemeinderat ans Eingemachte ging.

Die Stadtspitze hatte einige Aufgaben zu lösen
Am Ende lief es wie immer, auch wenn der Ton aus der Anlage sogar für die Verhältnisse des Poppele anfangs etwas kratzig war: Der OB war den Rathausschlüssel los. Nicht einmal Festkleben am Rathausschreibtisch hat ihm geholfen. Die Macht in der Stadt liegt nun bei den Narren. Dafür durfte Häusler als „oberster Bauherr von Singen“, der jede Lücke zubaut, wie Zunftmeister Stephan Glunk ihn nannte, auf der Bühne auf dem Rathausplatz zeigen, dass er eine Mauer nicht nur in Auftrag geben, sondern auch selbst bauen kann.

Und weil die Scheffelhalle ja wieder errichtet werden soll, durfte die Stadtspitze auch gleich noch in Sachen Holzbau ran. Zunächst einzeln, danach im Duo durften Häusler und Seifried Nägel in einen Holzblock schlagen – mit einem präparierten Duo-Hammer, der aus zwei zusammengeschweißten Hammern besteht.
„Sie haben sich nicht ungeschickt angestellt“ – so lautete danach die Beurteilung von Zunftmeister Glunk, was wohl als Lob zu verstehen war. Die beiden seien „einigermaßen tauglich“ für die Aufgabe. Auch einige Fraktionen im Gemeinderat hatten Beiträge vorbereitet, in denen sie das kommunalpolitische Geschehen aufs Korn nahmen.

Und in jeder Faser war zu spüren, dass die Menschen wieder Lust auf Fasnacht haben – nach einer Durststrecke von zwei Jahren. Das war auch deutlich beim Beginn des Narrenbaumumzugs zu merken, bei dem unheimlich viele Menschen den Beginn des Umzugswegs säumten.

Etwa 900 Umzugsteilnehmer habe es gegeben, so Zeremonienmeister Ingo Arnold beim Narrenbaumstellen am Nachmittag. Und Zunftmeister Glunk schätzte die Zahl der Besucher am Narrenbaumloch auf dem Rathausplatz auf etwa 10.000. Um 16.37 hatten die Zunftgesellen ihr Werk vollbracht und es hieß: Der Narrenbaum steht.

Der traditionelle Abschluss des Schmutzigen Dunschtigs ist in Singen die Bög-Verbrennung am Abend auf dem Rathausplatz. Und auch diese Veranstaltung gab es im Jahr 2023, dem Jahr drei nach Corona, wieder. Und auch am Abend war weiterhin viel närrisches Publikum auf den Beinen, scharte sich um die Flammen und genoss das Programm auf der Bühne am Rathausplatz.

Schon morgens haben die Poppele ein Programm für Jugendliche angeboten: Nach der Schulbefreiung begann das Karaoke-Programm auf der Bühne auf dem Rathausplatz. Moderator Hannes Bliestle heizte den Jugendlichen ein, Christoph Schaible bediente die Technik. 15 Gruppen stellten sich auf die Bühne, das Publikum spendete viel Applaus für alle, die sich getraut haben. Der Publikumsandrang war bei Hochnebel und kalten Temperaturen überschaubar: „Vor Corona war es mehr, aber es wird“, sagte Bliestle. Die Stimmung war aber umso besser.