Jetzt ist mal wieder richtig Fasnacht, eine Fasnacht, wie sie früher einmal war. Allerorten im Hegau ist die Welt seit dem Schmutzigen Dunschdig wieder in Narrenhand. Und die Narren genossen das ausgiebige Feiern, nachdem die Corona-Pandemie zu zwei Sparfasnachten gezwungen hat. Und so wurde die Singener Innenstadt wieder zum Epizentrum der Fasnet.

Rathaussturm am Schmutzigen Dunschdig 2023 in Singen. Der Rathausplatz war bei schönstem Wetter knackevoll.
Rathaussturm am Schmutzigen Dunschdig 2023 in Singen. Der Rathausplatz war bei schönstem Wetter knackevoll. | Bild: Freißmann, Stephan

Dabei ist zumindest ein kleines bisschen aus der Corona-Pandemie erhalten geblieben. Der Rathaussturm im Freien zum Beispiel: „Im vergangenen Jahr draußen – das fanden wir charmant“, sagt Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk dazu. Charmant fand das auch das Publikum – der Rathausplatz war knackevoll, als es für die Narren ebenso wie für Oberbürgermeister Bernd Häusler, Bürgermeisterin Ute Seifried und den Gemeinderat ans Eingemachte ging.

Die Fasnachtsmusik-Gruppe Los Crawallos sorgten für die richtige musikalische Stimmung beim Rathaussturm.
Die Fasnachtsmusik-Gruppe Los Crawallos sorgten für die richtige musikalische Stimmung beim Rathaussturm. | Bild: Freißmann, Stephan

Die Stadtspitze hatte einige Aufgaben zu lösen

Am Ende lief es wie immer, auch wenn der Ton aus der Anlage sogar für die Verhältnisse des Poppele anfangs etwas kratzig war: Der OB war den Rathausschlüssel los. Nicht einmal Festkleben am Rathausschreibtisch hat ihm geholfen. Die Macht in der Stadt liegt nun bei den Narren. Dafür durfte Häusler als „oberster Bauherr von Singen“, der jede Lücke zubaut, wie Zunftmeister Stephan Glunk ihn nannte, auf der Bühne auf dem Rathausplatz zeigen, dass er eine Mauer nicht nur in Auftrag geben, sondern auch selbst bauen kann.

Singens OB Bernd Häusler durfte auf der Bühne zeigen, dass er eine Mauer nicht nur in Auftrag geben, sondern auch selbst bauen kann ...
Singens OB Bernd Häusler durfte auf der Bühne zeigen, dass er eine Mauer nicht nur in Auftrag geben, sondern auch selbst bauen kann – und ist offenbar zufrieden mit dem Ergebnis. | Bild: Freißmann, Stephan

Und weil die Scheffelhalle ja wieder errichtet werden soll, durfte die Stadtspitze auch gleich noch in Sachen Holzbau ran. Zunächst einzeln, danach im Duo durften Häusler und Seifried Nägel in einen Holzblock schlagen – mit einem präparierten Duo-Hammer, der aus zwei zusammengeschweißten Hammern besteht.

Das könnte Sie auch interessieren

„Sie haben sich nicht ungeschickt angestellt“ – so lautete danach die Beurteilung von Zunftmeister Glunk, was wohl als Lob zu verstehen war. Die beiden seien „einigermaßen tauglich“ für die Aufgabe. Auch einige Fraktionen im Gemeinderat hatten Beiträge vorbereitet, in denen sie das kommunalpolitische Geschehen aufs Korn nahmen.

Holzbau können sie auch: Bürgermeisterin Ute Seifried und OB Bernd Häusler beim gemeinschaftlichen Nägel-Einschlagen. Links Zunftmeister ...
Holzbau können sie auch: Bürgermeisterin Ute Seifried und OB Bernd Häusler beim gemeinschaftlichen Nägel-Einschlagen. Links Zunftmeister Stephan Glunk, rechts Zunftkanzler Ali Knoblauch. | Bild: Freißmann, Stephan

Und in jeder Faser war zu spüren, dass die Menschen wieder Lust auf Fasnacht haben – nach einer Durststrecke von zwei Jahren. Das war auch deutlich beim Beginn des Narrenbaumumzugs zu merken, bei dem unheimlich viele Menschen den Beginn des Umzugswegs säumten.

Der Singener Narrenbaum auf seinem Weg durch die Stadt. Wie immer ist er mehr als 26 Meter groß.
Der Singener Narrenbaum auf seinem Weg durch die Stadt. Wie immer ist er mehr als 26 Meter groß. | Bild: Matthias Güntert

Etwa 900 Umzugsteilnehmer habe es gegeben, so Zeremonienmeister Ingo Arnold beim Narrenbaumstellen am Nachmittag. Und Zunftmeister Glunk schätzte die Zahl der Besucher am Narrenbaumloch auf dem Rathausplatz auf etwa 10.000. Um 16.37 hatten die Zunftgesellen ihr Werk vollbracht und es hieß: Der Narrenbaum steht.

Harte Arbeit mit purer Muskelkraft: Die Zunftgesellen packen an, um den Narrenbaum zu stellen.
Harte Arbeit mit purer Muskelkraft: Die Zunftgesellen packen an, um den Narrenbaum zu stellen. | Bild: Freißmann, Stephan

Der traditionelle Abschluss des Schmutzigen Dunschtigs ist in Singen die Bög-Verbrennung am Abend auf dem Rathausplatz. Und auch diese Veranstaltung gab es im Jahr 2023, dem Jahr drei nach Corona, wieder. Und auch am Abend war weiterhin viel närrisches Publikum auf den Beinen, scharte sich um die Flammen und genoss das Programm auf der Bühne am Rathausplatz.

Der Bög brennt: Damit findet der Schmutzige Dunschtig zu seinem traditionellen Ende.
Der Bög brennt: Damit findet der Schmutzige Dunschtig zu seinem traditionellen Ende. | Bild: Freißmann, Stephan

Schon morgens haben die Poppele ein Programm für Jugendliche angeboten: Nach der Schulbefreiung begann das Karaoke-Programm auf der Bühne auf dem Rathausplatz. Moderator Hannes Bliestle heizte den Jugendlichen ein, Christoph Schaible bediente die Technik. 15 Gruppen stellten sich auf die Bühne, das Publikum spendete viel Applaus für alle, die sich getraut haben. Der Publikumsandrang war bei Hochnebel und kalten Temperaturen überschaubar: „Vor Corona war es mehr, aber es wird“, sagte Bliestle. Die Stimmung war aber umso besser.

Karaoke-Stimmung auf dem Rathausplatz in Singen.
Karaoke-Stimmung auf dem Rathausplatz in Singen. | Bild: Freißmann, Stephan