In ihrem Berufsleben war sie das Gedächtnis der Stadt, auf viele Fragen zur Stadtgeschichte wusste sie Antwort. „Und wenn nicht, dann hatte ich einen Plan, wo ich sie finden konnte“, sagte Reinhild Kappes vor Jahren im Gespräch mit dem SÜDKURIER. 1981 kam sie nach Singen, um ein Stadtarchiv aufzubauen. Das hat sie in eindrucksvoller Weise geschafft. Am vergangenen Freitag, 2. August, ist Reinhild Kappes nach langer und schwerer Krankheit verstorben. Sie wurde nur 72 Jahre alt.
Nach ihrer Ausbildung und Arbeit im Stuttgarter Hauptstaatsarchiv und im Auswärtigen Amt in Bonn, wo in den kilometerlangen Regalen weltgeschichtlich hochinteressante Akten aufbewahrt werden, war es für Reinhild Kappes in Singen als diplomierte Archivarin ein Sprung in die Geschichte einer kleinen Stadt. Nach mehr als drei Jahrzehnten ging Reinhild Kappes als Leiterin des Stadtarchivs 2015 in den Ruhestand, kürzlich feierte sie noch ihren 70. Geburtstag.
Große Bestürzung in der Stadtverwaltung
Auch in der Stadtverwaltung hat der plötzliche Tod von Reinhild Kappes für Bestürzung gesorgt. „Wir sind alle sehr traurig. Reinhild Kappes hat sich über die Maße für ihre Stadt Singen und vor allem für deren Geschichte engagiert“, sagt Kulturamtsleiterin Catharina Scheufele. Kappes sei bei allen Kollegen äußerst beliebt gewesen. „Sie war so fröhlich und so engagiert“, so Scheufele weiter.
Zur größten Fähigkeit von Reinhild Kappes habe es gezählt, dass sie Geschichte entstaubt habe. „Sie hat das Stadtarchiv, die dortige historische Arbeit und die Geschichte der Stadt in die Öffentlichkeit getragen“, sagt Scheufele über die Verstorbene. Kappes selbst sagte einmal gegenüber dem SÜDKURIER: „Ziel war es, das Stadtarchiv mit Leben zu erfüllen und Bürgern Einblick in die Geschichte zu ermöglichen, damit sie sich mit ihrer Heimat identifizieren können.“ Das hat sie eindrucksvoll in die Tat umgesetzt. Kappes war 34 Jahre bei der Stadt Singen tätig.
Mit ihrem ganzen Wirken in und um die Stadt Singen hat Reinhold Kappes Spuren hinterlassen. Oder Meilensteine geschaffen, wie sie Scheufele nennt. Zu ihren Aufgaben zählten auch Vorträge, das Signener Jahrbuch und Ausstellungen wie die zum 125. Todestag von Viktor von Scheffel und zur Feier „100 Jahre Stadt Singen“.
Das Geschehen des jeweils vergangenen Jahres hat Reinhold Kappes im Singener Jahrbuch festgehalten. „Ein Meilenstein der Singener Geschichte war auch die Veröffentlichung ihres Buches ‚In Singen gab es keine Juden?‚“, so Scheufele zum 1991 erschienen Buch.
Die Trauerfeier von Reinhild Kappes findet am Mittwoch, 14. August, um 13 Uhr auf dem Waldfriedhof in Singen in der großen Trauerfeier statt.