Frau Häussermann, alle jammern über die Politik, die Stimmung scheint in Deutschland gedrückt. Sie lassen mit Ihrem neuen Programm „Happy Konfetti“ verbal und musikalisch bunte Papierschnipsel regnen. Sind Sie generell ein positiv gestimmter Mensch?

Tina Häussermann: Ja, das bin ich! Denn ich bin dankbar für mein Leben und für so viele kleine Dinge. Ich bin dankbar, dass ich morgens aufstehe und zwei Beine habe, die mich tragen, ein Herz, das schlägt, einen Kopf, der denken kann. Ich bin dankbar für meine wunderbare Familie und dafür, dass ich beruflich das tun kann, wovon ich schon als Kind geträumt habe. Diese Freude versuche ich weiterzugeben, weil ich fest davon überzeugt bin, dass das gemeinsame Lachen Gemeinschaft erzeugt und somit einen Teil dazu beitragen kann, dass wir wieder ein bisschen besser zueinanderfinden – trotz der unsicheren Zeiten um uns herum.

Ihr Bühnenprogramm ist komisch, hintergründig und entspringt dem Alltag. Sie sind verheiratet, haben zwei Kinder. Beschwert sich Ihre Familie nicht, wenn sie sich in manchem aus Ihrem Bühnenprogramm wiedererkennt?

Tina Häussermann: Zum Glück nicht. Meine Töchter sind ja jetzt Teenager – mal sehen, wie lange ich noch darf.

Während manche Comediennes die großen Bühnen anstreben, haben Sie mal gesagt, Sie lieben den kleineren, intimen Rahmen für Ihre Auftritte. Warum?

Tina Häussermann: Mein Humor ist viel zu wenig allgemeinhumoristisch, daher würde ich vermutlich die Porsche-Arena nicht ganz gefüllt bekommen (lacht). Außerdem stehe ich tatsächlich gerne eng mit dem Publikum in Kommunikation, mein Programm lebt von Aktion und Reaktion und da hilft ein intimerer Rahmen, um aufeinander eingehen zu können.

Ihnen liegt die Musik sprichwörtlich im Blut. Gerade einmal fünf Jahre alt, bettelten Sie Ihre Eltern an, wie Ihr großer Bruder, Klavierunterricht nehmen zu dürfen.

Tina Häussermann: Ja, das stimmt, ich wollte das un-un-unbedingt! (lacht). Eigentlich hatten sie gemeinsam mit dem Klavierlehrer entschieden, dass wir noch bis zur Einschulung warten sollten, aber ich war extrem hartnäckig und sie haben schließlich nachgegeben.

Es lag wohl nahe, dass Sie dann auch das Singen für sich entdeckten.

Tina Häussermann: Das Klavierspielen macht mir eine solche Freude, ich übte fleißig und versuchte mich mit Fantasietexten im Singen. Als ich dann – ich war so ungefähr elf oder zwölf Jahre – Robert Kreis mit Chansons der 1920er Jahre im Fernsehen sah, wusste ich: Das will ich auch machen. Von meinem Taschengeld kaufte ich mir Noten und Liedertexte, studierte Stücke ein und trug sie auf Familienfesten vor. Das spielte sich alles im kleinen Kreis ab, aber ich hatte eine enorme Freude. Als ich dann Sängerin im Landesjugendchor war, wurden die Stimmbildner auf mich aufmerksam und hielten mich für förderungswürdig. Also erhielt ich Einzel-Gesangsunterricht. Nach dem Abi nahm ich dann am Konservatorium von Amsterdam das Gesangsstudium im Fachbereich Jazz- und Popularmusik mit Hauptfach Gesang auf und ging ein Auslandssemester an die University of Miami, School of Music, in den Vereinigten Staaten.

In die große weite Welt...

Tina Häussermann: Absolut. Das war eine fantastische Zeit. Ein glücklicher Zufall ließ mich auf Peter Herbolzheimer stoßen, den wohl bedeutendsten Bigband-Leiter und besten deutschen Jazz-Arrangeur seiner Zeit. Ich wurde Mitglied im Vokalensemble seines Bundesjazzorchesters, mit dem wir auf Konzertreisen durch Deutschland und Südafrika gingen. Das war für mich eine einzigartige Erfahrung!

Und wie kam es zum Kabarett?

Tina Häussermann: Im Jahr 1999 wagte ich mich mit meinem ersten Programm „Anonyme Chansonetten“ auf die Bretter der Kleinkunstbühnen, weil ich gemerkt habe, da ist eine Nische für mich zu füllen. Klavierkabarett gab es zu der Zeit tatsächlich noch kaum in der Szene.

Als Moderatorin der „Sisters of Comedy“ in der Gems haben Sie schon Teile des Programms gezeigt. Worum geht es?

Tina Häussermann: Ich feiere mein 25-jähriges Jubelprogramm, sprich: sowohl meinen Job als auch das Leben. Da sind keine Best-of-Kamellen, sondern knusperfrische, nigelnagelneue 90 Minuten. Ich lasse das Publikum ein wenig hinter die Kulissen von 25 Kleinkunstjahren schauen, in denen so viel passiert ist. Und ich erzähle von all den aktuellen Themen, die mich als „47-Pluslerin“, Mutter und Frau bewegen. Was bedeutet mir Glück eigentlich, was macht mich happy? Was macht uns unglücklich? Und sollten wir statt Konfetti nicht einfach manchmal gleich den ganzen Locher schmeißen? Davon berichte auf unterhaltsame Weise. Ich bin mir total sicher, dass sich so mancher im Publikum in den Erzählungen wiederfinden wird

Fragen: Nicola Reimer