Die Zahlen, die die Landesregierung veröffentlicht, klingen alarmierend. Jeder zehnte Fall von Gewaltkriminalität in Baden-Württemberg steht laut dem Innenministerium im Zusammenhang mit einem Messer. Bei insgesamt etwa 14.900 Fällen im vergangenen Jahr macht das etwa 1500 Delikte, in denen ein Messer eine Rolle spielte. Deswegen hat die Landesregierung es Städten und Gemeinden kürzlich ermöglicht, waffenfreie Zonen einzurichten.
Ist das für die Stadt Singen interessant? Nein, antwortet der städtische Pressesprecher Stefan Mohr. „Laut Polizeiangaben ist Singen keine Stadt, die unter der Kriminalität mit Messern zu leiden habe“, schreibt er auf Anfrage. Und man hoffe natürlich, dass dies so bleibt. Sollte sich an dieser Einschätzung etwas ändern, würde die Stadt aber nicht zögern, eine messerfreie Zone einzurichten. Mohr weist allerdings darauf hin, dass das Messerverbot in einer solchen Zone auch kontrolliert werden muss.
Außerdem gibt es hohe Hürden für die Einrichtung einer messerfreien Zone. Diese sind laut dem Ministerium nur in sogenannten Hotspots der Kriminalität erlaubt oder an Orten, an denen große Menschenmengen zusammenkommen. Möglich seien sie nur, wenn die Sicherheitslage es erfordere, so das Ministerium.
Einschätzung der Stadt hat sich nicht geändert
Der Singener Stadtsprecher Mohr weist in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass es bereits jetzt zahlreiche Verbote gebe, die das Mitführen von Messern verbieten: „Beispielsweise dürfen Messer mit einer feststehenden Klinge von mehr als zwölf Zentimetern Länge und Einhandmesser schon nach derzeitiger Rechtslage nicht mitgeführt werden.“ Damit hat sich die Einschätzung der Stadtverwaltung seit dem Juni nicht geändert.
Damals waren die Pläne des Innenministeriums für messerfreie Zonen öffentlich geworden. Solche Probleme wie in einer Großstadt habe man in Singen nicht, sagte damals Marcel Da Rin, Leiter der Singener Kriminalprävention. Auch die Polizeistatistik gibt keine Grundlage dafür her. Sprecherin Katrin Rosenthal berichtete im Juni von jährlich einstelligen Fallzahlen bei Delikten, bei denen ein Messer im Spiel war. Im gesamten Stadtgebiet, nicht nur in der Singener Innenstadt, gebe es „keine überproportional höheren Fallzahlen“, wie sie damals schrieb.