Ist die Schließung der Singener Karstadt-Filiale doch noch abzuwenden? Wenn man nach der Resonanz und Stimmung auf der Kundgebung am Freitagmittag geht, herrscht Optimismus und eine starke Hoffnung von Seiten des Betriebsrats, dass die Konzernleitung ihre Entscheidung doch noch rückgängig macht. 124 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren sonst ihre Arbeit.

„Zukunft statt Kahlschlag!“

Transparente mit diesen Schriftzügen zierten die Bauzäune gegenüber dem Karstadt-Gebäude. Schätzungsweise 300 Bürgerinnen und Bürger waren zur Kundgebung gekommen, die passenderweise um Fünf vor Zwölf begann. Manche Passanten, die schon vorher in der Fußgängerzone unterwegs gewesen waren, gingen direkt auf Christian Filusch, stellvertretender Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Südbaden/Schwarzwald, und Betriebsrätin Diana Rusu zu, die Unterschriften sammelten. „Wir haben bis jetzt schon weit über 2000 Unterschriften zusammen“, sagte Betriebsratsvorsitzende Karin Greuter.

Heike Gotzmann (links), katholische Betriebsseelsorgerin, überreicht der Betriebsratsvorsitzenden Karin Greuter einen bei Karstadt ...
Heike Gotzmann (links), katholische Betriebsseelsorgerin, überreicht der Betriebsratsvorsitzenden Karin Greuter einen bei Karstadt gekauften Schirm, ganz nach dem Motto: „Wir lassen Sie nicht im Regen stehen“. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Eine Fahrt nach Köln

Greuter war am Dienstag zusammen mit Filialleiterin Sabrina Stark und Enrico Mohr, kaufmännischer Leiter, in Köln gewesen: Sie konnten dem neuen Geschäftsführer für Finanzen der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, Miguel Müllenbach, die Situation in Singen darlegen. Hierfür hatten sie noch detaillierte Zahlen vom Stadtmarketing bekommen. „Wir hoffen nun auf ein positives Feedback“, sagte Karin Greuter, die die Stimmung unter der Belegschaft mit den Worten „frustriert und wütend“ beschrieb.

Der Betriebsrat hatte ein paar Transparente vorbereitet, die die Situation widergaben: Aufgeben ist keine Option.
Der Betriebsrat hatte ein paar Transparente vorbereitet, die die Situation widergaben: Aufgeben ist keine Option.

Ein Dank an den Oberbürgermeister

Greuter dankte besonders Oberbürgermeister Bernd Häusler, der sich sehr für den Erhalt von Karstadt in Singen einsetze. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass ein Haus, das schwarze Zahlen schreibt, nun geschlossen werden soll“, betonte Häusler. Karstadt sei seit 46 Jahren ein Leuchtturm und Motor bis in das Umland hinein. Außerdem würden die Geschäfte nicht so florieren, wenn es nicht die Kunden aus der Schweiz gäbe. Häusler sprach ebenfalls an, dass es sich schließlich um eine 1a-Lage handele. Der Vermieter sei auf Karstadt bereits wegen einer günstigeren Miete zugegangen und wolle wohl nochmals entgegenkommen, so Häusler.

Drohen schon bald Kündigungen?

Markus Klemt, Gewerkschaftssekretär bei Verdi, signalisierte die uneingeschränkte Unterstützung von Seiten der Gewerkschaft: „Wir sind gekommen, um zu bleiben!“ Zeitgleich gäbe es übrigens auch Kundgebungen in Berlin, wo sieben Filialen geschlossen werden sollen, sowie in Leonberg. Allerdings könnte es nun – sofern sich die Konzernleitung die Schließung, die auf Ende Oktober terminiert wurde – schon in Kürze zu Kündigungsschreiben für die 124 Mitarbeiter kommen.

Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (rechts) trifft sich mit Karstadt-Filialleiterin Sabrina Stark (links) in Singen, um über die ...
Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (rechts) trifft sich mit Karstadt-Filialleiterin Sabrina Stark (links) in Singen, um über die Lage zu sprechen. | Bild: Matthias Biehler

Eine Ankerfunktion für den Hegau

Reiner Geis, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Südbaden/Schwarzwald, betonte die wichtige Ankerfunktion, die Karstadt/Galeria-Kaufhäuser in den Städten für das Einkaufserlebnis hätten. Die Mitarbeiter hätten seit Jahrzehnten für ein Einkaufserlebnis gesorgt. „Die Schließung ist eine Unverschämtheit und hat nichts mit Wertschätzung zu tun“, sagte Geis.

Reiner Geis, (Geschäfsführer des Verdi-Bezirksverbands Südbaden/Schwarzwald, drückt es drastisch aus: „Die Schließung ist eine ...
Reiner Geis, (Geschäfsführer des Verdi-Bezirksverbands Südbaden/Schwarzwald, drückt es drastisch aus: „Die Schließung ist eine Unverschämheit und hat mit Wertschätzung nichts zu tun!“ | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Solidarität aus Konstanz

Wenn es nun bei der Schließung bleiben sollte, würden die Mitarbeiter in einer Transfergesellschaft aufgefangen. „Ich hoffe, wir müssen das in Singen aber nicht machen“, gab sich Klemt zuversichtlich. Solidarität hatte es die Tage ja auch schon von Karstadt-Mitarbeiern in Konstanz gegeben. „Wir unterstützen Euch im Kampf um den Erhalt Eurer Arbeitsplätze“, sagte auch Heike Gotzmann, katholische Betriebsseelsorgerin.

Was Karstadt für Kunden bedeutet

Daniela Aberle-Heine war extra wegen der Kundgebung in die Stadt gekommen und um ihre Unterschrift für den Erhalt der Filiale zu geben. „Ich kann mir Singen ohne Karstadt nicht vorstellen. Ich habe dort vor vielen Jahren, als es noch praktisch alles dort gab, die gesamte Baby-Ausrüstung für meine Kinder gekauft, Geschirr oder Teppiche, alles in sehr guter Qualität“, sagte sie.

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