Es ist ein Fall, der für Aufmerksamkeit gesorgt hat: Am Sonntagmittag, 22. Dezember, hat ein junger Mann mit einem Messer einen Polizeieinsatz in der Südstadt Singen ausgelöst. Bei der Festnahme fällt auch ein Warnschuss, wie auf einem online kursierenden Video zu sehen ist. Die Polizei äußert sich am Tag danach zum aktuellen Stand der Ermittlungen. Dabei wird auch klar, wofür sich der junge Mann nun verantworten muss.

Wie Polizeisprecherin Nicole Minge berichtet, hat der 17 Jahre alte Täter in der Südstadt zunächst mehrere geparkte Autos mit dem Messer, Fäusten, Füßen und einem Stein beschädigt. „Ein 64-jähriger Passant hat den Jugendlichen angesprochen und wollte ihm helfen, doch er wurde von dem jungen Mann attackiert und dabei leicht am Bauch verletzt“, sagt Minge. Der Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht. Mehrere Menschen hatten daraufhin um 14.40 Uhr die Polizei alarmiert, die mit drei Streifenwagen ausrückte. Der Vorfall ereignete sich im Malvenweg, aber nicht unmittelbar an der dortigen Schule.

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Ein Video des Einsatzes kursiert im Netz und verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Allein in einer lokalen Facebook-Gruppe wurde es 8700 Mal angesehen und hat 88 Kommentare (Stand 23. Dezember). Das Video zeigt, wie der 17-Jährige die Aufforderungen der Polizei, stehenzubleiben, ignoriert, und mit dem Messer auf die Einsatzkräfte zugeht. Die Polizisten rufen mehrmals „Messer weg!“ und „Leg das Messer auf dem Boden!“. Schließlich setzen sie Pfefferspray ein und versuchen, mit einem Streifenwagen Abstand zu dem jungen Mann zu schaffen. Das sei laut Minge eine gängige Methode, um Distanz zu schaffen. Später sieht man im Video, wie ein Warnschuss auf den Boden abgegeben wird.

Warnschuss ist ein milderes Mittel, als direkt zu schießen

„Wann ein Warnschuss abgegeben werden darf, ist im Polizeigesetz geregelt. Alle angewendeten Mittel im Einsatz dienten dazu, den Mann auf Distanz zu bringen, denn das Messer ist eine gefährliche Waffe und es soll verhindert werden, dass jemand zu Schaden kommt“, erklärt Minge. Ein Warnschuss sei ein milderes Mittel als direkt zu schießen, sagt sie. Wie oft Schusswaffen zum Einsatz kommen, könne laut Polizeisprecherin nicht benannt werden. „Die Dienstwaffe kommt nur im äußersten Fall zum Einsatz.“

Ein Video (Screenshot) zeigt den Moment, als ein junger Mann in Singen festgenommen wird. Er hatte mit einem Messer in der Nähe der ...
Ein Video (Screenshot) zeigt den Moment, als ein junger Mann in Singen festgenommen wird. Er hatte mit einem Messer in der Nähe der Schillerschule randaliert. | Bild: Screenshot/Privat

Im Video sieht man, wie der 17-Jährige vor dem Einsatzwagen wegläuft, über einen Baumstumpf stolpert und hinfällt. Laut Minge habe er sich dabei leicht verletzt. Die vier Polizisten nutzten die Chance und kreisten ihn ein, gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen legten sie dem Jugendlichen schließlich Handschellen an. Dabei sei laut Minge auch eine Polizistin leicht verletzt worden. Damit korrigiert sie die Schilderung von Sonntagabend, als von zwei verletzten Polizisten die Rede war.

Der Einsatz war nach 13 Minuten beendet. Es habe für die Bewohner der Wohnanlage keine Gefahr bestanden. Anders als überregionale Medien schildern, habe es sich nicht um einen Großeinsatz gehandelt.

Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung

Die Hintergründe seien derzeit noch unklar. „Der 17-Jährige befand sich in einem psychischen Ausnahmezustand, weshalb er in eine psychiatrische Einrichtung gebracht wurde“, sagt die Polizeisprecherin. Ob eine psychische Erkrankung vorliege, werde noch geprüft. Und ob der Jugendliche schon vorher auffällig in Erscheinung getreten sei, werde aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht preisgegeben.

Auf der Wiese sieht man noch deutlich die Reifenspuren des Polizeiautos.
Auf der Wiese sieht man noch deutlich die Reifenspuren des Polizeiautos. | Bild: Graziella Verchio

Die Kriminalpolizei ermittelt nun wegen einer gefährlichen Körperverletzung und einer Bedrohung gegenüber Polizeibeamten. „Das Gericht wird dann über das Strafmaß entscheiden“, so Minge.