In ihrem Berufsleben war das Gedächtnis der Stadt, auf viele Fragen zur Stadtgeschichte wusste sie Antwort. „Und wenn nicht, dann hatte ich einen Plan, wo ich sie finden konnte“, sagt Reinhild Kappes. 1981 kam sie nach Singen, um ein Stadtarchiv aufzubauen.

Nach ihrer Ausbildung und Arbeit im Stuttgarter Hauptstaatsarchiv und im Auswärtigen Amt in Bonn, wo in den kilometerlangen Regalen weltgeschichtlich hochinteressante Akten aufbewahrt werden, war es für die diplomierte Archivarin ein Sprung in die Geschichte einer kleinen Stadt. Nach mehr als drei Jahrzehnten ging Reinhild Kappes als Leiterin des Singener Stadtarchivs 2015 in den Ruhestand, jetzt feierte sie ihren 70. Geburtstag.

Ihre Mission: das Stadtarchiv mit Leben füllen

„Als ich kam, gab es nur ein Inventar, die Akten wurden im Keller aufbewahrt“, erzählt Kappes, dass der damalige Kulturamtsleiter Herbert Berner sie nach Singen geholt habe, um den Bestand der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Ziel war es, das Stadtarchiv mit Leben zu erfüllen und Bürgern Einblick in die Geschichte zu ermöglichen, damit sie sich mit ihrer Heimat identifizieren können“, so Kappes. Und es wurde genutzt, von einzelnen Personen, Schulen und Universitäten.

Zu ihren Aufgaben zählten auch Vorträge, Ausstellungen und das Singener Jahrbuch. Kappes denkt zurück an die großen Ausstellungen zum 125. Todestag von Viktor von Scheffel und zur Feier „100 Jahre Stadt Singen“. Das aktuelle Geschehen des jeweils vergangenen Jahres ist im Singener Jahrbuch festgehalten.

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Eine umfangreiche Aufgabe, wie Kappes weiß. Zuerst müssten interessante Themen aus den Bereichen Sport, Politik und Wirtschaft bis zu Kultur gesucht und dann die entsprechenden Autoren gefunden werden.

Die Vorstellung vom einsamen Archivar, der im stillen Kämmerlein die Dokumente der Vergangenheit hütet, treffe nicht zu, sagt Kappes. Es könne auch richtig spannend werden: „Wenn man auf etwas Interessantes stößt, dem nachgeht und wirklich Neues entdeckt, kann Archivarbeit zur kriminalistischen Tätigkeit werden.“