Integration heißt für den erst kürzlich neu gegründeten Ukrainischen Verein, selbst tätig zu werden und sich in die Gesellschaft einzubringen. Sport, Kultur und Vermittlung in Arbeit sind dabei die Kernthemen. Unter Leitung ukrainischer Trainer wurden im Stadtturnverein (StTV) Singen schon Kurse gestartet, mit dem Benefizkonzert der Folklore-Pop-Gruppe Lisapetny Battalion – zu deutsch Fahrrad-Bataillon – präsentiert der Verein am Donnerstag, 4. Mai, in der Singener Stadthalle einen kulturellen Beitrag. Außerdem möchte der Verein Kinderbetreuungsgruppen organisieren – und die hiesige Verwaltung bei der Digitalisierung unterstützen.

Gruppe reist extra aus der Ukraine an

Mit „Lisapetny Battalion“ zeige der Verein ein Stück ukrainischer Kultur: „Das ist Musik aus dem Volk für das Volk“, betont Mila Babkin, dass die Gruppe mit Temperament und viel Humor Folklore fast zu Popmusik mache. Die überwiegend aus Frauen bestehende Amateurgruppe wurde 1992 in einem kleinen Dorf in der West-Ukraine gegründet. Als Gewinner eines Fernsehprojektes in der ganzen Ukraine bekannt geworden, fülle die Gruppe noch heute die größten Konzertsäle. „Lisapetny Battalion“ wird eigens aus der Ukraine anreisen, das Programm wird auch in deutscher Sprache moderiert.

Das könnte Sie auch interessieren

Mit dem Erlös möchte der Verein medizinische Ausrüstung für ländlich gelegene Krankenhäuser in der Zentralukraine erwerben. Diese sind deutlich schlechter ausgestattet als die Krankenhäuser der Großstädte und gleichzeitig durch die Vielzahl an Kriegsverletzten weit über ihre Kapazitätsgrenzen ausgelastet.

Ukrainer wollen sich einbringen statt abwarten

„Unser Ziel ist es, die ukrainischen Flüchtlinge so früh wie möglich einzubinden und die Sprachbarrieren zu überwinden“, sagt Vorsitzender Evgenij Starchak. Er lebt schon seit 20 Jahren in Deutschland, aber er weiß: „Auch ohne Kenntnis der deutschen Sprache haben sich viele Ukrainer gleich eingebracht und nach ersten Schritten über das Jobcenter auch an die Bürgermeister in ihren Gemeinden gewendet.“ Starchak erinnert an ein Fest im Milchwerk Radolfzell, das anlässlich des Unabhängigkeitstages der Ukraine am 24. August 2022 von ukrainischen Flüchtlingen organisiert wurde.

„Die Menschen sind gebildet und voller Energie, sie möchten selbst tätig werden“, bekräftigt Vitalii Tomniuk. Schon vor Vereinsgründung hätten sich Gruppen gebildet, deren Kräfte sich jetzt im Verein bündeln. Rund 8000 ukrainische Flüchtlinge leben zurzeit im Landkreis Konstanz, in Singen haben rund 800 Aufnahme gefunden. Der Verein ist im ganzen Landkreis aktiv.

Das könnte Sie auch interessieren

Im Bereich Sport bereichern im Familienverbund die Nationaltrainerin und ihre Tochter als mehrfache Weltmeisterin in der Sportart Cheerleading das Angebot des StTV, ihr Mann ist Trainer in der Disziplin Ringen. Weitere Sportarten sollen noch dazukommen.

Zeigen Ukrainer bald, wie eine digitale Verwaltung geht?

Als Alternative zu Kindergärten ist selbst organisierte Betreuung von Kindergruppen geplant, auch beim Burgfest will sich der Verein präsentieren. „Wir möchten die Kanäle bündeln und als Dank für die Gastfreundschaft und die gute Zusammenarbeit mit der Stadt unsere Erfahrungen und Unterstützung bei der Digitalisierung der Verwaltung anbieten“, sagt Starchak.

Als Partnerschaftsbeauftragte für Kobeljaki sorgt Carmen Scheide für die Verbindungen der Stadt Singen in die Ukraine.
Als Partnerschaftsbeauftragte für Kobeljaki sorgt Carmen Scheide für die Verbindungen der Stadt Singen in die Ukraine. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Auch im Bereich psychologische Beratung traumatisierter Flüchtlinge könne sich der Verein mit drei qualifizierten Kräften einbringen. In Zusammenarbeit mit Heimatforscher Willi Waibel und Carmen Scheide, Dozentin für Osteuropäische Geschichte, und zwei ukrainischen Historikern sind auch zweisprachige Lesungen und Besuche in der Gedenkstätte Theresienkapelle angedacht.

Singens Ehrenbürger Willi Waibel hat die Städtepartnerschaft mit dem ukrainischen Kobeljaki begründet und signalisiert Unterstützung für ...
Singens Ehrenbürger Willi Waibel hat die Städtepartnerschaft mit dem ukrainischen Kobeljaki begründet und signalisiert Unterstützung für den neuen Verein. | Bild: SK-Archiv

„Wir sind stolz, dass es gelungen ist, den Verein offen zu halten“, sagt Mark Gerber erfreut über weitere deutsche Mitglieder. Seinen Dank für die große Unterstützung richtet der Vorstand an den Verein Integration in Singen (Insi) und die Stadt, die auch 90 Prozent der Kosten für das Benefizkonzert in der Stadthalle übernimmt.

Vorverkauf im Ticketbüro der Stadthalle sowie in den Tourist-Informationen Singen, Radolfzell und Konstanz und bei Reservix-Vorverkaufsstellen oder im Internet unter www.stadthalle-singen.de