Die Sportvereine hängen weiterhin in der Corona-Warteschleife. Zwar sind in vielen Sportarten, die draußen stattfinden, seit Kurzem Lockerungen angesagt – vor allem mit Blick auf den Jugendbereich. Doch die meisten Sportler müssen sich noch gedulden. Denn Sporthallen bleiben vorerst weiterhin geschlossen. Bis zum 22. März mindestens. Immerhin: Auf den Sportplätzen ist Sport mit Bedingungen wieder möglich. Corona und der Lockdown lassen die Sorgen in den Vereinen in Singen und dem Hegau allerdings weiter anwachsen. Vor allem mit Blick auf die Jugendarbeit schlagen viele Verantwortliche Alarm: Sie sorgen sich, dass Kinder und Jugendliche durch den Lockdown vom Sport entwöhnt werden.
Der Lockdown entwöhnt vor allem Kinder
Harald Schütz ist beim TV Ehingen Mitglied in der Vorstandschaft und auch er blickt mit Sorge in die Zukunft. „Ich selbst habe die Befürchtung, dass wir Spieler und Mitglieder durch Corona verloren haben“, sagt er. Dies betreffe allerdings nicht den aktiven Bereich der drei Herren- und zwei Damenmannschaften.

Sondern vielmehr richte sich sein sorgenvoller Blick in den Jugendbereich. „Die Jugend bildet in unserer aktuellen Situation unser Sorgenkind“, so Schütz weiter. Im Jugendbereich seien durch den Lockdown viele soziale Kontakte verloren gegangen und ob man diese nach der Öffnung der Sporthallen wieder ohne Probleme hochfahren könne, bleibe noch abzuwarten.
Und auch in Sachen Zuschauer bei Heimspieltagen schwillt eine gewisse Skepsis mit: „Es wird schwierig werden, die Zuschauer, die durch den Lockdown verloren gingen, wieder zurück in die Hallen zubekommen“, sagt Schütz. Er könne sich vorstellen, dass bei den Zuschauern auch eine gewisse Angst existiere, sich wieder in eine Sporthalle mit anderen Zuschauern zu setzen. „Und durch den Lockdown wurden sie auch ein Stück weit vom Sport entwöhnt“, so Schütz weiter. Er hoffe nun, dass die Handballer des TV Ehingen ab April wieder in die Hallen dürfen: „Jeder ist heiß darauf, wieder auf das Tor zu werfen und sich mit anderen zu messen.“
Soziale Kontakte fehlen an allen Ecken
Für Andreas Plumari, Vorsitzender des TuS Gottmadingen, gibt es auf die Frage, ob sich Vereine angesichts von Corona Sorgen um die Jugendarbeit machen müssen, nur eine Antwort: „Definitiv ja.“ Plumari berichtet davon, dass der wichtige, persönliche Kontakt zwischen Mitgliedern und Übungsleitern unterbrochen wurde. „Durch die Einstellung des Sports können wir zur Zeit nicht wie gewohnt unsere Kinder und Jugendlichen in ihrer sportlichen Entwicklung begleiten, fördern und unterstützen“, sagt er. Dabei spiele nicht nur die sportliche Entwicklung eine Rolle, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung hinsichtlich der Teamfähigkeit, Disziplin und sinnvollen Freizeitgestaltung.
Corona hat auch beim TuS Gottmadingen Spuren hinterlassen: So hätten dem TuS im Jahr 2020 alle Mitglieder trotz aller Einschränkungen die Treue gehalten. Wie sich die finanzielle Situation allerdings auswirke, sei noch nicht vorhersehbar. Immerhin, die Unterstützung aus dem Soforthilfeprogramm des Sports musste der TuS bisher nicht in Anspruch nehmen. „Die Aussicht für das Jahr 2021 sieht vielleicht nicht so rosig aus. Wir rechnen mit hier mit mehr Vereinsaustritten“, betont Plumari. Seine Folgerung: „Ein Vereinsleben wird geprägt durch persönliche Begegnungen, durch das Miteinander. Das fehlt. Alle virtuellen Angebote, die auch unser Verein anbietet, sind ein nur kurzfristiger Ersatz“, betont er.
Zuwachs beim Stadtturnverein - trotz Corona
Beim Stadtturnverein Singen ist die Situation nicht so dramatisch, wie dessen Vorsitzender Hans-Peter Storz ausführt. Bisher habe es keine Abmeldungen gegeben. Im Gegenteil: „Die Nachwuchsleichtathleten dürfen ja wieder unter Einschränkungen draußen trainieren und dort steigt die Nachfrage bei den Jugendlichen sogar an“, sagt er.
Von einer Abwanderung spüre er nichts. Storz hoffe nun, dass die Mitglieder des Stadtturnvereines bald auch wieder in die Hallen dürfen. „Dann sehen wir, wie die Situation etwa bei unseren Ringern oder den Turnern aussieht“, so Storz weiter. Er hoffe, dass sich viele Sportler nach der langen Pause auch dort wieder danach sehnen, sich endlich wieder bewegen zu können und auch zu dürfen. „Unsere Trainer sind jedenfalls schon motiviert und freuen sich darauf“, betont Storz.

Doch es gebe auch einen Grund zur Sorge: Denn im Bereich Trainer- und Übungsleiter-Fortbildungen habe Corona zu einem Stau geführt. „Dort muss sich schnell etwas tun, denn seit über einem halben Jahr steht dieser Bereich komplett still“, betont er. Und auch das Soziale bereite ihm sorgen. Gerade für die älteren Mitglieder des Stadtturnvereins, die etwa den Reha-Bereich nutzen. „Für viele war dies ein Lebenselixier und eine gute Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten außerhalb der eigenen vier Wände zu treffen“, sagt er. Corona habe dies über viele Monate verhindert und somit für ein Stück weit Vereinsamung geführt. Um nicht völlig abgehängt vom Verein zu sein, haben viele Trainer ein Online-Training angeboten und tun es noch immer.
Beim Hegauer FV rollt der Ball wieder
Beim Hegauer FV ist ein Teil der Jugendspieler wieder zurück auf dem Rasen. Wie Jugendleiter Oliver Mayer berichtet, haben die jüngsten Fußballer das kontaktfreie Training seit Mitte der vergangenen Woche wieder aufgenommen. „Ich war beim Trainingsauftakt dabei und habe gleich gemerkt, wie sehr sich die Kinder gefreut haben“, betont Mayer. Die Freude darüber, endlich wieder kicken zu dürfen, sei überall spürbar gewesen.
Angesprochen auf einen möglichen Schwund an Spielern im Jugendbereich, antwortete Mayer, dass dies beim Hegauer FV nicht zu spüren sei. „Wir haben nicht mehr und nicht weniger Kinder wie vor dem Lockdown“, sagt er. Und die Kinder, die jetzt nicht mehr zum Training erscheinen, hätten diesen Entschluss vielleicht auch ohne Corona irgendwann getroffen. „Dieser Entschluss ist unabhängig von der Pandemie“, so der Jugendleiter des Hegauer FV weiter.
Stufenplan für den Sport
- Seit 8. März: Liegt die kreisweite Inzidenzzahl stabil unter 50 ist kontaktfreier Sport mit maximal zehn Personen unter freiem Himmel erlaubt. Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 können Individualsportarten im Freien mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten stattfinden. Jugendtraining ist mit maximal 20 Kindern unter 14 Jahren unter freiem Himmel erlaubt.
- Frühestens ab 22. März: Bei einer Inzidenz stabil unter 50 ist kontaktfreier Sport drinnen sowie Kontaktsport draußen erlaubt. Liegt die Inzidenz zwischen 50 und 100 ist kontaktfreier Sport drinnen und Kontaktsport draußen – jeweils mit tagesaktuellem Coronatest – möglich.
- Frühestens ab 5. April: Bei einer Inzidenz unter 50 ist Kontaktsport drinnen erlaubt. Liegt die Inzidenz zwischen 50 und 100: kontaktfreier Sport drinnen, Kontaktsport im Freien – ohne Test.