Damit hat niemand in ihrer Familie gerechnet, sie selbst wohl am wenigsten: Berly Anne Malana hat auf den Philippinen Hotel, Tourismus und Management studiert. Dann ist sie als Au-pair-Mädchen nach Deutschland gezogen – eigentlich nur für ein knappes Jahr. „Ich hatte Angst vor Blut und Wunden“, sagt die 31-Jährige von sich. Doch inzwischen lebt sie seit bald zehn Jahren in Deutschland – und ist auf der Intensivstation in Singen tätig. Wie kam es dazu?

„Nach einem knappen Jahr als Au-pair in Deutschland hatte ich das Gefühl: Ich möchte noch mehr von dem Land mitbekommen“, blickt Malana zurück. Mithilfe ihrer Gastfamilie habe sie eine Stelle für den Bundesfreiwilligendienst gefunden, in Tübingen leistete sie Rufbereitschaft im betreuten Wohnen. Und wie sie berichtet, hat dies den Ausschlag gegeben für ihren künftigen Weg: „Die Arbeit mit den Senioren hat mein Herz berührt.“

Also habe sie sich gesagt: Ich möchte gerne mit Menschen arbeiten. Und von den Senioren, die sie betreute, habe immer mal wieder jemand gefragt, ob sie nicht Krankenschwester werden möchte. Schließlich entschied sich Malana für die Ausbildung. In Albstadt habe sie gelernt und auch erstmal den schwäbischen Dialekt übernommen.

Singener verstehen kein Schwäbisch

2020 wechselte sie dann nach Singen. Dort wollte sie den Patienten eine Freude machen, indem sie Dialekt sprach – doch Schwäbisch habe in Singen nicht jeder verstanden. Inzwischen klappe die Kommunikation aber ganz gut. Ihr gefalle es in Singen und sie könne sich im Moment auch nicht vorstellen, auf die Philippinen zurückzugehen.

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Solche Privilegien wie 30 Tage bezahlten Urlaub pro Jahr kenne man dort nicht. Und: „Meine Arbeit macht mir viel Spaß. Ich habe sehr sympathische Kollegen. Jeder Tag ist anders bei der Arbeit“, sagt sie. Auch der Bodensee in der Nähe hätte einen gewissen Reiz. Diesen genießt sie manchmal mit ihrem Freund – dieser hat je einen philippinischen und einen deutschen Elternteil.

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An ihrer Heimat Tuguegarao City im Cagayan Valley vermisse sie ihre Familie, das gemeinsame Kochen und Essen, ihr Lieblingsgericht Chicken Adobo – Reis mit Hühnchen und Sojasoße. Das schmecke eben nur auf den Philippinen. Und dorthin wolle sie auch einmal zurückkehren, allerdings erst im Alter. Denn die Frau, die mit sechs Geschwistern aufgewachsen ist, möchte dann nicht einsam in Deutschland leben.

Urlaube in der Heimat müssen gut geplant werden

Bis es aber so weit ist, trifft Berly Anne Malana sich hier mit ihren philippinischen Freundinnen und Kolleginnen. Sie kochen, essen und singen gemeinsam Karaoke. Und wie ist es mit Urlaub auf den Philippinen? Mache sie grundsätzlich gerne. Aber sie müsse es sich immer auch genau überlegen. Denn alle Verwandten und Freunde würden erwarten, dass sie sie besuche – und alles bezahle und Geschenke mitbringe. „Nach so einem Urlaub auf den Philippinen ist man erst mal pleite“, sagt sie und lacht.