Beuren „Manchmal ist es sogar lustig“, so der Titel des neuen Romans von Michael Kron, der von Ortsvorsteher Stephan Einsiedler zu seiner Lesung in Beuren begrüßt wurde. Kron arbeitet als freier Kulturjournalist für ARD und ZDF. In seinem jüngsten Werk hat der Autor die letzten Jahre der Beziehung zu seiner Mutter halb autobiografisch verarbeitet. Mit einem alten jüdischen Witz, der seine Mutter gut charakterisiert, begann Kron seine Lesung: Eine Mutter schenkt ihrem Sohn zwei Krawatten. Als er ihr zuliebe beim nächsten Familienfest eine davon trägt, ist ihr Kommentar, dass ihm die andere wohl nicht gefällt.

Der eigenwillige Charakter und die Sturheit der Mutter, die als sudetendeutsches Flüchtlingskind schon früh auf eigenen Füßen stand, belasteten ihr Verhältnis. Die fortschreitende Demenz der Mutter und das Gefühl, dass gut gemeinte Vorschläge wie die Einstellung einer 24-Stunden Pflegekraft grundsätzlich abgelehnt wurden, brachten das Einzelkind an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Die wenigen lichten Momente der Mutter, in denen sie dem Sohn ihre Liebe und Zuneigung offenbaren konnte, sowie lustige Erlebnisse wie das Einkaufen im Supermarkt mit der Mutter als Kommandant im Rollstuhl – „...jetzt ab an die Frischetheke, zum Kaffee geht es geradeaus und dann den dritten Gang rechts“ – waren zwar dünn gesät, belohnten aber doch für das große fürsorgliche Engagement.

„Der Roman ist aber auch ein sehr politisches Buch“, so Kron. Die Problematik einer alternden Gesellschaft und der hohe Bedarf an Pflegekräften wird ebenso thematisiert wie die Fragestellung, inwieweit man moralisch verpflichtet ist, sich um die Eltern im Alter zu kümmern. Nach der Lesung entwickelte sich eine lebhafte Diskussion der Zuhörer, die über ihre eigenen Erfahrungen berichteten.

Norbert Kron bedankte sich bei den Organisatoren der Erzählzeit, bei diesem „tollen Festival“ dabei zu sein. Es biete jungen Autoren die Chance, ihr Publikum zu finden, und die grenzüberschreitende Kooperation zwischen Singen und Schaffhausen sei auch ein schönes Signal in dieser Zeit des wieder um sich greifenden Nationalismus.