Sie ist heute ganz selbstverständlich, aber es war ein langer Kampf, bis sie kam: Der Bau der Autobahn 98 zwischen Stockach und Singen begann im November 1977. Zuvor, Anfang März desselben Jahres, fand eine lange Anhörung im Planfeststellungsverfahren statt.
Der SÜDKURIER berichtete damals, dass dieses mit grünem Licht für die Autobahn endete: „Das Autobahnamt war in Detailfragen zu Zugeständnissen bereit, mache Wünsche mussten allerdings begraben werden.“ Diskussionen gab es zum Beispiel um eine Anschlussstelle Stockach-West, deren Notwendigkeit nicht alle sahen. Die Debatte beinhaltete auch die Umfahrung der B 14, für die es in den 1970ern eine angedachte Trasse gab. Diese existiert aber bis heute noch nicht.
Als die Bauarbeiten losgingen, war Stockach-West ein Bestandteil der Planung. Doch der damalige Stadtrat Fritz Metterhauser senior erinnert sich noch daran, wie Vertreter von Stockach darum gekämpft hatten: „Wir sind nach Bonn und Stuttgart gefahren.“ Die Bundesregierung hatte damals ihren Sitz in Bonn. „Die wollten nur eine Autobahn-Anschlussstelle machen, aber wir haben ihnen gesagt, dass dann zuviel Verkehr in der Ludwigshafener Straße wäre“, erzählt Metterhauser.
Ursprünglich war für die neue Autobahn auch nur eine Spur in jede Fahrtrichtung vorgesehen. Dies änderte sich 1978. So hieß es in einem SÜDKURIER-Artikel am 12. August 1978: „Der Bundesverkehrsminister hat nunmehr zugestimmt, dass die Strecke zweibahnig (vierspurig) ausgebaut wird.“ Der Text erwähnte sogar Mittel für die Ortsumgehung von Espasingen – diese Straße gibt es aber bis heute noch nicht.
„15 Autobahnkilometer zwischen dem Schlatter Kreuz und der künftigen Abfahrt Stockach-Ost sind zur Zeit im Bau“, fasste schließlich ein SÜDKURIER-Artikel am 4. September 1979 zusammen. „Für den Unterbau werden bis Ende 1980 rund zwei Millionen Kubikmeter Erde bewegt sein.“
1979 lief parallel zu den laufenden Arbeiten das Planfeststellungsverfahren für Stockach-West. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch Debatten über die Lage der Anschlussstelle. Bei einer Ortsbegehung sprachen sich Gemeinderäte dafür aus, die Landesstraße (heute B 313) direkt an die Autobahn anzuschließen. „Sie hatten offensichtlich nicht mehr in Erinnerung, dass bereits im Dezember 1976 der Gemeinderat über den Standort weiter westlich bereits entschieden hatte“, so der Artikel.
Die Autobahn 98 endete viele Jahre an der Anschlussstelle Stockach-Ost. Bereits 1978 gab es eine Kreistagssitzung in Bodman-Ludwigshafen zur Weiterführung in Richtung Überlingen. Werner Debis, der damalige Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, wies auf die Dringlichkeit einer Lösung für Ludwigshafen hin, wenn die Autobahn bei Stockach Ende und der Verkehr über die B 31 durch Ludwigshafen fließe. In einem Artikel vom 4. September 1979 hieß es dann: Wohin der Verkehr ab Stockach-Ost rolle, „weiß bis heute noch niemand. Einsprüche verzögern den Weiterbau nach Osten auf unbestimmte Zeit, die geplante Querspanne Singen-Lindau scheint zum Autobahn-Torso zu werden.“
Am 8. Juni 1982 konnte der SÜDKURIER aber zumindest Folgendes zur A 98 berichten: „Erstmals mit der Autobahn vor der Haustür verlebte Stockach ein bemerkenswert ruhiges Wochenende. Vor allem die Anwohner der Radolfzeller und der Ludwigshafener Straße konnten einigermaßen aufatmen. Der Durchgangsverkehr war zwar nicht verschwunden, wohl aber die an Sonntagabenden üblichen stundenlangen Staus.“