Frau Kaufhold , direkt in Ihrer Anfangszeit als Leiterin des Amts für Nahverkehr und Schülerbeförderung hatte das Seehäsle zwischen Radolfzell und Stockach immer wieder große Probleme mit der Pünktlichkeit. Sind, seit Sie die Amtsleitung inne haben, viele Beschwerden über diese Zugverbindung bei Ihnen aufgelaufen?
Im Landratsamt selber ist nur eine einzige Beschwerde eingegangen. Auch bei der SWEG ist im Januar nur eine Beschwerde eingegangen und im Februar waren es drei.
Wie beurteilen Sie insgesamt die Pünktlichkeit auf der Strecke? Ihr Vorgänger, Herr Bendl, hat im vergangenen November gegenüber dem SÜDKURIER von einer Pünktlichkeit des Seehäsles von 98 Prozent gesprochen. Hat sich dieser Wert verändert und können Sie erläutern, wie dieser berechnet wird?
Beim Seehäsle gilt ein Zug, strenger als bei der DB, als unpünktlich, sobald er 3,01 Minuten nach der planmäßigen Ankunftszeit ankommt. Gemessen daran war die Pünktlichkeit in der Vergangenheit tatsächlich sehr gut und lag durchschnittlich bei 98 Prozent. Anfang dieses Jahres hat sich dieser Wert jedoch verschlechtert. Das liegt zum größten Teil an der Langsamfahrstelle bei Stahringen, die inzwischen wieder aufgehoben wurde.
Teilweise gingen die Verspätungen aber auch auf infrastrukturelle Probleme zurück. Im Januar lag die Pünktlichkeit bei 95,4 Prozent, im Februar bei 92,4 Prozent. Für März liegen noch keine Daten vor. Nach der Aufhebung der Langsamfahrstelle gehen wir aber davon aus, dass die Pünktlichkeit wieder auf das alte Niveau ansteigt.
Lokführerstreiks, Personalausfälle wegen Krankheit und Unpünktlichkeit sorgen beim Seehäsle immer wieder für Verdruss bei den Fahrgästen. Können Sie verstehen, wenn regelmäßige Nutzer gefrustet sind, weil es -zumindest gefühlt- an Zuverlässigkeit mangelt? Und gibt es etwas, was der Landkreis oder die SWEG tun können, um diesem negativen Image entgegenzuwirken?
Natürlich können wir den Verdruss von Fahrgästen verstehen, wenn ihr Zug unpünktlich ist. Auch eine statistisch gesehen hohe Pünktlichkeit der Züge hilft dem einzelnen Fahrgast nicht, wenn der eigene Zug unpünktlich ist. Leider liegen die Gründe für die Unpünktlichkeit nicht in unserem unmittelbaren Zuständigkeitsbereich. Probleme mit krankheitsbedingten Personalausfällen und Personalgewinnung haben in unserer Region fast alle Branchen. Der Streik ist zur Zeit behoben, der letzte Streiktag war am 5. Januar.
Wie zufrieden sind Sie als Auftraggeber allgemein mit dem Seehäsle?
Wir arbeiten mit der SWEG sowohl im Bereich der Infrastruktur als auch beim Betrieb des Seehäsles zusammen. Bei beidem funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut.
Im Dezember 2023 steht eine Neuausschreibung des Bahnbetriebs auf der Strecke zwischen Radolfzell und Stockach aus. Wird es dabei Änderungen im Hinblick auf die Taktung geben, also fahren später mehr oder weniger Züge oder bleibt alles gleich?
Im Zuge der Neuausschreibung kommt es zu einer Taktverdichtung. Das Seehäsle wird – mit einer Taktlücke am Vormittag, die für den Güterverkehr freigehalten werden muss – zukünftig ab den frühen Morgenstunden bis in die Abendstunden hinein im Halbstundentakt fahren.
Der Stockacher Raum ist ja sehr ländlich geprägt und bildet somit ein schwieriges Terrain für den ÖPNV. Wie kann man diesen dennoch auch hier so attraktiv machen, dass auch hier mehr Menschen in Betracht ziehen, das eigene Auto öfter stehen zu lassen?
Auch im ländlichen Raum ist uns eine gute Anbindung an den ÖPNV wichtig. Das ist auch im Nahverkehrsplan des Landkreises, der gerade überarbeitet wird, festgeschrieben. Wir achten bei der Planung besonders auf attraktive Umsteigemöglichkeiten zwischen Bus und Zug. Außerdem setzen wir Anrufverkehre ein. Weitere Modelle, wie beispielsweise On Demand Verkehre oder Mobilitätsstationen, werden in Zusammenarbeit mit dem Amt für Klimaschutz und Kreisentwicklung geprüft.