Die Fahrgäste des Seehäsles zwischen Stockach und Radolfzell können aufatmen: Nach acht Monaten konnten die Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG), die unter anderem auch das Seehäsle betreibt, und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ihren Tarifkonflikt beilegen.
Dieser hatte in den vergangenen Monaten immer wieder dafür gesorgt, dass Züge aufgrund von Streiks ausfallen. Auch das Seehäsle war teilweise von den Auswirkungen des Streiks betroffen. Für die Fahrgäste war das mit großen Unsicherheiten verbunden.
Schlichtungsverfahren brachte den Durchbruch
Ein Schlichtungsverfahren zwischen den beiden streitenden Parteien hat nun die Lösung gebracht, wie SWEG und GDL am Mittwochmorgen in einer gemeinsamen Pressemitteilung verkünden. Konkret geht es darum, dass für die GDL nun ein Tarifabschluss für die SWEG sowie für deren Tochtergesellschaft, die SWEG Bahn Stuttgart GmbH (SBS), erzielt werden konnte.
Laut der Pressemitteilung haben sich die beiden Parteien allerdings auf eine Widerrufsmöglichkeit bis 2. Mai verständigt.
Mehr Geld für die Lokführer
„Die Monatstabellenentgelte bei der SBS wurden rückwirkend zum 1. Januar 2022 um 4,8 Prozent erhöht. Bei der SWEG sind die gleichen Monatstabellenentgelte ab Inkrafttreten des Tarifvertrages zum 1. Mai 2023 vereinbart worden“, heißt es in der Pressemitteilung zum Ergebnis der Schlichtung.
Außerdem erhalten die GDL-Mitglieder in beiden Unternehmen im Mai 2023 eine Inflationsausgleichsprämie von 1000 Euro. Weitere Anpassungen seien von November 2023 an möglich, wenn die Tarifverhandlungen der GDL mit anderen Bahnunternehmen zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht sind, heißt es in der Mitteilung.
Wird das Seehäsle jetzt teurer?
Beim Thema Arbeitszeit habe man ebenfalls eine Einigung erzielen können. GDL-Mitglieder haben in Zukunft eine größere Flexibilität im Hinblick auf unterschiedliche Arbeitszeitmodelle, teilen die beiden Parteien mit.
Doch bedeutet das nun, dass die Seehäsle-Fahrgäste künftig tiefer in die Taschen greifen müssen? Zumindest nicht unmittelbar, erklärt SWEG-Pressesprecher Christoph Meichsner auf Nachfrage des SÜDKURIER. „Lohnsteigerungen haben keinen direkten Einfluss auf die Fahrpreise. Die Fahrpreise werden von den jeweiligen Verkehrsverbünden festgelegt.“
Die Verbünde verändern die Preise demnach in Abstimmung mit den Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen auf der Basis vergangener und prognostizierter Entwicklungen. Dazu gehören unter anderem die Entwicklung der Energie- oder auch der Beschaffungspreise, aber auch anteilsweise Lohnsteigerungen, macht Meichsner deutlich.
Beide Seiten zeigen sich zufrieden
„Die Verhandlungen wurden in der Sache hart, aber stets fair und sachlich geführt. Beide Seiten haben Zugeständnisse machen müssen, wir finden uns aber mit unseren Vorstellungen in den Tarifabschlüssen wieder. Deshalb kann die SWEG mit dem Ergebnis zufrieden sein“, wird SWEG-Chef Tobias Harms in der Mitteilung zitiert.
Auch der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky bewertete den Tarifabschluss positiv: „Die GDL-Mitglieder bei der SWEG sind nun in den marktüblichen Tarifverträgen angekommen.“