Herr Windmöller, wie waren Ihre ersten 100 Tage als Museumsleiter von Stockach?
Wirklich sehr schön. Ich bin gut angekommen. Heimisch gefühlt habe ich mich direkt von Anfang an. Ich konnte inzwischen auch schon mit vielen Stockacherinnen und Stockachern sprechen und habe dabei viel Input bekommen, den ich nutzen möchte für Veranstaltungen und Ausstellungen.
Was war Ihr berufliches Highlight in dieser Zeit?
Das größte, was in dieser Zeit passiert ist, ist natürlich die Ausstellungseröffnung Kunst & Kurioses, Ende Mai. Das war eine schöne Veranstaltung, wir hatten ein ganz volles Haus. Das hat mich sehr gefreut.
Die Vorbereitungen für die Ausstellung hatten ja schon begonnen, bevor Sie nach Stockach kamen. War das für Sie dann ein Sprung ins kalte Wasser?
Ja, das kann man so sagen. Ich habe aber zum Glück die sehr schöne Konstellation vorgefunden, dass zwei externe Kuratoren dieses Konzept erstellt haben und ich dann mit denen zusammengearbeitet habe. Gemeinsam konnten wir schauen, wie wir das Konzeptpapier in den Ausstellungsraum gießen. Das Veranstaltungsprogramm ist dann sehr gut angelaufen. Wir hatten auch schon die ersten Anfragen von Schulklassen und Kindergärten. Darüber freue ich mich immer, weil diese Ausstellung einen großen lokalen Bezug hat und gerade Stockacher Schulen und Kindergärten da sehr gut andocken können. Zumal wir, dank der Unterstützung der Bürgerstiftung, für Stockacher Schulklassen und Kindergärten kostenlose Führungen anbieten können.
Was hat Sie in den ersten 100 Tagen sonst noch auf Trab gehalten?
Wir konnten ein Projekt des Stadtarchivs zusammen mit der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts abschließen. Dabei wurden alte Rechnungsbücher aus dem Stadtarchiv im Rahmen eines Modellprojekts restauriert. Wir haben in der Medienarbeit die ersten neuen Akzente gesetzt und den Newsletter etwas rekonzipiert. Die zwei größten Projekte waren aber natürlich die Vorbereitung der aktuellen Ausstellung und der Start der Vorbereitung für die Kunstausstellung im kommenden Jahr.
Wohnen Sie mittlerweile eigentlich in Stockach?
Ja, direkt am Wochenende nach der Ausstellungseröffnung bin ich mit meiner Familie hierher gezogen. Wir fühlen uns wohl, haben uns gut eingelebt und ich bin gespannt darauf, wie sich unser Alltag in Stockach weiterentwickelt, wenn unser Kleiner ab Herbst in den Kindergarten geht.
Was hat Sie am meisten überrascht in Ihrer Anfangszeit in Stockach?
Wirklich überrascht hat mich eigentlich nichts. Klar, es ist alles erstmal neu gewesen, aber es war nichts dabei, wo ich gedacht hätte: Oh wow, das habe ich jetzt aber so gar nicht erwartet. Was mich sehr freut, ist, dass die Leute hier eine so herzliche Art haben und ich so gut aufgenommen wurde in der Stadt. Wenn ich etwas darüber nachdenke: Dass Stockach eine so lebendige Feierkultur hat, hat mich schon etwas überrascht – und gefreut. Ich war zwar vorgewarnt, dass man in „Stocke hocke“ bleibt, aber Schweizer Feiertag, Sommerabend, kommenden Samstag das Stadtgartenfest – die Stockacherinnen und Stockacher haben viele schöne Gelegenheiten das Leben zu genießen, und tun das auch.
Sie hatten sich zum Start in Stockach ein straffes Programm für die ersten 100 Tage vorgenommen. Haben Sie alles geschafft?
Die Planungen für alle Projekte, die ich mir vorgenommen habe, sind gestartet und die ersten Kontakte sind geknüpft. Die Projekte selbst sind noch nicht gestartet, das wäre aber auch gar nicht möglich gewesen in den ersten hundert Tagen. Erst recht nicht mit der Eröffnung der neuen Ausstellung. Mit der Kennenlerntour, die ich angekündigt hatte, sie steht unter dem Motto „Museum auf Achse“, wollen wir noch in diesem Jahr starten. Im Herbst werden wir den ersten Ortsteil besuchen. Dabei möchte ich mit den Menschen ins Gespräch kommen und den Ortsteil kennenlernen. Vor allem möchte ich von den Leuten dabei hören, was sie sich von einem Museum wünschen. Das ist deshalb so wichtig, weil sich das Museum in den kommenden Jahren entwickeln wird. Und das ist eine gute Chance grundlegend zu überlegen, was wir sein wollen. Dazu wollen wir auch mit Leuten sprechen, die normalerweise nicht den Weg zu uns finden.
Sie haben schon die Vorbereitungen für die Kunstausstellung im kommenden Jahr angesprochen. Auch das war eines Ihrer 100-Tage-Projekte. Gibt es inzwischen ein Thema für die Ausstellung?
Ja, das Thema für die Ausstellung 2024 wird Dalí heißen. Es geht also um Salvador Dalí und sein grafisches Werk. Ich habe mir angeschaut, was wir für Stärken in der Sammlung Wagner haben und da ist das einfach ein Thema, was sich fast schon aufdrängt. Wir haben einen recht großen Bestand an Dalí-Werken, die wir als Grundlage für die Ausstellung nehmen und dann natürlich ergänzen werden für die neue Sonderausstellung. Dalí hatte wirklich ein außerordentlich spannendes grafisches Werk, was auch für viele Leute noch mal was ganz besonderes ist, weil es ganz andere Akzente setzt als das, was man von seiner Malerei sonst so kennt. Trotzdem ist es eindeutig Dalí.
In der Ausstellung soll es auch um Dalí als Surrealisten gehen, denn er hat den Surrealismus wirklich gelebt und genau dieses Gefühl möchte ich auch in die Ausstellung bringen. Sie wird vom 17. Mai bis 17. November laufen.
Auf was freuen Sie sich am meisten in den nächsten 100 Tagen?
In die nächsten 100 Tage fällt natürlich das Ferienprogramm, bei dem ich schon sehr gespannt bin, zu sehen, wie das hier läuft und angenommen wird. Spannend ist auch, dass wir mit den ersten Materialien für die neue Ausstellung an die Öffentlichkeit gehen können. Aber ich freue mich auch darauf, wenn nach den Sommerferien einfach das reguläre Museumsprogramm wieder verstärkt startet und wir mit dem „Museum auf Achse“ loslegen können.