Seit Monaten zieht sich der Arbeitskampf zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und der Südwestdeutschen Landesverkehrs GmbH (SWEG) nun schon hin. Immer wieder wurde gestreikt, teils für mehrere Tage am Stück.
Da es bislang keine Einigung in dem Konflikt gab, kamen die Streiks in den vergangenen Wochen kürzer und unvorbereiteter. Oftmals wurde nur für ein paar Stunden am Tag gestreikt, doch wie die SWEG informiert, konnte es dabei auch passieren, dass Züge auf der Strecke ihre Fahrt dann nicht mehr fortsetzen und die Fahrgäste dann nicht an ihrem geplanten Ziel mit dem Zug ankommen.
Das macht Bahnfahrten mit der SWEG momentan mitunter sehr schwer planbar. Genau das ist auch das erklärte Ziel der Lokführergesellschaft GDL, wie diese bereits Anfang Dezember in einer Presseerklärung mitteilte.
Ein Ende ist derzeit nicht in Sicht
Doch wie lange soll diese verfahrene Situation noch weitergehen, die für die Fahrgäste immer mit großen Unsicherheiten verbunden ist? Zumindest im Moment ist ein konkretes Ende des Arbeitskampfes nicht absehbar, macht Lutz Dächert, Bezirksvorsitzender Süd-West, der GDL auf Nachfrage des SÜDKURIER deutlich. „Letztendlich wird es eine Einigung geben müssen. Die Haltung des Arbeitgebers schadet dem Unternehmen und dem Nahverkehr in Baden-Württemberg. Sie bringt die Reisenden und ganz speziell die Mitarbeiter gegen sich auf. Einen Zeitpunkt kann ich Ihnen nicht benennen“, so Dächert.
Neue Verhandlungsrunde bis Weihnachten
Die gute Nachricht ist zunächst einmal: Zumindest bis zum 23. Dezember sind von der GDL keine weiteren Streiks zu erwarten. Sollte die SWEG bis dahin der Fortsetzung der Tarifverhandlungen auf Basis der GDL-Forderungen für beide Unternehmen zustimmen, setzt die GDL die Streiks aus, teilte die Gewerkschaft inzwischen mit. Andernfalls werde man zu weiteren Arbeitskämpfen aufrufen.
Sind die Fahrgäste egal?
Wenn Zwei sich Streiten freut sich der Dritte, besagt ein altes Sprichwort. Im konkreten Fall dürfte das allerdings nicht zutreffend sein. Schließlich ist der unbeteiligte Dritte der Fahrgast, der sich nicht mehr auf die Zuverlässigkeit seiner Zugverbindung verlassen kann. Was ist also die Botschaft der Streikenden Lokführer an die Fahrgäste?
Lutz Dächert sieht die GDL im Recht und wähnt die Fahrgäste auf der Seite der Lokführer. „Die meisten der Reisenden haben für unsere Aktionen Verständnis“, so Dächert. Er erklärt in diesem Zusammenhang, dass die GDL in den letzten Jahren eine der wenigen Gewerkschaften gewesen sei, die den Arbeitgebern die Stirn geboten habe. „Hier geht es nicht nur um die GDL“, so Dächerts Standpunkt.
Keine andere Möglichkeit
Zugleich wirbt Dächert um Verständnis für den Arbeitskampf. Er nennt Missstände, wie den großflächigen Einsatz von Leiharbeitern beim betroffenen Unternehmen und klagt über schlechte Arbeitsbedingungen, die viele Lokführer dazu gebracht hätten, das Unternehmen zu verlassen.
„Ja, die Reisenden müssen den Tarifkonflikt ausbaden. Glauben Sie mir, jeder Eisenbahner würde viel lieber Züge sicher und pünktlich von A nach B fahren. Streiks ist für uns alle belastend und deshalb die letzte Option. Wir sind gern für jeden Hinweis dankbar, der uns ohne Streiks zu einem Ergebnis kommen lässt“, schreibt Dächert an die SÜDKURIER-Redaktion in Stockach.
Vorwurf an das Land
Trotz allem: Die GDL will hart bleiben. Lutz Dächert droht: „Wenn der Eigentümer hier nicht bald eingreift, kann Herr Herman die Reisenden mit dem Handwagen durchs Ländle fahren.“ Mit dem Eigentümer meint Lutz Dächert das Land Baden-Württemberg, mit „Herrn Herrman“ spricht er Winfried Herrman, den Verkehrsminister des Landes an.
In Pressemitteilungen hat die SWEG mehrfach darauf hingewiesen, dass der Aufsichtsrat des Unternehmens der Geschäftsführung verboten habe, mit der GDL über einen Konzerntarifvertag zu verhandeln. Genau das ist für die Gewerkschaft aber im aktuellen Streit einer der wichtigsten Punkte. Ist die Situation also komplett verfahren?
Der Aufsichtsrat sei ein Kontrollgremium und der Eigentümer, also das Land, könnte somit auch entgegen einem Beschluss des Aufsichtsrats auf die GDL zugehen, so der Standpunkt von Lutz Dächert. Aus seiner Sicht wäre durchaus auch ein Kompromiss möglich gewesen.
Kompromissfindung ist schwierig
„Es gab zwei Spitzengespräche zwischen der SWEG/SBS Führung und der GDL. Bei den Gesprächen wurde ein Vorschlag gemacht, der Aussagte, die GDL bekommt einen Rahmentarifvertrag und der dazu ergänzende Haustarifvertrag wird trilateral zwischen der SWEG/SBS und der GDL und gleichlautend zwischen der SWEG/SBS und verdi abgeschlossen“, erklärt Dächert.
Diesen Vorschlag habe die Gewerkschaft verdi jedoch abgelehnt. Das Übertarifliche Angebot, dass die SWEG den Lokführern ihrer Tochtergesellschaft SWEG-Bahn Stuttgart gemacht hat, ist für Dächert kein gangbarer Kompromiss. „Fragen Sie bitte mal die GDL-Mitglieder bei der SWEG warum diese weniger wert sind als die Mitglieder bei der SBS“, so Dächert.
Vor diesem Hintergrund dürfte aber auch die nun anstehende weitere Verhandlungsrunde schwierig werden, denn die GDL hat in der zugehörigen Pressemitteilung bereits erklärt, dass die weiteren Verhandlungen über einen gemeinsamen Konzerntarifvertrag eine Zentrale Bedingung für eine Beendigung des Arbeitskampfs sind.