Herr Padotzke, Sie wohnen seit über 20 Jahren in München, zuvor in Freiburg. Wie eng ist Ihre Bindung an Ihre Heimat Stockach noch?

Sebastian Padotzke: Eng, die Stadt lässt einen nicht so richtig los. Meine Mutter wohnt hier, mein Bruder sucht eine Wohnung. Zuletzt war ich an der Fasnacht für zwei Tage da, das war lustig, das mache ich jedes Jahr am Fasnachtssamstag. Ich wollte eigentlich zum Schnurrsamstag mit Freunden und einen Sketch einstudieren. Aber irgendjemand hat uns in die Fortuna gelotst – und plötzlich hatte ich ein Yeti-Häs an und saß mit denen zusammen. Ich war ja damals bei der Gründung dabei. Jetzt waren viele der Älteren dabei: Rainer Vollmer, Rainer Müller, Jürgen Schramm. Das war schon lustig. Wir können zwar die Stücke nicht spielen, aber haben gute Laune im Hintergrund.

Auch nach dem Ende der Band Reamonn macht Sebastian Padotzke noch immer viel Musik, so wie hier in seinem Studio in München.
Auch nach dem Ende der Band Reamonn macht Sebastian Padotzke noch immer viel Musik, so wie hier in seinem Studio in München. | Bild: Jan Röder

Sie waren früher Keyboarder und Saxophonist der Band Reamonn. Nach deren Ende gründeten sie mit den übrigen Mitgliedern ohne Sänger Rea Garvey die Band Stereolove. Auch um diese Band ist es seit einigen Jahren still geworden. Machen Sie überhaupt noch Musik?

Sebastian Padotzke: Klar mache ich noch Musik. Habe ich immer gemacht, schon vor Reamonn, und werde ich auch immer machen. Aktuell habe ich mehrere Dinge am Laufen, die sich das Jahr teilen. Im Januar und Februar war ich zum Beispiel zwei Monate in Deutschland und Österreich unterwegs mit „Wahnsinn – Die Show“. Da werden Hits von Wolfgang Petry in großen Arenen mit Sängern, Tänzern und einer riesen Arenashow aufgeführt. Das wiederholt sich immer wieder, jedes mal 25 bis 30 Konzerte. Das war jetzt das dritte Mal, dass wir damit auf Tournee waren. Die nächste Show ist im Herbst 2026.

Was machen Sie noch?

Sebastian Padotzke: Ich spiele, immer wenn es passt, bei Papis Pumpels mit. Wir spielen 30 oder 40 Mal im Jahr. Ich kann zwar leider nicht jedes Konzert mit machen, aber so viele es geht. Dann habe ich ein Studio hier in München, da mache ich Studioarbeit mit anderen Bands und Künstlern. Ich helfe bei etlichen Band aus, zum Beispiel Soulkitchen, Mojo Pins, Streetlife und Sweet Music Connection. Und ich spiele oft mit meinem Saxofon zusammen mit DJs bei Hochzeiten oder anderen Festen. Ich mache eigentlich den ganzen Tag Musik. Und in ruhigen Zeiten unterrichte ich auch mal Schüler, aber dieses Jahr ist mir das zu viel.

Und was ist mit Ihrer Band Stereolove?

Sebastian Padotzke: Wir haben damals zwei Platten gemacht, aber danach ging es nicht weiter. Es gab viele Probleme, zum Beispiel gerichtliche Auseinandersetzungen und Rechtsstreits mit der Plattenfirma. Das hat uns etwas den Spaß verdorben.

Sebastian Padotzke mit Saxophon auf der Bühne.
Sebastian Padotzke mit Saxophon auf der Bühne. | Bild: Oliver Look

Haben Sie noch Kontakt zu den alten Band-Kollegen?

Sebastian Padotzke: Wie stehen alle in Kontakt, aber treffen uns selten. Unser ehemaliger Schlagzeuger Mike Gommeringer wohnt in Hamburg oben, Bassist Philipp Rauenbusch in Köln. Aber wir machen auch ab und an was zusammen. Und mit unserem ehemaligen Gitarristen Uwe Bossert, der wohnt in Berlin, teile ich mir einen Studioraum in München. So richtig beendet wurden Stereolove und auch Reamonn nie, wir machen halt seit vielen Pause Pause. Aber alleine aus geschäftlichen Gründen kommen wir regelmäßig zusammen.

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Das heißt, es besteht auch noch Kontakt zu Rea Garvey?

Sebastian Padotzke: Ja, Kontakt gibt es, Uwe hat die letzte Tour mit ihm noch gespielt. Wir haben aber jetzt keinen Plan, nochmal ein Album zusammen zu machen. Auch ich habe mit Rea noch Kontakt, aber wir sind damals nicht in guter Freundschaft auseinander. Es war eine Trennung, darüber musste dann erstmal Gras wachsen. Damals haben wir mehr Zeit zusammen verbracht als mit unseren Familien. Heute macht jeder so sein eigenes Ding.

Hat Ihre Bekanntheit seit dem Ende von Reamonn gelitten?

Sebastian Padotzke: Es ist natürlich weniger als damals mit Reamonn. Wer sich für meine Art Musik interessiert, erkennt mich noch, aber sonst natürlich niemand. Aber auch zu Zeiten von Reamonn war der Rummel sehr auf Rea konzentriert, mit ihm konnte man zeitweise nicht mehr Zug fahren, ohne dass er durchgehend Autogramme schreiben musste.

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Aber wenn du nicht der Sänger bist, bist du nicht das Gesicht der Band. Da kannst du schon entspannt im Café sitzen. Wer würde schon den Schlagzeuger von U2 oder die Gitarre bei Taylor Swift erkennen? Aber ich wollte immer nur Musik machen und nicht ins Rampenlicht. Ich bin auch nicht viel bei Social Media.

Sie waren auch abseits von der Musik aktiv. 2019 berichtete der SÜDKURIER über ein Kinderbuch-Projekt von Ihnen. Was wurde daraus?

Sebastian Padotzke: Das Kinderbuch Pepe gibt es. Den zweiten Teil habe ich schon geschrieben und als Hörspiel aufgenommen, aber noch nicht ganz fertig gemacht. Aber das habe ich erst einmal auf Eis gelegt. Der zweite Teil basiert auf Missverständnissen zwischen verschiedenen Kulturen, da gibt es viele Klischees. Aber so etwas käme gesellschaftlich gerade vielleicht zu einem falschen Zeitpunkt, deshalb habe ich es in die Schublade gepackt.

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Wie geht es bei Ihnen nun weiter?

Sebastian Padotzke: Seit zwei Jahren habe ich ein Projekt mit dem Rapper Finch. Der ist richtig groß und Mainstream geworden, ist auch bei der Vox-Sendung Sing meinen Song dabei. Mit dem gehe ich im Sommer auf Festivaltour und im Oktober auf Arenatour. Dazwischen sind Auftritte mit Papis Pumpels und der Wiesn-Band „Monaco Buam“.

Für meine eigene Musik ist im Jahreskalender hingegen gerade kaum Platz. Allerdings mache ich ein Album mit Uwe Bossert in einer Musikrichtung zwischen Deep House und Blues, die wir Deep Blue nennen. Es wird im kommenden Winter veröffentlicht. Aber bei einem Musikerleben weiß man nie genau, wo es lang geht. Das, worauf man hinarbeitet, findet nicht statt, stattdessen kommt auf einmal etwas anderes, an das man nie gedacht hätte.