Meteorologie ist die Lehre von den physikalischen und chemischen Erscheinungen und Vorgängen in der Atmosphäre sowie deren Wechselwirkungen mit der Erdoberfläche. Die Meteorologie wird auch als „Physik der Atmosphäre“ bezeichnet und entsprechend wissenschaftlich-technisch ist die Sprache, mit der Meteorologen nicht nur über das Wetter, sondern auch den Klimawandel informieren.
„Der Klimawandel. Herausforderungen für Pfullendorf und die Region.“
Seit 30 Jahren informiert Karsten Schwanke in der ARD die Fernsehzuschauer über das Wetter, das immer häufiger vom Klimawandel geprägt wird. Als Festredner beim Neujahrsempfang in der Stadthalle hatte sich der Moderator bestens auf das Thema „Der Klimawandel. Herausforderungen für Pfullendorf und die Region“ vorbereitet. Zunächst besuchte er die am Andelsbach installierte Wetterstation und präsentierte dem Publikum dann die Pfullendorfer Wetterdaten seit 1960. Auch in der Linzgaustadt wurde 2024 mit einer Durchschnittstemperatur von 9,5 Grad wie weltweit das wärmste Jahr gemessen und nur an vier Tagen lag eine geschlossene Schneedecke von einem Zentimeter. In den 60er Jahren hatte man noch 80 solcher Schneetage registriert.
Sommertemperaturen erhöhen sich um 3,5 Grad
Während dieses Zeitraums erhöhten sich die Sommertemperaturen um 3,5 Grad. „Und das geht noch Jahrzehnte weiter“, mahnte Schwanke. Im Jahr 1980 habe man erstmals in Pfullendorf eine Tagestemperatur von 35,1 Grad gemessen, und im Jahr 2100 könnte das Thermometer bis auf 40 Grad steigen.
Die Gesellschaft müsse sich auf die veränderte Situation vorbereiten, machte Schwanke klar. Die Meere erwärmen sich, was zu erhöhten Regenmengen führt, und besonders gravierend ist die Verstetigung von Großwetterlagen. Hoch- oder Tiefdruckgebiete hielten sich früher sechs Wochen über einem Gebiet, und heute sind es bis zu sechs Monaten, was dann extreme Trockenheit oder Dauerregen, sprich Überschwemmungen mit sich bringt. Insgesamt würden sich die Klimazonen nach Norden verschieben, sodass in Deutschland dann Mittelmeerklima herrsche.
Wasser wird zu einem Problem werden
Klar ist für ihn, dass sich Länder und Gesellschaft bald mit Themen wie Wasserrechten beschäftigen werden. Das Tempo und die Intensität von Wetterereignissen erhöhen sich, verdeutlichte der Meteorologe am Beispiel der tropischen Wirbelstürme. Die schiere Anzahl hat sich nicht verändert, aber immer häufiger gibt es Stürme der Kategorien 4 und 5 auf der Skala von 1 bis 5. Das fehlende Bewusstsein vieler Menschen für die Dramatik des Klimawandels führt Karsten Schwanke auch auf die mangelhafte Klimakommunikation zurück. Und auf die Tatsache, dass die Erhöhung der Durchschnittstemperatur von einem Grad sich nicht dramatisch anhöre und für Menschen kaum wahrnehmbar sei.
Natürlicher und menschengemachter Klimawandel
Es habe schon immer einen natürlichen Klimawandel gegeben, der aber tausende Jahre dauerte und ausreichend Zeit für eine Anpassung bot. Durch den CO₂-Ausstoß sei der aktuelle Klimawandel menschengemacht und geschehe rasend schnell. Diese Beschleunigung wird auch von Meteorologen und Behörden nur unzureichend berücksichtigt. Der Deutsche Wetterdienst stuft nach Angaben von Schwanke die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal 2021 als Ereignis ein, das statistisch alle 400 bis 1000 Jahre vorkommt. Ein von ihm beauftragter Mathematiker, der die dynamische Klimaentwicklung in seine Berechnungen einbezog, kam zum Schluss, dass es sich um ein Ereignis handelt, das alle 40 Jahre passieren kann.
Anpassung der Infrastruktur an den Klimawandel
Um die Schöpfung zu bewahren, müssten die Wohlstandsgesellschaften ihre Komfortzonen verlassen und aktiv werden, nannte Schwanke beispielhaft die Schweiz, die jährlich drei Milliarden Franken für die Anpassung ihrer Infrastruktur an den Klimawandel investiert. Die Folgen von Naturkatastrophen seien bei den Eidgenossen oftmals viel geringer in Ländern, die keine Vorsorge betreiben. „Man kann etwas machen“, gab es vom Meteorologen zum Schluss noch eine optimistische, aber fordernde Aussage. Der lange Beifall und das verständnisvolle Nicken der Besucher zeigten, dass dank der Erklärungen des Fachmanns vielen die dramatische Entwicklung noch bewusster wurde.